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In der bisher betrachteten Formenreihe der höheren Pilze, in den Hemi- .
hasidii und den von ' diesen abgeleiteten Formen der Proto- und der Autobasidiomyceten,
konnten wir die Formsteigerung der schon terrestrisch aiigepassten
und ausgebildeten Conidienform bei den isogam ditferenzierten Pilzen nach
Richtung der bestimmt und typisch gestalteten Basidien verfolgen, in welchen die
höchste Frnchtform bei den Basidiomyceten zum Ausdrucke kommt.
N eb e n d ie s e r C o n id i e n - r e sp . ß a s i d i e u r e i h e lä s s t s ic h nun
d ie zweite Fonnbüdung d e r h ö h e r e n P i l z e , v on d en S p o r a n g i e n a u s g
e h e n d , n a c h d eu H em ia s c i n n d n a c h d en A s c o m y c e t e n u n a b -
h ä n g i g v e r f o lg e n , b e i w e lc h e r d a s S p o r a n g ium d ie F o rm s
t e ig e r u n g zu g r ö s s e r e r R e g e lm ä s s ig k e i t b is zu r t y p i s c h e n G e s
t a l t u n g d e s A s c u s d er A s c om y c e t e n e r fa h r e n ha t.
Die schon teiTestrisch angepassten Sporangienträger der isogamen, niederen
Pilze schreiten hier allmählich zu dem bestimmt gestalteten Ascus mit bestimmter
Sporenzahl fort; in den F o rm e n d e r Hemiasci i s t , h om o lo g d en
H em ib a s id i i in d e r C o n id i e n r e ih e , d er n a t ü r l i c h e Ü b e r g a n g zu
d en e i g e n t l i c h e n und h ö c h s t e n F o rm e n d e r Asccmyeeten g e g e b e n .’).
Wir können unsere Betrachtung der Form der Hemiasci an dieser Stelle auf die
wichtig.sten ihrer Repräsentanten beschi'änken, in welchen der hemiasce Charakter
der Sporangien, welche auf gegliederten Alycelien gebildet werden, zu besonders
klarem und überzeugendem Ausdrucke kommt.
l. Hemiasci. Die H em ia s c i w u r d e n in f r ü h e r e r Z e i t , ehe der mor-
jihülogische AVert des Ascus als höchste Fonnsteigerung aus dem Sporangiuin
mit bestimmter Sporenzahl erkannt war, wohl als z w e i f e lh a f t e A s c om y c e t e n
bezeichnet und anhangsweise zu diesen betrachtet.®)
ri Zur leichteren Orientierung will ich liier noch speziell aut meine Abhandlung im
IX. Teile d. AAL pag. b b hinweisen: „Die Ascen der Ascomyceten in ihren Beziehungen zu
den Basidien und zu einfacheren Fruchtformen;“ und auf die Übersicht in den Frnchtforraeu
der Pilze in ihrem natürlichen Zusammenhänge auf pag. 8 8 - 8 9 im IX. Hefte d. AAL,
welche in kurzem Ausdruck die Grundlage des natürlichen Systems der Pilze wiedergibt.
ri Man vergleiche hierzu die Einzelheiten, welche in der Morphologie der Pilze von
de Bary, 1884, zusammengefasst sind. Sie geben die Anschauungen, welche vor mehr als
30 Jahren die herrschenden waren, in treuer Form wieder, namentlich auch die frühere
Nomenclatur in den Fruchtformen und ihren Sporen bei den Pilzen, die jetzt als völlig
überxvnndene gelten kann. — Man vergleiche hierzu die von mir eingetührten Benennungen
der Sporenbildungen der Pilze, welche ich namentlich in dem V lll. Bande d. AV. begründet
habe, und welche inzwischen die allgemeine Annahme gefunden haben.
D ie F o rm e n d e r G a t t u n g P r o t om y c e s leben als Para.siten in den
Achsen und Blattstielen von Taraxacum ofticinale und Aegojiodium jiodagraria
und rufen an diesen schwielenfdrmige Anschwellungen hervor. Im Innern dieser
Anschwellungen finden sich gegliederte Mycelien, in deren Verlauf sich liahl
einzeln, bald in reihenweiser Folge, C h lam y d o s p o r e n mit dicken Membranen
zeigen, b e i d e r e n K e im u n g d e r H e n i ia s c u s z u r A u s b ild u n g konunt.
Es werden im Innern der Chlamydosporen nach voransgegangeiier Zweiteilung
der Zellkerne, je nach der Grösse der Chlamydosporen, eine wechselnde Anzahl
von membranführenden Sporen gebildet, welche nach ihrer Ausbildung mit
Plülfe des übrig gebliebenen Cytoplasmas ejaculiert werden. Die Entleerung der
Sporen, das reichlich vorhandene, bei der S])orenbildung nicht verwendete Cytoplasma,
welches die Ejaculation bewirkt, zeigen die nnmittelbar.sten Anklänge
an die Entleerung dej' .sporeiireifen A.scen und rechtfertigen hierin den früheren
Anschluss von Protomyces an die Ascomyceten. Die ejaculierten Sporen fusionieren
zu zweien oder zu mehreren und keimen dann in Nälirlö.sungen, in
Pflaumendecoct oder in Bierwürze, zu reichlicher Sjjrossung von liefeconirlien
aus. Diese Conidien stellen die Nebenfruclitform des Pilzes dar. Sie fusionieren
in den erschöpften Nährlö.sungeii wiederum zu zweien oder zu mehreren mit einander,
keimen aber gewöhnlich nicht zu Fäden aus, wohl aber geschieht dies in
Luft auf den Nährpflanzen.
Die Infection des Parasiten durch die fusionierten Hemiascensporen oder
auch durch die Sprossconidien erfolgt an jugendlichen Stadien der Nährpflanzen,
deren Gewebe noch nicht ausgebildet und erhärtet sind. Die auf dem Boden zu
Hemiascen auskeimenden Chlamydosporen w'erfen mit der heftigen Ejaculation
des Hemiascus die Infectionskeime auf die jungen Nährpflanzen, welche dann in
ihrer weiteren Entwicklung an den eingedrungenen Stellen die schwieligen Auftreibungen
des Parasiten hervorbringen.’)
E in zw e i te r , b e s o n d e r s c h a r a k t e r i s t i s c h e r F o rm ty jiu s der
Hemiasci ist in der Gattung A s c o id e a gegeben, von welcher A. r u b e s c e n s
auf frisch abgesagten Baumstümpfen, namentlich von Buchen, in der l mgebung
von Münster ziemlich verbreitet aufgefundeu wurde. Bei den von mir und
ri Die Literatur über Protomyces findet sich in den Beiträgen
Woronin Heft I und weiter im IX. Teile d. AAL pag. 109, Tafel III.
von de Barv und