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Ich gebe von der vollständig abgeschlossenen Arbeit an dieser Stelle, vorbehaltlich
eiiier ausfiihrliehen Jlitteilung im XV. oder XVI. 'J'elle d. W., nur einen
kurzen, vorläufigen Abriss mit der ergänzenden Bemerkung, dass ich den Pilz
nach dem Zerfliessen seiner Conidienträger als L y s ip e n i e i l l iu m in s ig n e
B r e f, bezeichnet liabe.
Die Conidien in Reihen treffen wir bei den Conidienträgern von Aspergillus
und Pénicillium unter den Perisporiaceen zum ersten Male an. D ie
r e ih e n f ö rm ig e A n o r d n u n g d er C o n id i e n s p o r e n k om m t d a d u r c h
z u s t a n d e , da.ss die nächstfolgende Conidie von dem Sterigma mathematisch
genau unter der vorausgegangenen angelegt und dass so die nacheinander in
centripetaler Folge gebildeten Conidien die vorausgegangenen hinaussclneben und
in Reihenform Uber sich tragen, ln dieser örtlich so genauen Folge der nach
einander gebildeten Conidien liegt ein Foi-tscliritt gegen die bisher betrachteten
Fälle von Conidienbildung. Hier erfolgte die weitere Bildnng der Conidien
nicht u n t e r der früheren, s o n d e r n n eb en dieser, wie z. B. bei D a c
r y o m y c e s , und so gruppierten sieh die nach einander gebildeten Conidien
zu Köpfchen, die aber zeitlich eine verschiedene Folge zeigten. D ie s e
B i ld u n g v o n C o n id ie n in K ö p f c h e n in s e i t l i c h e r und z e i t l i c h v e r s
c h i e d e n e r F o lg e ist nun aber wohl zu unterscheiden von der s im u lt a n e n
C o n id i e n b i ld u n g , wie wir sie z. B. bei P o ly p o r u s a n n o su s kennen gelernt
haben, bei welchem die Conidien zwar in Köpfchen angelegt werden, aber
auf getrennten, sehr feinen Sterigmen in der einmaligen Bildung einer Conidie,
wie .»ie ähnlich von den eigentlichen Basidien in simultaner Anlage erfolgt,
ihren Abschluss erreicbeu. — Eine eigenartige Conidienbildung in Köpfchen, die
wir bei den Ascomyceten nicht selten antreifen, kommt endlich noch dadurch
zustande, dass die zur Seite geschobenen Conidien sich nicht zu Köpfchen ordnen,
sondern abgetrennt um die letzt gebildete Conidie durch Meinbranvergallertung
kleben bleiben. Es häufen rieh so die stetig nach einander gebildeten Conidien
in der zei-flo.ssenen Meinbransubstanz zu sporangienähnlichen Massen an, welche
in Wasser leicht verteilt werden können. Diese Conidien in Köpfchenfonn,
welche äussserlich den Sporangien ähnlich sehen, dürften zweckinässigerweise als
A c r o s t a la g in u s -C o n id i e n unterschieden werden, weil sie bei dieser Pilzform
schon seit langer Zeit bekannt geworden sind.
Bei den sämtlichen Conidienfonnen, welche frei und offen gebildet werden,
ist von vornherein mit einer Verunreinigung durch fremde Pilzkeime aus der
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Ijiift zu rechnen. Aus diesem Grunde sind Reinkulturen mit diesen Conidien
nur dann als fehlerfrei anzusehen, wenn sie von einzelnen Sporen, welclie vorher
durch das Verdünnungsverfahren isoliert sind, eingeleitet und mit aller Vorsicht
durchgeführt werden. — Auch für die Ascensporen aus den geschlossenen
Früchten der Perisporiaceen ist mit einer Verunreinigung durch fremde Pilzkeime
zu rechnen, welche während der Anlage der Fruchtkörper von aussen
Zutritt haben und welche nachträglich in das Hyjihengeflecht der Fruchtkörjier
eingeschlosseii werden. Mit der Auflösung des sterilen Geflechtes durch die
ascenbildenden Hyphen kommen diese Verunreinigungen in das Innere dev
Fruchtkörper und gelangen zwischen die Ascensporen, wenn diese durch AuL
lösung der Ascen frei werden. Ich konnte bei den Fruchtkörpern von Pénicillium
diese Verunreinigung der Ascensporen in den Perithecien sicher nachweisen. Es
wird auch hier bei den Formen der Lysiascineen die Isolierung der einzelnen
Sporen für die Reinkultur notwendig, wenn sie als fehlerfrei gelten soll. Erst
bei den Sporen der Ascomyceten, bei welchen die Sporen durch Ejaculation au.s
den Ascen mit Hülfe von Cytoplasma frei werden, ist in den ausgeschleudevten
Sporen die Reinheit des Sporenmaterials für die Kultur gesichert. Hier ist nur
notwendig, die Sporen rein aufzufangen und die übjectträger für eine möglichst
beschränkte Zeit bei den Basidiomyceten u n t e r den Fruchtkörpern, bei den
Ascomyceten ü b e r den Fruchtkörpern zu exponieren und so eine beschränkte
Zahl von Sporen aufzufangen. Bei frisch geholten Fruchtkörpern von Basidiomyceten
und von Ascomyceten sind, unter Berücksichtigung der naheliegenden
Vorsichtsmassregeln, die Verunreinigungen der abgeworfenen Sporen von aussen
so gut wie ausgeschlossen.
An die Formen der Perisporiaceen sehliessen sich nun auch als grösste
Fonnen die Trüffeln, die T u b e r a c e e n , an, welche unterirdisch leben und in ihren
riesigen Fruchtkörpern, bekanntlich als Leckerbissen für verschiedene Speisen,
von besonders abgerichteten Hunden in Eichenwäldern gesucht, aufgesammelt
werden. In den Fruchtkörpern der Trüffeln scheint sich die Entwicklung von
Pénicillium glaucum gleichsam im grossen zu wiederholen.
Leider wissen wir über die Biologie der Trüffelpilze so gut wie nichts. Nicht einmal
die Keimung der Sporen hat bis jetzt mit Sicherheit festgestellt werden können.’)
ri Es sind bis jetzt mancherlei Mitteilungen über die Keimung der Trüffelsporen,
namentlich in neuerer Zeit vou Em. Boulanger erfolgt, die in der „Germination de l’ascospore
echinulée de la Truffe,“ Paiis 1906, einzusehen, aber mit Vorsicht aufzunehmen sind.
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