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mit sterilisiertem Fliessiiapier geschützten Kölbchen ist in ieclein Augenblicke für
die Bedürfnisse der Kultur verwendbar. Die Nährlösungen können in allen Formen
der Verdünnung hergestellt werden, und die bis zur Extractform eingedickten
Auszüge bleiben jahrelang unverändert. Bie sind imnmn, gegen alle Angriffe der
Ihlze gesichert, können an jeder Stelle der Welt in ungetrübter Weise verwendet
werden, wie es schon fiir das eingedickte Mistdecoct angegeben worden ist.
Es ist zweckmässig, von den Bfiaumen zwei verschiedene Auszüge zu
machen, einmal von süssen Backpflaumen aus den besten Jahrgängen, dann von
einer minderwertigeren, etwas sauren Sorte derselben Pflaumen aus weniger warmen
Jahren, deren Auszüge durch einen grösseren Gehalt an Säure ausgezeichnet sind
und hierdurch fiir eine Anzahl von Fällen einen besonderen Vorzug erlangen.
Es keimen in diesen Fruchtsäften alle die Pilzformeii, welche an den
Flüchten leben und welche durch einen geringeren oder auch durch einen
grösseren Gehalt an Säure nicht nachteilig beeinflusst werden. Man muss in den
einzelnen Fällen, wo es sich nm die Kultur von Pilzformen handelt, deren
Eigenart man noch nicht kennt, einmal das Mistdecoct, dann die zwei Nährlösungsformen
au.s süssen nnd etwas sauren Früchten, speziell aus Pflaumen, für den
Versuch der Kultur verwenden, nm festzustellen, welches von den verschiedenen
angewandten Nährsubstraten am geeignetsten ist.
Es gibt Pilzformen, welche schon durch einen geringen Gehalt vou Säure
in der Entwicklung nachteilig beeinflusst, oft .sogar schon in der Keimung der
Sporen gehindert werden. Es sind dies vielfach die Formen, welche wir auf
den Fäkalien Kräuter fressender Tiere vorfinden. Es gibt dagegen andere
Pilzforinen, welche gerade in sauren Medien das geeignete Substrat für Keimung
und Entwicklung finden. Es gibt sogar solclie, ffir welche der Säuregehalt,
wenn eine Keimung der Sporen erfolgen .soll, durchaus notwendig ist. Ich will
hier speziell anführen, dass die Sporen von A g a r i c u s m e l l e u s im Mistdecoct
oder in kaum sauren, zuckerreichen Nährmedien nicht anskeimen, dass dagegen
ihre Keinmng leicht und sicher erreicht wird, und dass man schon in wenigen
Tagen die Tatsache konstatieren kann, dass aus den Sporenkulturen grosse
Phizomoiqflienstränge hervorwaehsen, wenn man ein Decoct von sauren Pflaumen
anwendet. •'•) Noch eklatanter ist, um ein anderes Beispiel anzuführen, der Fall
’) Nähere Einzelheiten finden sich in der ausfuhrliclien Abhandlung über die Rhizomorphen
des Agai’icus melleus im III. Bande d. W. Die nachträglichen ergänzenden Erfahrungen, die
schon seit mehi- als 20 Jahren gemacht sind, bringe icli erst hier zur Veröffentlichung.
von den Sporen unseres Hnnsscliwammes, von welclien bis in die neueste Zeit
niigenommen wurde, dass sie scliwer oder gar nicht zum Keimen zu bringen
seien. Die Sporen dieses Pilzes keimen in sauren Nälirlösimgen mit der grö.s.sten
Leichtigkeit uud Siel erlieit ans, nnd man kann die Keinimig der Sporen in
solchen Nährmedien, in welchen sie vorher nicht keimten, durch Säureznsatz
leicht erreichen und deu Nachweis fuhren, dass für die Keimmig dieses so gewichtigen,
das Bauholz der Häuser zerstörenden Pilzes die Auskeimung der
Sporen eine ebenso leichte nnd sichere kst, wenn nur die geeigneten Nährmedien
zur Verwendung kommen.
Nach meinen durch langjährige Beobachtungen gesicherten Erfahrungen
kann ich aussagen, dass es ganz vorzugsweise die h'rüchte, Vegetabilien und
Bäume resp. Holz bewohnenden Pilze sind, deren Sporen in sauren Nährlösungen
das geeignetste und beste Nährmedium finden.’) Für die linter.suchung dieser
Pilze ist die Erkenntnis aus dieser Erfahrung von ausschlaggebender Bedeutung.
Man kann sich mit der Keimung der Sporen in den mögliclieu Variationen der
Nährmedien abquälen, ohne zum Fiele zu kommen, während schon ein zusagender
Säuregehalt in den NähiMüssigkeiten die Keimung der Sporen leicht und sicher
herbeiführt
F ü r e in e d r i t t e F o rm v o n N ä h rm e d ie n für die Kultur der Pilze
liegen schon nun seit Jahrhunderten die günstigeirErfahvnngen vor, welche wir in
unserer Gärungsindustiie, namentlich in der Bierbrauerei, entwickelt vorfinden.
Man züchtet die H e f e n p i l z e in besonderen Nährmedien im Grossen und zwar
diejenigen Formen unter den Hefenpilzen, welche die Eigentümlichkeit besitzen,
zuckerhaltige Flüssigkeiten zu vergähreii und sie in alkoholhaltige Getränke
umzuwandeln. Die Herstellung unseres Bieres ist nichts, als eine Pilzkultur im
Grossen, als eine Reinkultur der Gärung erregenden Hefeiqnlze im grössten
Massstabe, um daraus einmal das uns unentbehrliche, köstliche Getränk des Bieres
nnd ein anderes Mal die Riesenmassen von Hefenpilzen zu gewinnen, welche für
die Herstellung unseres Brotes geradezu unentbehrlich geworden sind. Für die
') Es muss aber hier besonders hervorgehoben werden, dass es die Pflanzensäui-en
sind, welche, in den Früchten der Pflanzen gebildet, hier für die Pilzkulturen ihren
günstigen Einfluss ausüben; die von den Pilzen selbst, resp. von Bakterien, erzeugten Säuren,
namentlich der Aethylreihe, z. B. Essigsäure, Buttersäure etc., wirken dagegen nachteilig ein
und müssen nach Möglichkeit vermieden werden.