
Es ist bemerkenswert, dass liier Generationen mit ungeschlechtlicher Fort-
|)flanzung in Conidien aufeinander folgen und dass dann erst zu Ende des
Herbstes, wenn die Kohlraupen an den Nährpflanzen In der Zahl zurückgehen,
eine \'eränderung sieh daliin zeigt, dass die Conidienbildung zurücktritt, oft nur
noch an beschränkten Stellen des liaupenleibes zur Erscheinung kommt, und
dass die im Inneren befindlichen Alycelien nun zur reichen üospoi’enbildung
Übergehen. Die Oosporen werden in grossen Alassen gebildet, füllen das Innere
de.s Raupenleibes aus, der bald zur Alumie eintrooknet und mit den Dauersporen
zur Erde fällt. Im nächsten Jahre geht von diesen Sporen die Entwieklung
des Pilzes wieder aus, ihre Keimung mit einem Conidienträger erfolgt erst zu
der Zeit, wo die Kohlraupen wiederum auf den Kohlpflanzeii auftreten; es
werden kleine Frnchtträger aus den Dauersporen gebildet, welche die Kohlraupen
anstecken mul so von neuem eine Pilzepidemie erzeugen.’)
Bei anderen Formen der Entomophthoreen, die Insekten bewohnen,
scbliesst sich der Gang der Entwicklung mehr oder minder nahe den beiden
beschriebenen Formen an. Die Infection erfolgt in der gleichen Art, und es
lässt sich z. B. von Empusaformen, die auf anderen Fliegen leben und von der
Empusa, die auf Alücken lebt, leicht eine Kultur des Pilzes von Anfang bis zn
Ende erreichen.
Die Fonnen von Empusa und von Entomophthora, welche als Parasiten
auf Insekten leben, sind der K u ltu r in g e e ig n e t e n N ä h r lö s u n g en auf das
Leichteste zugänglich. Bei Anwendmig von verdünntem Fleiscbdecoct, von
Hühnern oder von Kalbfleisch, welchem man geringe Alengen von Bierwürze
zugesetzt hat, erfolgt die Bildung von Alycelien, die sich fragmentieren und
nachträglich fructificieren, also Conidien abvverfen ohne Schwierigkeit; es kommt
nur darauf an, bakterieiifreie Kulturen herzustellen und die Nährlösungen in der
zutreffenden Verdünnung anzuwenden.
Erst im Jahre 1882 fand ich durch Zufall bei meinen Unfersuchungen
über die Tremellineen, deren Fruchtkörper ich zum Sporenwerfen unter einer
Glocke ausgelegt hatte, die bemerkenswerten Formen der Gattung C o n id io b o lu s .
Alit den Sporen von Exidiaformen und von der Tremella frondosa wurden
*) Weitere Einzelheiten über E. radicans finden sich in meiner früher zitierten Arbeit
aus dem Jahre 1871 in den Abhandlungen der Natnrforschenden Gesellschaft in Halle
und im IV. Teile d. W.
auch die Conidien von Conidiobolus ausgeworfen, gelangten in den Kulturtropfen
und zeigten hier eine ganz phänomenale Entwicklung. Grosse dick.schlauchige
Alycelien traten in den Kulturtropfen auf, die .schon nach einem Tage wieder
verschwunden waren und Conidien in die Umgebung ubgesto.s.sen hatten. Bei
genauer Beobachtung zeigte sich, dass die Conidien von Conidienträgern dieser
dicken Alycelien einzeln abgeworfen wurden, ähnlich, wie es bei E n tom o p h th
o r a r a d i c a n s geschieht, dass die grossen Conidien unmittelbar nach ihrer
Bildung wieder auskeimten, neue riesige Alycelien bildeten, welche sich durch
Fragmentation vermehrten und dann abermals zur Conidienbildung übergingen
nnd schnell wieder verschwanden. Ich konnte den Pilz in Reihengenerationen
mit ausschliesslicher Conidienbildung fortkultivieren und fand dann, dass am
Ende die Conidienbildung zurUckging und geschlechtlich erzeugte Oo.sporen zur
Ausbildung kamen an zwei zusammengetretenen Fadenenden, von welchen der
Inhalt des einen in die hervorragend oogonienartig angeschwollene Spitze des
anderen Fadens übertrat und liier die Oosporenbildung veranlasste. Am Ende
wm-den noch Oosporen gebildet, und diese Sporen, auf Objectträgern feucht gehalten,
keimten schon nach einigen Wochen wiederum je zu einem Conidienträger
mit einer Conidie aus, von welcher abermals Reihengenerationen mit
zunächst ungesohlechtliclier und dann geschlechtlicher Fructification gewonnen
werden konnten.’)
Auch von einer zweiten Form, von Conidiobolus mit kleinen Sporen, die
ich C. m in o r benannte, habe ich nachträglich in der gleichen Weise wie bei
C. u t r i c u lo s u s in Reiliengenerationen die Dauersporen gewonnen und die
Kultur zum Abschlüsse gebracht, aber bis dahin noch nicht besonders publiciert.
Diese Formen leben offenbar in den k'ruchtkörpern von Tremellineen parasiti.sch,
lassen sich aber auf das leichteste in durchsichtigen Nährlösungen kultivieren,
wo alle Einzelheiten der Beobachtung zugänglich sind.
D ie K u ltu r der Formen von Conidiobolus a u f O b j e c t tr ä g e r i i lä.s.st
sich leicht und einfach in der Art ausführen, dass man Objectträger mit ausgebreiteten
Kulturtropfen neben den in Sporenbildung begriffenen, älteren Kulturen
so auslegt, dass die abgestosseneii oder abgeschleuderten Conidien auf die benachbarten
Objectträger geworfen werden. Bei den abgestossenen Sporen von
‘) Die ausführliche Darstellung mit Abbildungen über Conidiobolus findet sich im
VI. Teile d. W. 1884.