
gelangen. — Bei einer Gruppe von Ascomyceten, die man als S c l e r o t in i e n zu-
sammeiigefasst hat, ist die Bildung der Sclerotien ebenfalls regelmässig, wie beim
Mutterkonipilze, in den Entwickelimgsgang eingeschlossen. Die bald in den
Früchten und in der Fruclitform der höheren Pflanzen, z. ß. der Beeren von
Ericaceen, bei der S c l e r o t in i a b a c c a r um ’), auftretendeii, bald an den Axen-
teilen der Pflanzen, z. ß. bei der S c l e r o t in i a tu b e r o s a , auf den Illiizonien
von Anemone iiemorosa, au.sgebildeten, grossen Sclerotien sind auf das leichteste
zur Auskeimung resp. zur Bildung der Beclierfrüchte zu bringen. Man legt die
Sclerotien, nachdem sie zunächst völlig ausgetrocknet und völlig ausgereift sind,
in feuchtem Kie.ssande 1 bis 2 cm tief au.s mid hält sie in dem stetig aiigefeuch-
teteu Sande während der Dauer tles Winters, bis im Frühjahr die Keimung eintritt.
Zur Anfeuchtung des Sandes von oben kann man auch hier ausgewaschenes
und angefeuclitetes Moos zur Überdeckung zweckmässig verwenden. Die Sclerotien
von S c l e r o t in i a S c le r o t io r u m keimen aber sebr bald nach ihrer Ausbildung
und Reife aus, wenn sie nur in feuchtem Sande ausgelegt sind. Es werden hier
bei den grossen Sclerotien, die mon in unbegrenzten Mengen und in allen Grössen
auf künstlichen Substraten aus den üppigen Mycelien des Pilzes leicht erziehen
kann, mit der Auskeimung eine ganze Anzahl von Keulen gebildet, die, oft mehr
als 50 an Zahl, aus allen Teilen des Sclerotiums ausgetriebeii werden. Die
Keulen werden aber meist nur dann zur vollendeten Ausbildung gefördert, wenn
ilie Sclerotien in feuchtem, mit sterilisierter Humuserde durchsetztem Sande zur
Keimung ausgelegt sind.®) Es treten nun die Spitzen der Keulen frei über den
Sand hervor und verbreitern sich zur ßecheiform, wälirend auf der Innenfläche
die zahlreich gebildeten Ascen zur Entleerung kommen. Die Keimung ist hier
so leicht, dass es schwer hält, sie nicht zu erreichen. Die Ausbildung der
Keulen bis zur Reife der Becher ist dagegen nur dann sicher zu erzielen, wenn
die Sclerotien in humusreicher Erde zur Auskeimung ausgelegt sind. Auch
diese Sclerotien können einen zweijährigen Dauerzustand in trockener, knochen-
’) Die Keimung der Sclerotien, welche in den Fruchtknoten resp. in den Beeren von
verschiedenen Ericaceen und Amygdalaceen vorzukommen pflegen, sind von Woronin in den
Mémoires de l’Acad. St. Pétersbourg, VII. Série. Tome XXXVI ausführlich beschrieben und
abgebildet worden.
*) Die Kultur von Sclerotinia Sclerotiorum in künstlichen Substraten und die Keimung
der Sclerotien habe ich ausführlich beschrieben und abgebildet in dem IV. Bande d. W.,
pag. 112, Tafel VIII und IX.
liarter Form clurchmacheu and gelangen, wieder aufgeweicht und ausgelegt, ohne
Verzögerung zur Auskeimung. Bei grossen Sclerotien werden liunderte von
Keulen in steter Folge ausgebildet, bis eiidlioli eine Erscliö])füng des Nährgewebes
in den Sclerotien eingetreten ist.
Die S c l e r o t i e n b e i d en B a s id iom y c e t e n in den Formen von
'F y p h u la v a r i a b i l i s ' ) sind in der Natur allgemein verbreitet. Sie kommen
in feuchtem Sande nach verhältnismässig kurzer Dauer schon zur Auskeimung. —
Besonders bemerkenswert sind die Sclerotien von Copr iriu.s s t e r c o r a r iu s .
Sie werden auf genügend nassem l\Iiste, namentlieli von Kühen, mit Sicherheit
gefunden und können auch auf ausgekochtem Pferdemist, wenn er nur hinreichend
nass ist, in unbegrenzten Mengen gezogen werden.®) Die schwarzen
Sclerotien, in allen Grössen bis zur Stärke einer Nuss, rein gewaschen und ausgelegt,
keimen unmittelbar, schon am folgenden Tage, aus. Sie treiben aus
jeder Zelle der inneren, weissen Gewebemassen, die von einer äusseren schwarzen,
verkorkten Schicht verdeckt sind, zu Fäden aus, aus welchen sich in wenigen
Tagen schon der zierliche Hutpilz, der Ooprinus stercorarius, entwickelt. An
grossen Sclerotien werden hunderte von jungen Fruchtanlagen auf einmal gebildet,
die sich nach dem Abwischen täglich erneuern können, so dass tausende
von Anlagen dieser Art an der Oberfläche der Sclerotien in kurzer Zeit zur
Erscheinung kommen, bis diese endlich erschöpft sind. Selbst aus den kleinsten
Bruchteilen der Sclerotien werden noch, ähnlich wie beim Mutterkorn, mit der
Keimung Fruchtkörperanlagen gebildet, wenn sie nur hiiireichende Gewebezellen
mit Reservestüffen besitzen.
Die R i e s e n s c l e r o t i e n v o n a u s lä n d is c h e n B a s id io m y c e t e n von
Alylitta nnd Pachyma sind nichts anderes wie Bildungen der gleichen Art in
einer grösseren Form, wie sie der Grösse der zugehörigen Fruehtkörper angemessen
ist. Die Keimung dieser Sclerotien muss in sterilisiertem, angefeuclitetem
Sande im Warmhause erfolgen, den Temperaturverliältnissen des heissen Klimas
angemessen, in welchem die Pilze Vorkommen.
’) Die Keimung von Typhula variabilis ist beschrieben und abgebildet aut Tafel VIII
in dem III. Teile d. W.
*) Man vergleiche Coprinus stercorarius im III, Teile d. W. und die zugehörigen
Abbildungen auf den Tafeln I—V.