
Gehen wir nnn zu dem vorerwähnten Auftreten des Flngbrandes in den
Blutenständen der genannten Nälirpflanzen, des Weizens, der Gerste und des
Hafers Uber, so ist der Unterschied in der äusseren Evscheinimg, gegenüber
dem zuerst betrachteten Stinkbrande, besonders aufiallig. Bei dem Stinkbrande
kommt die Frucht zur vollen Gestaltung, äusserlich kaum von den normalen
Kornern des Weizens verschieden, mir in ihrem Innern zu einem einheitlichen
Brandlager mit den schwarzen Brandsporen umgebildet. Bei dem Flugbrande
können wir schon mit den ersten Ersclieinungen der brandigen Ähren von den
Einzelheiten der Blüten und namentlieh vou der Fruchtbildung nichts unterscheiden.
Der Fruchtknoten ist in eine pulverige schwarze Brandmasse umgewandelt,
und von den BUitenteilen ist nichts zu unterscheiden, und selbst die
Spelzen sind von dem Pilze bis auf die Gefässbtiudel befallen und zerstört.
AVenn wir die Aiasse des Brandlagers vergleichen mit der Grösse der Fruchtkörner,
so M it die überreielie Braiulsporenmasse besonders auf und rechtfertigt
die Auffassung, dass das Brandlager weitere Vergrösserungen durch die reiche
Zufuhr von Nährstoffen nach diesen Stellen hin erfahren hat. Doch lassen sich
hierüber nähere Einzelheiten nicht feststellen und namentlich nicht sicher unterscheiden,
ob an der Basis des Brandlagers weitere Nachschübe vou Brandsporen
erfolgen. Wenn man die befallenen Pflanzen, ehe sich die brandigen Ähren
oder Rispen äusserlich zeigen, aus den noeh umschliessenden Blättern befreit,
so findet man schon die Brandlager in der vollendeten Form ausgebildet und
kann auch feststellen, dass alle Teile der Blüten, einschliesslich der Spelzen, von
dem Pilze befallen sind. .Die pulverige Beschaffenheit des Brandlagers tritt erst
nachträglich in die Erscheinung und hierdurch ist der Flugbrand von anderen
Brandformen ganz besonders ausgezeichnet.
Nur bei dem Flagbrande des Hafers ti-eten Variationen in der Braiid-
lagerbildung zu Tage in den Fällen, wo die Rispen nicht in ihrer Gesamtheit,
sondern nur in ihren unteren Ährchen, befallen sind. In solchen Fällen haben
wir oben ganz gesunde Bildungen mit normalen Körnern; an diese sehliessen
sich Sülche an, bei welchen die Spelzen mehr oder minder erhalten geblieben
und nur die Fruchtknoten, von diesen eingeschlossen, in ein Brandlager umgewandelt
sind; dann folgen zu unterst befallene Ährchen, welche iu toto zu einem
staubigen Brandlager umgebildet sind. In den mittleren Fällen, wo noch die
Spelzen erhalten geblieben, stellen äusserlich die Brandmassen im Innern der
Spelzen nicht das gleiche staubige Brandlager dar, wie an den zu unterst
stehenden Ährchen. Offenbar ist hier in diesen die Entwicklung des Parasiten
später eingeti-eten, die Spelzen sind nicht mehr mitbefallen, sondern erhalten
geblieben, und nur der Fruclitknoten, der an einzelnen Stellen eine weisse hautartige
Alycelumhüllmig, aber nicht immer deutlich unterscheiden läs.st, ist in
eine Sporenmasse mngewandelt, welche die gleiche staubige Beschaffenheit der
untersten Ährchen mit freien ßrandlageiTi nicht besitzt. Wir können schon ans
dieser Stufenfolge von Erscheinungen, welche sich in einem nnd demselben
Rispenstande vorfinden, den Schluss ziehen, dass sich auch der Charakter des
Staubbrandes äusserlich in seinem Sporenlager modiflziren kann, nnd da.ss bei
den Blüten, welche offenbar später von dem Pilze befallen sind, eine Veränderung
in dem Brandlager dahin eintritt, dass die Sporenlager, die hier in dem Fruchtknoten
verbleiben, nicht die gleiche staubige Beschaffenheit, wie in den tiefer
stehenden Ährchen annelimen. A-Ian könnte hier schon von Flugbrandlageni reden
und von solchen Blüten, welche in gedeckter Fonn den Brand in ihrem Innern
einschliessen. Diese Erscheinungen beim Haferbrande treten bei dem Weizen-
und Gerstenflugbraiide nicht iu so ausgeprägter Weise auf, nur bei dem letzteren
erinnern die Erscheinungen in nur teilweise befallenen Ähren an die vom Haferflugbrande
angeführten Einzelheiten.’)
Wir haben nun aber noch e in e b e s o n d e r e F o rm e i n e s g e d e c k t e n
B r a n d e s b e i d e r G e r s t e , der gewöhnlich etwas später in die Erscheinung
tritt als der Flugbrand, und der den Charakter des gedeckten Hrandes in typischer
Art zur Ausbildung bringt. Die brandigen Äliren der Gerste treten erst
später als solche in den Gerstenfelderii auf. Sie sind anfangs kaum verschieden
von den gesunden Ähren und zeigen erst nachträglich, wenn die Ausbildung der
Brandlager vollendet ist, an der schwarz durchschimmeniden Brandmasse den
brandigen Zustand. Hier öffnet sich das Brandlager nach aussen überhaupt nicht,
es bleibt als eine einheitliche Aiasse mehr oder minder fest geklebt, und von
einer Verstäiibung der Sporen kann garnicht die Rede sein. Die Hüllspelzeu
sind zwar befallen von dem Pilze in ihren parenchymatischen Geweben, aber sie
bilden, in eine Alycelhant bis auf die Gefässbündel unigewandelt, einen festen
Ver.scbluss um das Brandlager. W^nn man die Sporen dieses gedeckten Gerstenbrandes
durch Kultur untersucht, so flndet man, dass die Sporen Hemibasidien
1) Alan vergleiche hierzu die Aveiteren Angaben von Seite 36—42 im Texte des
XI. Bd. d. AV