
es hier mit einer schon weit fortgeschrittenen neuen Fonndifferenzirung zu
tun haben.
Dass aber und in welchem Grade dieser Charakter der Chlamydosporen-
hildung dev Formenreihe von Chlamydomucor, im Gegensätze zu den Formen
von dem einfachen Alucor und seinen Verwandten, besonders eigentümlich ist,
dies tritt besonders in vergleichenden Kulturen hervor, in welchen wir die Sporen
beider Forinenreihen in Nährlösungen denselben Art und derselben Verdünnung
kultiviren. Bis zu dem Punkte der Fructification, also bis zur Anlage der
Sporangienträger, macht sich nicht der geringste Unterschied in der Entwicklung
bemerkbar. Erst mit der Anlage der Fruchtträger zeigt sich die Abweichung,
Bei dem Alucor wenlen die Fruchtträger auf den Alycelabschnitteii durch Ansammlung
des Inhalts auf eine Stelle, angelegt und dann in der Ausbildung des
Sporangienträgers direkt weiter gefordert. In der Kultur von Chlamydomucor
erfolgt die gleiche Ansammlung zur Bildung eines Fruchtträgers in dem Alycelabschnitte;
die Ansammlung steigert sich auf eine Stelle, sie wird durch Scheidewände
von den entleerten Alycelien abgekammert und die so abgegrenzte Anlage
nimmt nnn unter Eiitmisclning des Inhalts und unter Abscheidiing einer doppel-
sehiclitigen Alembran die äussere Form und den physiologischen Cliarakter einer
Spore an. Diese Spore erzeugt erst mittelbar, nach Überwindung der Ruheperiode,
den Frnchtträger, dessen unmittelbare Ausbildung durch die Einschaltung
der Aiycelspore resj). der Alantelspore unterbrochen, also verschoben worden
ist. Alan kann nun mit den Alycelien von Aliicorformen das Alögliclie aiifstellen,
die gleichen Chlainydos])oren zu erreichen, es gelingt stets vorbei, ebenso sicher,
wie es bei unserem Chlamydomucor vorbeigelingt, die Sporangienträger ohne die
Einschaltung der Chlamydosporen zur Ausbildung zu fördern.
Noch iutere-ssanter wird nun das verschiedene Verhalten, wenn wir v e r d
ü n n t e N ä h r lö s u n g e n an wenden. Hier bekommen wir von den Formen der
Gattung Alucor kleine Alycelien, deren Inhalt eine lichtbrecheiide Beschaffenheit
aimehmen kann, wenn sie nicht ausreicht, einen Sporangienträger ausznbilden.
Wir bekommen aber von den Formen des Chlamydomucor kleine Alycelien,
welcbe sogleich zur Ausbildung von Chlamydos])oren übergeben. Es zieht sich
der Inhalt dieser Alycelien, je nach der Grösse, auf mehrere Stellen zusammen
(Fig. 13). Diese Stellen grenzen sich durch Scheidewände von den entleerten
Alycelteileii ab, und wir erhalten so die Anlagen von Chlamydosporen in kleiner
Form, aber noch zu mehreren in jedem kleinen Alycelium. Der Unterschied ist
so auffallend wie möglich, und wir können durch Variationen der Kultur noch
eine Steigerung dahin erreichen, dass bei Chlamydomucor mit der Keimung ein
kurzer Alycelfäden gebildet wird, dessen Inhalt sich auf eine kleine Chlaniydo-
spore ziisammenzieht. Um auch hier den Alycelznstand möglichst eiuzuschränken,
kann man durch Aussaat von vielen Sporen in den geeignet verdünnten Nährlösungen
es dahin bringen, dass nur ein sehr kurzes Alycelende gebildet wird,
welches entweder in toto zu einer Chlamydospore wird oder an einem oder an
zwei Enden ein minutiös kleines entleertes und abgekammertes Alycelstück an
der Chlamydospore erkennen lä.sst (Fig. 13). Natürlich keimen diese kleinen
Chlamydosporen nicht anders als vegetativ au.s, aber man kann sich mit der
grössten Leichtigkeit davon überzeugen, dass sie sich hei Zusatz von neuen Nährlösungen
genau so, wie Sporangiensporen verhalten, da.ss sie zu neuen und
grossen Alycelien auswachsen, in welchen liier die Anlage der Chlamydosporen
in allen Grössen in der Alitte, bis zu den minutiösen peripherischen Bildungen
sich wiederholt. (Wie in Fig. 1). Lässt man von den Chlamydosporen-Anlagen
in verdünnten Nährlösungen die Lösung abfliessen und die gebildeten Sporen
langsam eintrocknen, so behalten sie für die Dauer von mehreren ilunaten
ihre Keimkraft bei und keimen unmittelba]* zu neuen wieder fructificirenden
Alycelien aus.')
Ich zweifle nicht, dass bei näherer Aufmerksamkeit noch weitere t ormen
von Chlamydomucor gefunden werden, welche interessante Abweichungen in der
A'Iycelsporenbildung gegenüber dem Chlamydomucor macrocarpus besitzen.®) Ich
ri Die hier mitgeteilten Einzelheiten aus der Kultur von Chlamydomucor macrocarpus
habe ich schon zu Anfang der 90er Jahre d. v. J. festgestellt und auch gelegentlich an verschiedenen
Stellen meiner Publikationen, am ausführliclisten in der „Schles. Gesellscliaft für
vaterländische Kultur in Breslau“ in einem Vortrage über Chlamydosporenbildung bei den
niederen Pilzen, 14. November 1901 mitgeteilt.
2) Anschliessend an die Kultur des Chlamydomucor macrocarpus habe ich nicht unterlassen,
die Untersuchung des Pilzes auch nach physiologischer Richtung weiter zu verfolgen.
Für den Chlamydomucor racemosus konnte ich schon zu Anfang der 70er Jahre d. v. J.
die anaerobe Entwicklung und die Fähigkeit, die alkoholische Gärung in zuckerhaltigen
Aledien zu erregen, feststellen (vergl. meine Abhandlungen über Alkoholgärung III in den
landw. Jahrbüchern V, Jahrgang 1876). Die weiteren Versuche mit dem Chlamydomucor
macrocarpus auf Anaerobie und auf Erregung der alkoholischen Gärung ergaben aber keine
positiven Resultate. Der Pilz lebt im Boden uud findet hier die günstigen Vorbedingungen
nicht vor, welche für den Chlamydomucor racemosus gegeben sind, dessen Sporen zugleich
mit zuckerreicher Nahrung in den Leib der Tiere eingeführt werden uud in diesem, be