
luibe niehi-faeh Formen in Kultur gehabt, bei welchen die Chlamydosporenbildung
ohne alle Bchwierigkeiteu beobachtet werden konnte, bei welchen es nur
nicht gelang, die Formen rein zu isoliren. Besonders bemerkenswert sind nun
aber die Abweichungen, welche der Chi. r a c em o su s in der Kultur, soweit es
die Chlamy’dosporeiibihlung angeht, erkennen lässt. Die verbreitetste Form dieses
Pilzes, welche man auf den Fäkalien Kräuter fressender Tiere kaum vergeblich
sucht, zeigt, trotz ihrer bedeutenderen Grösse bis 3 ctin. und mehr, niemals die
riesenlinften Anlagen von Alycelsporen, wie wir sie beim Chi. macrocarpus auftreten
sahen. Werden die Sporen dieses Pilzes in den geeigneten Nährlösungen
in etwas dickeren Schichten kultivirt, so erfolgt nicht selten eine reiche Zergliederung
in den fructificatlonsreifen Alycelien dahin, dass ganze Fadeiisysteine
sich in kurze Zellen teilen und dann oidienartig zerfallen (VlIL Bd., Taf. VII,
Fig. 7, 8), indem die Zellen sich vergrössern, gegen einander abrunden bis zur
T'renuung und einen lichtglänzenden Inhalt annehmen. Diese Bildungen sind als
Alucorhefe bekannt und können sich in Nährlösungen in grossen Alassen hefenartig,
meist an der übei-fläche, anhänfen und leicht in Alassen gesammelt werden.
Die einzelnen Alycelglieder weichen in der Grösse und in der Länge nicht zu
weit von einander ab, und es kommt auch nicht selten vor, dass im Verlaufe
der Fäden leere Alycelteile sich vorfinden, welche also nicht zu Chlamydosporen
geworden sind und ihren Inhalt an die benachbarten Sporen bei deren Bildung
abgegeben haben. Ich babe schon früher') diese totalen Zergliederungen der
Alycelien vou Chi. racemosus als Oidienbildungeu bezeichnet oder als Ohlainydogüijstigl
durch die Karperwärnie, zair Keimung und Entwicklung gelangen können. In dem
Leibe der Tiere sind die natürlichen Vorbedingungen erfüllt, welclie für Anaerobie und E rregung
der Gärung so günstig als möglich sind. In den entlöschten Fäkalien setzen dann
auch diese Pilze ihre schon im Leibe dor Tiere begonnene Entwicklung schneller als alle
ändern fori und erscheinen darum als Erstlinge auf dem für Pilzentwicklung so günstigen
Substrate. Es kann hiernacli nur natürlich erscheinen, dass die mistbewohnenden Fonnen
von Chlaniydoinncor, welche den Weg durch den tierischen Leib zurücklegen, anaerobe und
enzymatische Eigenschaften besitzen, welche bei den erdbewolinenden Formen nicht ange-
troften werden. (Man vergl. hierzu die engere Ausfühi-ung iu der Anmerkung des 14. Bandes
„Die Kultur der Pilze“ pag. 31.)
') Hier sind die Abbildungen über Alucor racemosus einzusetzen, welche ich zuletzt
auf der Tafel VII im VIII. Bd. d. W. wiedergegeben habe und welche in grösserer Ausführlichkeit
in meiner Abhandlung Alkoholgärung III, Tafel 1, landwirtschaftl. Jahrbücher V,
Jahrgang 187G, nicdergelegt sind.
sporen in Oidien, wie wir sie übereinstimmend bei den Formen der höheren
Pilze, namentlich bei den Basidiomyceten, weit verbreitet antreffen. Die gesammelten
Sporenniassen von weissem, pulverigen Ansehen haben den Charakter
von Sporen nnd die P’ähigkeit, im trockenen Zustande für mehrere Alonate keimfähig
zu bleiben. Werden die Sporen im feuchten Zustande an der Luft gelassen,
so fructificirt jede dieser Sporen .sofort mit der Bildung eines kleinen
Alucorfrnchtträgers, dev eine geringe, aber wechselnde Zahl von Sporen ausbildet,
bald nur sechs bis acht, oder auch bis zwölf und sechszehn. In der fruc-
tificativen Au.skeimung dieser Sporen haben wir den typischen Charakter der
Chlamydosporen (VIII. Bd., Irig. 5, 1 3, Taf. VII). Kaum eine dieser Sporen
versagt die Keimnng zu kleinen Sporangienti-ägem. Diese hört erst auf, wenn
die Sporen unter eine gewisse Grösse zurUckgehen. Dann aber erfolgt bei Zusatz
von Nährlösungen die vegetative Auskeimung um so sicherer. Es werden normale
Alycelien gebildet, welche aber in Chlamydosporen reichlich friictificiren.
Alan liat es in seiner Gewalt, in verdünnten oder in konzentrirten Nährlösungen
den totalen Zerfall der Alycelien in Chlamydosporen in Üidienform oder die
Veranlagung vereinzelter Sporen in dem Alycelverlaufe in Rosenkranzform zu
erreichen unter EinschaltiiTig entleerter Alycelabschnitte, welche zwischen den
Sporen gelegen .sind (VIII. Bd., Taf. VII, Fig. 3, 4).
Kultivirt man die Sporen von Chi. racemosus anf festem Substrat, auf
Näbrgelatine oder in sterilisirtem mit Bierwürze gedüngtem Brote, so ist der
Verlauf der Entwicklung ein wesentlich anderer. Es werden nun auf den
Alycelien Sporangienträger gebildet, welche in völlig normaler Ausbildung Uber
das Substrat Iiervortreten und einen Rasen von Köpfchenschimmel bilden. Hier
ist offenbar die direkte Bildung von Sporangienträgern begünstigt, und sie erfolgt
in ausgiebigster Weise bis zur Erschöpfung des Substrates. Wenn wir nun aber
das Substrat untersuchen, und die Alycelfäden, welche in diesem verlaufen, so
finden wir, dass noch in den Alycelfäden neben der Ausbildung der Sporangienträger
eine mehr oder minder reiche Chlamydosporenbildung eingetreten ist.
Die Sporen sind aber selten in Reihen angeordnet, sondern einzeln in Abständen
von einander gebildet und geben den Fäden ein perlschnnrartiges Ansehen, in
den meisten Fällen ragen die Sporen durch ihre Dicke über die Fäden etwas
hervor; dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die anfängliche Chlamydosporen-
anlage nachträglich auf einen engeren Raum zusammen zieht, nnd dass die entleerten
seitlichen Teile sich durch Kammerungswäude von der Spore im engeren
B r e /o H , Botan. Untersoclmngeii.' XV.
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