
wiiineii, wenn inan die Auflösung nur k a l t lierzustellen versucht und dann durch
mit Alkoliül sterilisiertes l'liesspajiier abtiltviert. Nachträgliche Ausscheidungen
kommen in dem I’’iltrate kaum nocli vor, wenn hei dem wiederholten Erhitzen
bis zur Sterilisierung die Temperatur von 60 Grad nicht überschritten wird. Die
Anwendung von Eliessjiapier, welches durch Alkohol sterilisiert ist, und welches
man in grösseren Mengen zweckmässig vorrätig hält, kann für alle nachträglichen
Filtrationen von Nährlüsiingen nicht genug enipfühlen werden. Es werden mit
dem sicher sterilisierten Fliessi)a[>ier keine neuen Pilzkeime in die .Nährlösungen
wieder eingeführt und dadurch die umständlichen Sterilisierungen durch wiederholtes
Erhitzen vermieden, welche leicht wieder mit neuen Trübungen und Ausscheidungen
verbunden .sein koimen.
Sclion die letzte Nährlösung, die sogenannte B i e r w ü r z e , ist ein künstliches
Produkt eines verzuckerten Pflanzensaftes und keine natürliche Bildung.
]\lan kann nun auch die Herstellung einer k ü n s t l i c h e n N ä h r lö s u n g aus
M i s c h u n g e n d e r e in z e ln e n N ä h r s t o f f e so erreichen, dass man Glycose
in der Stärke von 5 bis 10 Prozent in Wasser löst, die geeigneten Stickstoff-
verbindnngen in Form von schwefelsauvem nnd salpetersaureni Ammoniak zu-setzt
und dann das ganze über Zigarrenasche giesst, einen Tag stehen lässt, dann auf-
kücht und nach der Erkaltung abflltriert. Die so gewoimenen Nährlösungen
haben den Vorzug, dass sie fast wasserklar sind und dass man bei Reinkulturen
im Grossen in dieser Nährflüssigkeit alle Stadien der Entwicklung schon äusser-
ILcli beobachten kann. Dies ist namentlich von Voi-teil bei den Kulturen der
kormeii von C h lam y d om u c o r , welche in diesen Nährlösungen in grösseren
Kolben ausgezeichnet wachsen uud die charakteristischen Formen der sogenannten
Mucor- oder Kugelhefen zur Ausbildung fordern. Diese Kugelhefen sammeln sich
in dicker Lage auf der Oberfläche, sind nun in allen Stadien der Entwicklung
der Untei-suchung zugänglich und für weitere Kulturversuche verwendbar. Hält
man sie von der Nährlösung abflltriert in feuchter Luft, so erfolgt iu den Chlamydosporen
sogleich und unmittelbar die Fructification in kleinen Mucorfruchtträgern.
Lässt man sie eintrocknen, so kann man sie monatelang keimuiigsflihig erhalten,
al.s Anssaat für weitere Kulturen verwenden und dieses, für pädagogische und
]>hysiolügische Zwecke, besonders interes-sante Objekt in jedem Augenblicke verfügbar
machen.
Künstliche Nährlösungen dieser Art sind in allen möglichen Formen leicht
herzustellen, namentlich mit den verschiedenen Zuckerarten. Sie stehen aber
im allgemeinen den vorgenannten natürlichen Nälirmedien für die Entwicklung
der Pilze nach. Sie gewinnen auch nicht dadurch, dass man stick.stoffhaltigc
Substanzen tierischen Ursprungs, wie Pepsin etc., als Stickstüfflpielle benutzt oder
dieses durch Asparagin uml andere Stickstoffverbindungen von Pflanzen ersetzt.
Ebenso sind N ä h rm e d ie n an s t i e r i s c h e n S u b s ta n z e n für die Fadenpilze
nur in beschränktem Umfange verwendbar, hian kann s t e r i l i s i e r t e
F l e i s c l id e c o c t e verwenden, entweder für sich allein oder mit etwas zuckerhaltigen
Nährlösungen vermischt. Aber man wird für die Fadeiipilzformen, welche
nicht auf animalisclien Substanzen zu leben gewöhnt sind, weniger günstige
Resultate bekommen, als in den früher angegebenen und bewährten Nährlösungen.
Für B a k t e r i e n und insektenbewohnende Pilze, also für die Formen von Em p u sa ,
E n tü in o jr iith o r a , C o r d y c e p s , S a p r o le g i iia , L a b o u lb e n ia etc. und für
Pilzforinen, welche anf hörnartigen Substanzen in der Natnr aiigetrolfen werden,
sind sie dagegen die besser zusagenden oder gar allein verwendbaren Nährmedien.
Man kann die frische Bouillon durch Auskochen von entfettetem Flei.sch von
Rindern, Kälbern, Hühnern etc. leicht in geeigneter Form herstellen. Man tut
aber gut, die Bouillon für ihre dauernde Haltbarkeit zu konzentrieren nnd in
dieser konzentrierten, eben noch ti'opfbar flüssigen Form in kleinen Gefässen
anfznbewahren. Die Nährsubstrate werden in dieser Form für lange Zeit haltbar
gemacht und sind dann in jedem Augenblicke in kleinen Mengen nach geeigneter
Verdünnung für die Herstellung von Nährlösungen verwendbar. Ausser der
eingedickten, reinen Bouillon kann man auch eine Bouillon mit etwas Bierwürze
versetzen und sie hierdurch in den einzehien Fällen für die Kultur geeigneter
machen und womöglich auch in der eingedickten Form vorrätig halten.
F ü r p a r a s it is c h le b e n d e P i l z e , welche an bestimmte Wirte re.sp. an
ganz bestimmte Nährmedien angepasst .sind, ist es mm auch möglich, v o n den
e in z e ln e n W ir t e n N ä h r su b s tr a t e herzusteilen, welche den korrespondierenden
Parasiten besonders zusagend sind.
Ich habe z. B. fü r d en P i l z d e r K a r t o f f e lk r a n k h e i t N ä h r lö s u n g e n
v o n d en j u n g e n K n o ll e n d e r K a r t o f f e lp f la n z e hevgestellt, in welchen
der parasitierende Pilz, der als Parasit noch nicht zu sehr an seinen Wirt
angepasst ist, fast ebenso gut lebt, wie auf der lebendigen Kavtoffel^iflanze. Ich
habe die Nälirlösimgen in d e r Weise hergestellt, dass ich junge Kartoffelknolleu
in dünne Scheiben schnitt, die Scheiben schnell trocknete und dann kalt mit
Wasser auszog. Die filtrierten und sterilisierten Auszüge, eventl. mit einer
B r o lo ld , Botan. Untorsnchungon. X IV. o