
Sporen, z. ß. vom Staubbrande des Weizens, der Gerste und des Hafers, welche
immer zur Blütezeit des Getreides von den brandigen Pflanzen durch den Wind
vertrieben werden, gelangen entweder direkt auf die jungen Fruchtknoten mit
ihren zugänglichen, jungen Geweben wie beim Mais oder indirekt zuerst auf die
Narben benachbarter, gesunder Nährpflanzen, in Avelchen sie (in dem Narbensekret)
das natürliche Substrat filr saprophytische Entwicklung tinden, den Griffel durch-
Avachsen und den jungen Fruchtknoten und in diesem den Embrio schon in
seinen ersten Stadien befallen können. Zu der b e r e it s e r k a n n t e n B od en -
in f e c t io n am K e im lin g e des ju n g e n S a a t g u t e s k am a ls o nun d ie
w e it e r e I n f e c t io n s s t ä t t e s c h o n in d en B lü t e n s e lb s t zu r s ic h e r e n
E r k e n n tn is . Bei der ßlüteninfection Averden die Infectionskeime bereits in
den ersten Stadien der Entwicklung in den Fruchtknoten und in den Embrio
eingeführt luid die schon hier, ich möchte sagen, in der ersten Kindheit der
Nährpflanze erfolgte Infection bleibt verborgen in dem geAvonnenen Saatgut,
Avelches Amm gesunden Samen ununterscheidbar, erst im folgenden Jahre in der
entwickelten Pflanze in den Blutenständen die Brandlager ausbildet, deren Keimlage
zurUckverfolgt werden muss anf die Infection der Blüten im vorausgegangenen
Jahre.’)
Erst mit der Erkenntnis der Blüteiiinfectiou, die sich mit der Keimlings-
infection in so naheliegender und überzeugender Form ergänzt, wie die Einführung
der Infectionskeime in die Nährpflanzen hier erfolgen kann, ist eine
genügende Klarheit über das Auftreten und die Verbreitung der Brandkrankheiten
bei den Nährpflanzen erreicht Avorden. Und seltsam genug kommen bei
diesen Blilteninfectionen in einzelnen Fällen noch sekundäre Hülfsmittel zur
Wirkung, um die Brandsporen zu übertragen. Bei insektenbliitigeii Pflanzen
Avird der Brandstaub dort, avo er sich in den Antheren der männlichen Blüten,
•) Gleich in meinem ersten Vortrage, in Avelcliem ich über die von mir neuentdeckte
BlUteninfection bei dem Flugbrande des Getreides im Klub der Landw. in Berlin am 24. Nov.
1903 Mitteilung machte, habe ich besonders hervorgehoben, dass die bei der BlUteninfection
eingedrungenen Infectionskeime im v e g e t a t iv e n Z u s t a n d e in dem jungen Embrio des
Saatgutes perenniren. Die vorher von mir beobachtete, abAveichende Keimung der Flugbrandsporen
der Hordeaeeen ohne Conidien und der schnelle Verlust der Keimkraft ihrer
Brandsporen, Avelche für die Sommersaat eine Infection dev Keimlinge so gut wie ausschlossen,
führte mich von selbst zu der Erkenntnis der verborgen liegenden ßlüteninfection
bei diesen Staubbrandformen, über welche ich gleich in meinem ersten Vortrage i n e x p e r
im e n t e l l a l l s e i t i g a b g e s c h l o s s e n e n V e r s u c h e n berichten konnte. —
an Stelle des Blutenstaubes, entwickelt, durch Insekten auf die jungen Fruchtknoten
oder auch auf die Narben der weibliclien Blüten natürlich Übertragen
und so eine Infection mit Hülfe der Insekten in den Bluten lierbeigeflllirt, durch
welche das Auftreten der Brandersclieinungen und die Verbreitung der Brandkrankheiten
seine natürliche Erkläriiug findet.')
Das zustande kommen der BlUteninfection hat zur ersten Voraussetzung,
dass die Brandlager in den brandigen Pflanzen genau zu derselben Zeit zur
Sporenreife gelangen, wo die jungen weibliclien Blüten zur Bestäubung durcli
den l’ollen sicli darbieteii, und dass weiter die (zugleich mit dem Blütenstaiili)
durch den Wind oder durcli die Insekten übertragenen Brandsporen unmittelbar
keimftihig sind und auf die jniigeii Fruelitknoteu und ihre Narben, mit den
Pollenköriierii, zur iiimiittelbareii Eutwickliiiig kommen können. Bei wmdblu-
tigen Pflanzen sind die Friielitkiioteii mit iliren jungen Geweben den liifections-
k lm e ii direkt zugänglich, welche zugleich auf den Narben mit ihren Narbeii-
sekreten den günstigsten Boden für ihre Ernährung und Entwicklung finden und
gleiclizeitig mit den Polleiisclilänclien zu den jungen Eiaiilageii Vordringen
können, nm hier die Infection anszufiilireii; bei diesen wiiidblutigen Pflanzen
wird der pulverige Braiidstanb zugleich mit dem Pollen durch den Wind auf
die weiblichen Blüten gesunder Pflanzen übertragen. Bei insekteiiblUtigeii
Pflanzen sind die Brandsporen und der Pollen nicht staubig und durch den W'iiid
übertragbar. Hier führen die blüteiibesiicliendeii Insekten die.se Übertragung
aus. D ie S e k r e t e d e r N a r b e n und d ie N ek ta r a b so iid e r iiiig e n in den
B lü t e n geben die natürlichen Substrate ab, in welcben die von mir naehge-
wieseiie, saprophytische Ernährung der Brandsporen und hierdureli die Infection
besonders begünstigt wird. Natürlicli müssen für die jungen Blüten, wenn eine
Blüteiiinfectiou erfolgreich sein soll, die beiden vorgenannten Bedingungen
erfüllt sein, erstens die Übertragung des Pollens znr Befruchtung der Blüten und
zweitens, mit dieser zugleich, die Übertragung des Brandstaubes auf die jungen
Blüten, um gleichzeitig mit der Befnicbtuiig auch die Infection des jniigeii
Emhidos im Eruchtkiioteii aiisfuhreii zu können. Wenn eine dieser Vorbedin-
1) Die näheren Einzelheiten über die Blüteninfeküon bei den Brandpilzen sind im
xm . TeUe d. W. zusammengefasst und weiterhin in einem Vortrage „über die Brandkranklieiten
des Getreides, ihre natürliche Verbreitung und ihre Verhütung“, den ich ant 12. Febr.
1907 in der Deutschen Landw. Gesellschaft in Berlin gehalten habe.