
Eine ßlüteninfection ist hier ausgeschlossen durch die Sporen der Brand-
kühleii, welche in demselben Jahre zur Reife kommen, da die Blüten schon abgeblüht
sind, wenn die reifen Brandlager zur Erscheinung gelangen. Die Brandsporen
von Ustilago olivaeea keimen unmittelbar nacli ihrer Reife, die Sporen
von Anthracoidea keimen erst im folgenden Jahre ans. Sie liaben Luftconidien
an den Hemibasidien, und von diesen ist eine Blüteninfection nicht ausgeschlossen.
Wahrscheinlicher ist aber, dass eine Keimlingsinfection hier wirksam ist und dass
diese bei U. olivaeea wohl nur allein iu Betracht kommen kann. Diese Brandpilze
perenniren auf ihren Nährpflanzen und treten, wie ich mich durch den
Besuch der Standorte in den verschiedensten Jahreszeiten überzeugen konnte,
immer ivieder au denselben Stellen und an denselben Pflanzen auf. Wenn man
sich die Standorte merkt, kann man mit Sicherheit auf die Wiederkehr resp. auf
das Auffinden dieser Branderscheinungen an ihren Nährpflanzen rechnen. Die
Anthracoidea inclusa auf Carex ampulacea habe ich in der Nähe von Alünster,
Jahre hindurch Aviederkebreiid, an denselben Stellen beobachtet in der Nähe von
Ziegeleien, um welche, in den Lehmgruben, die Carex-Form in den dort angesammelten
W'assertümpeln üppig auftrat. Diese Brandform ist durch die Erscheinung
des Brandlagers, ganz von der Alyeelperidie umschlossen, ausgezeichnet
lind dadurch verschieden von Anthracoidea Carycis und A. subinclusa, dass die
Sporenmembran, niclit rauh ist und dass die Hemibasidien hier runde und nicht
längliche Conidien ausbilden, wenn die Sporen ein ganzes Jahr im Keller, im
feuchten Sande ausgelegt und keimfähig gemacht sind. (Fig. 14 a u. b auf
Tafel IV dieses Bds.).
Von Anthracoidea-Formen habe ich auch Alaterial aus Siinla in Indien
und auch aus Brasilien durch Möller zugesandt erhalten. Es ist aber nicht gelungen,
die in feuchtem Sande ansgelegteii Sporen nachträglich zum Keimen zu
bringen. Nach der abweichenden Form und Grösse der Sporen möchte ich annehmen,
dass hier noch eine Anzahl von Arten existiren, deren Verschiedenheit
aber erst durch die Keimung der Sporen sicher festgestellt werden kann.
Eine auf Rhyneliospora alba vorkomniende vermeintliche Form von Anthra-
cüidea habe ich dagegen zur Keimung gebraclit. Die Sporen aus dem Fruchtlager
des Fruchtknotens von Rhyiiehospora, welches eine deutliche Hyphenliülle
erkennen lie.ss, keimten im folgenden Frühjahr im Wasser und in Nährlösungen
aus, nachdem sie neun Alonate in feuchtem Sande, an einem kühlen Orte im
Keller ausgelegt Avaren. Es zeigte sich zu meinem grössten Erstaunen, dass die
Keimung in qnergeteilten Hemibasidien erfolgte, welche seitlich Conidien ausbildeten,
die hier wieder zu Hemibasidien ausAvuclisen. (Fig. 10, Tafel IV die.se.s
Bandes.) Diese Abweichungen in der Sporenkeimung, welche mit der festgestellten
Keimung von Proustilago-Formen übereinstimmt, lässt keinen Zweifel bestehen,
dass der Brand auf Rhyneliospora keine Anthracoidea-, sondern eine P r o u s tila g o -
Foi-m ist, die nur in der äusseren Erscheinung des Sporenlagers mit der Anthracoidea
eine Ubereinstinunung zeigt.’)
Die h ie r f e s t g e s t e l l t e n T a ts a ch en beAveisen, da ss es n ur e inen
b e s c h r ä n k te n W e r t h a t , d ie B r a n d fo rm en n a c h Ä u s s e r l i c h k e i t e n
ih r e s F r u c h t la g e v s a ll e in zu b e s tim m en , w en n n ic h t d ie K e im u n g
der S p o r e n f e s t g e s t e l l t is t , d ie h ie r a ll e in e n ts c h e id e n kann.
Ob der Brand -von U s t i la g o L u z u la e , der iu den Spuren Ähnlichkeit
mit einer Anthracoidea hat, zu dieser Gattung gehört, habe icli durch Keimung
des mir zugänglichen Sporeiiniaterials nicht feststellen können. Die S])oren versagten
auch nach langem Liegen in feuchter Erde die Keimnng.
Weitere Fonnen von Brandpilzen, Avelclie die Früchte verschiedener Gräser
beAvohnen und welche in dem V. und iu dem XII. Teile d. W. näher beschrieben
sind, zeigen in ihren ßrandlagern keine Abweichungen, Avelche einer besonderen
Erwähnung bedürftig sind.
Es mögen hier aber noch die B r a n d fo rm e n eine kurze Berücksichtigung
flnden, Avelche Avir auf verschiedenen P o ly g o n a c e e n in den F r ü c h te n antreffen.
Eine besonders auffällige Ersclieinnng ist die U s t i la g o a n om a la ,
Avelche in den Früchten von Polygonum Convolvulus schniutzig-grane Brandlager
ausbildet. Die einzelnen Früchte Averden liier in Brandlager von der mehrfachen
Grösse umgebildet. Ähnlich in der äusseren Erscheinung tritt der Brand in den
Früchten von Polygonum lapathifolium auf, welcher als U s t i la g o u tr ic u lo sa
unterschieden Avorden ist. AVahrscheinlich erfolgt auch bei diesen Brandformen
ein Nachschub iu der Sporeiibildung von unten her, Avodureh nur allein die aut-
fällige Grösse der Bandlager selbst erklärt Averden kann. Hllllenbildungen aus
sterilen Alycelfäden sind mit dem Anftreten der Brandlager schon nicht mehr zu
beobachten. Die Sporenkeimung ist im XII. Bd. d. AV. beschrieben und abgebildet.
— Wesentlich verschieden von den genannten Brandformen auf Polygonum
ri Man A*ergl. hierzu die früheren Ausführungen im XII. Bd. d. AA^. über die Gattung
Proustilago.
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