
in einzelnen Fallen auf cler weissen Hyphenbulle der Brandgaile selbst Blattpartien
grün geblieben waren, weiche dem inetamorphüsirenden Einflüsse des
Pilzes entzogen blieben. le.h trennte die ßlatthüllen im Zusaininenhange mit den
oberen, grünen Blattspitzen Yorsichtig yon den Gallen ab und komite mm feststellen,
dass sie in allen ihren parenchymatischen Elementen Tollständig in Pilz-
psendomorphose umgewandelt sind bis auf die Gefässbündel, welche unverändert
bestehen bleiben. Durch diese Gefässbündel in den unteren Teilen war nur allein
die Ernährmig der oberen, grün gebliebenen Spitzen möglich, welche in den ein-
zelnen Fällen die Galle krönten wie in Fig. 2 und die von dem Pilze niclit
inetamorjiliosirt \a aren.
Es war hiermit cler unzweifelhafte Beweis geliefert, dass Uber die grünen,
normal gebliebenen, an den verkürzten Internodien büschelförmig zusammeii-
geclräiigten Stützblätter hinaus eine Metamorphose in den mit dem Blütenstande
angelegten Blättern begann, dahingehend, dass alle parenchymatischen Gewebe
von dem Pilze verzehrt und in dichte, weisse Hyphenmassen umgewandelt werden,
welche mm die weisse Hülle um die Brandgalle bilden, um- an der Spitze gekrönt
von den Blattenden, die Uber die Galle hinausragen. (F’ig. 1 n. 2.) Jetzt
war auch die Erklärung gegeben für die weissen HyphenzUge, welche die Brandmasse
der Galle gleichsam im Innern in unregehnässige Felder einteilten.
(Flg. 3—6.) Aneh diese werden gebildet ans metamorphosirten Stutzblättern,
welche innerhalb des Blutenstandes angelegt sind nnd welche hier vollständig in
eine Pilzhyphenhaut unigewandelt werden. (F’ig. 3 -C .) Es konnten anf Längsschnitten,
frei präparirt, die miveräiiderten Gefässbündel noch beobachtet und so
festgestellt werden, dass hier die höher angelegten Blattbildungeu im Blutenstände
vorliegen, welche ebenfalls in weisse l ’ilzhypliengewebe mngewandelt sind
nnd welche nach der Lage dieser Blätter die Brandgalle durchsetzen müssen.
(F’ig. 4 n. C.)
Es wurde mm wünschenswert, noch weitere schlagende Beweise für die
merkwürdige Fischeinung zn erbringen, dass in den Verzweigungen des sonst
nackten Blutenstandes, offenbar unter dem Einflüsse des l ’ilzes, eine allgemeine
BtUtzblattbildnng erfolgt, deren Material für die Bildung der GallenhUlle von
dem Filze verwendet wird. Bei dem Versuchsmaterial, welches in ganzen Quartieren
durch Infection gewonnen wurde, stellten sich als Ausnahmefälle nun auch
bald die eigentümlicben Erscheinungen ein, dass nicht der ganze Blutenstand zn
e in e r einheitlichen Galle ausgebildet, sondern in e in e M e h r h e it v o n e in 1
. ,
z e ln e n , g e t r e n n t e n G a lle n (Fig. 7 n. 8) umgewandelt wurde und dass die.se
Gallen, nun, zwar kleiner als sonst, doch alle charakteristischen Einzelheiten der
grossen an sich trugen. Die getrennten Gallen waren von HyphenhUllen nm-
geben und auch hier waren in besonderen Fällen die einzelnen ßlattspitzen oben
von dem Pilze unversehrt und grün geblieben. Es kamen, darüber hinaus, noch
Fälle vor, wo der Blutenstand in seiner ganzen Ijänge in eine grössere Anzahl
von einzelnen übereinander stehenden Gallen nmgewandelt war (Fig. 8),') wo
zwischen den einzelnen Gallen die etwas verlängerte Hauptachse des Blütenstandes
bestehen blieb nnd dann die einzelnen kleineren Gallen, offenbar die zu
Gallen metamorphosirten Seitenzweige des ßlüten.standes, in consecutiver Folge
nach oben sich anschlossen. Das Bild solcher Blutenstände mit allen seinen Einzelheiten
war von dem höchsten Interesse.
In den beschriebenen Einzelheiten ist die morphologisch vereinzelt, vielleicht
einzig dastehende Tatsache sicher erschlossen, dass hier bei einem in normaler
Bildung stets nackten, grossen, reich verzweigten Rispenstande durch den
Einfluss des Parasiten die Stützblätter wieder in die Erscheinung gerufen werden,
deren Anlage in normalen Blutenständen vollständig unterbleibt und verloren gegangen
ist. Diese durcli den Pilz znr Anlage gereizten Stützblätter werden nun
aber von dem Pilze selbst teilweise oder ganz metamorphosirt und in eine
Hyphenhülle umgewandelt, welche äusserlich die Braiidgallen um.scliliesst, nnd
welche ausserdem noch au all den Stellen innerlialb der Brandgalle zur Ausbildung
kommt, wo die StUtzblätter angelegt nnd ebenso von dem Pilz befallen
werden.
AVenn wir da.s Krankheitsbild des Hirsebrandes in .seiner eigenartigen Gestaltung
ans dem Vergleiche mit der gesunden Pflanze verfolgen, so werden wir
auf die phänomenale Pildung der Braiidgallen aus dem metamorphosirten risjien-
nrtigen Blutenstände gleichsam vorbereitet durch die Verkürzung der Ach.se mit
ihren dicht gestellten Stutzblättern, und es kann der Beobachtung nicht entgehen,
dass hier schon die verkürzten Internodien mit ihren dicht gedrängten Stütz-
1) Die Fig. 8 ist nur eiu verkümmerter Fall von grösseren und ansehaulicliercii Bildungen,
-welche leider nicht unmittelbar photografirt und naehträglicli durch Insektenfrass
zerstört worden sind.
B r e f e ld , Boten. Untersuoliungen. XV. -