
Die ßlütheiiinfeetiün der Gersteiipflanze ist nicht ganz so leicht auBzu-
fUhren, wie die des Weizens. Die Blüthen der Aehren öffnen sich nur bei einzelnen
Gerstenfornien in der Art, dass Staubfäden nach aussen treten. In den
meisten Fällen bleiben sie in den Blüthen resp. von den Spelzen eingeschlossen,
die sich aber weit genug öffnen, um das Einstäuben der Spuren zu ermöglichen.
Zu der Infection der Einzelblüthen bei der Gerste muss die Zeitfrist richtig
wahrgenommen werden, in welcher diese am weitesten geöffnet sind, weil dann
die Einführung der Sporen am besten ausführbar ist. Jedenfalls ist der Eingriff,
der zu diesem Zweck an den Blüthen gemacht werden muss, ein grösserer wie
beim Weizen, nnd es leuchtet von selbst ein, dass hierdurch eine Erschwerniss
der Infection veranlasst wird. Für die Cylinderinfeetion kommen nur die Spalten
in Betracht, welche sieh natürlich hei den Blüthen zeigen. Auch hier ist die
künstliche Infection unter Umständen eine weniger leichte wie bei dem Weizen.
Es wurden wie früher bei den einzelnen Infectionen die inficirten Blüthen allein
stehen gelassen, alle übrigen beseitigt und die einzelnen Halme durch bunte
Bändchen gekennzeielmet. Das Letztere geschah auch bei den Cylinderinfectioneii.
Das reife Getreide von beiden Versuchsreihen wurde eiiigesammelt, während
des Winters trocken gehalten, im Frühjahr sterilisirt und auf sterilisirtem Glassand
zur Keimung ansgelegt, ganz genau so wie es bei dem Welzen angegeben
ist. Die Eesultate bei den Infectionen der Einzelblüthen waren, wie vorauszusehen,
duschschnittlich nicht ganz so günstig wie bei dem Weizen. Trotzdem
erreichten wir auch hier, wie aus der am Ende dieses Abschnittes aiigesehlossenen
vergleichenden Uebersicht misever Infectionsversuche zu ersehen ist, hohe Pro-
centsätze au brandigen Pflanzen bis zur totalen Infection, Fig. 1 anf Tafel I.
Die Cylinderinfectionen weisen, wie die Uebersicht ergibt, ebenfalls einen
etwas geringeren Erfolg auf, als es beim W eizen der I all war. bie gingen im
höchsten Falle nicht über 20 pCt. hinaus. Bei den einzelnen Gerstensorten, die
zur Infection in 'Verwendung kamen, zeigten sich Schwankungen, welche aus der
Uebersicht zu ersehen sind. Im grossen Ganzen ist aber das Resultat der Blütheninfection
ein annähernd ebenso günstiges wie bei dem Weizenflugbrand und es
in den Spelzen eingeschlosson bleibt. Diese Brandform ist, wie ich durcli Cultur nachgewiesen
habe, grundverschieden von dem Flugbrande. Die Sporen keimen fructificativ aus
und bilden Conidien, die sich in Niihrsubstraten in Hefenform uDendlich vermehren. Rostrup
hat diese Form nach der äusseren Beschaffenheit als Ust. Jensenii bezeichnet.
kann, günstige Bedingungen vorausgesetzt, hier als ebenso sicher angenommen
werden, dass die Bliitheuinfection stets erfolgreich ist, wenn Brandsporen in die
Blüthen hineingelangen.
Die Infection an den jungen Keimlingen, welche in denselben 4 Formen,
wie beim Weizenflugbrand ausgefuhrt wurde, hatte denselben negativen Erfolg,
wie er bei dem Weizen festgestellt wurde. A u s a l l e n V e r s u c h e n g in g e n
a u ch h ie r g e s u n d e , b r a n d f r e ie P f la n z e n h e rv o r . In der vergleichenden
Uebersicht sind wiederum die Versuchsreihen und ihre Ergebnisse ziisaminen-
gefasst. Es kann himiach beim Gerstenflugbrande dasselbe gelten, was für den
Weizeuflugbraiul ausgesagt wurde, d a ss d i e I n f e c t i o n in d e n B lü th e n d ie
v o r h e r r s c h e n d e , w en n n i c h t d i e e in z ig e F o rm d e r I n f e c t i o n d er
N ä h r p f la n z e ist. Audi die anatomischen Befunde im ruhenden Samen so-
wohl, wie im austreibenden Keimling waren nicht verschieden von denen, die
schon beim Weizen angeführt sind.
Vergleichende Uebersicht der aiisgeführten Infectionsversuche
mit Gerstenflugbrand.
A. I n f e c t i o n s v e r s u c h e vom J a h r e 1 9 0 3 .
I. Blütheninfection.
Aus der Blütheninfection vom Jalu-e 1902 wurde nur wenig Saatgut geerntet; das
Wenige frutrirte dann noch bei der Aussat voDständig.
II. Cylinderinfeetion.
1. Am 18. Juni 1902 iTOrden an einem eben mit der Blüthe beginnendem Gerstenfelde
m Gräbschen Cylinderinfectionen vorgenommen. Die liierfür ausgewälilten Aehren zeigten
m der Mitte einige geöffnete Blüthen. Aus dem geernteten Saatgut wurden unter
1590 Stauden 10,5 % brandige herangezogcn.
Eine entsprechend grosse Controllparzelle mit Saatgut desselben Feldes aus nicht-
inficirten Aehren hatte 0,1 % Brand.
HI. Infection junger Keimlinge.
1. Gerste aus Münster wurde mit Brandsporen vom selben Felde an den jungen,
austreibenden Keimlingen durch Ansprühen inficirt. Die ßrandsporen waren durch