
des IMaisbrandes ohne jede Unklarheit vor uns liegt. Und nicht minder klar ist
das Verständnis geworden für unsere Getreide bewohnenden Brandformen, welche
durch saprophytische Ernährung ihre Infectionskeime in dem Boden und namentlich
in gedüngtem Boden in einer Art vermehren, welclie erst die Infection an
dem Keimlinge verständlich macht und die Bedeutung des Düngers für das Auftreten
der Brandkranklieiten im Getreide, wie die Landwirthe stets betont haben,
in dem richtigen Lichte erscheinen lässt.
Gewiss niclit minder überzeugend und klar sind aber endlich die Erschei-
. iiimgeii bei der Blütheninfection, bei welchen die ßrandkeime an den Karbensekreten
und in den Nektarausscheidungen die Nährsubstrate vorfinden, welche
für ihre Keimung, Entwicklung und Vermehrung der Infektionskeiine so günstig
wie möglich sind.
Es hat lange gedauert, bis es in einem Zeiträume von mehr als 20 Jahren
möglich geworden ist, die hier dargelegten Aufklärungen über die Biologie der
Brandpilze, über ihre Infection, über die Krankheitserscheinungen und über die
natürliche Verbreitung der Brandpilze auf saprophytischen Substraten zu erhalten.
Es war in den einzelnen Fällen nicht leicht, die richtigen Wege zu finden,
welche hier zum Ziele fiihrten.
Es muss aber hier bemerkt werden, dass der Abschluss der neuen Untersuchungen,
so erfolgreich sie sich in den angeführten Fällen schon erwiesen
haben, gleichwohl noch keineswegs allseitig eiTeicht ist, und dass noch viele
Einzeluntersuchimgen ausgeführt werden müssen, um all’ die Resultate zu
erreichen, welche nach der jetzt gewonnenen Erkenntnis möglich geworden sind.
Die Untersuchungen sind ebenso schwierige wie mühevolle und namentlich die
Infectionsversuche stossen auf Hindernisse in der Ausführung und in der Durchführung,
die man sich im Voraus kaum vorstellt.
Es ist das eigenai-tige dieser Untersuchungen über Infectionskrankheiten
bei Pflanzen, dass sie in der einen Hälfte nur mit den Hülfsmitteln eines Institutes,
in der anderen Hälfte aber nur mit Zuhülfenahme eines Versuchsfeldes ausgeführt
werden können, auf welchem die Kultur der inficirten Pflanzen zu Ende geführt
werden muss. Das harmonische Zusammenwirken dieser zwei Faktoren, das
Bestellen des Versuchsfeldes und die Arbeiten und Vorarbeiten für diese Bestellung
im Institute, ist ohne Störung nur dann möglich, wenn das Versuchsfeld
imd die Arbeitsräume des Institutes in möglichst naher und bequemer Verbindung
zu einander stehen. Nur so ist es möglich, die Kulturen dauern zu
beobachten und die vielseitigen äusseren Störungen fern zu halten, denen sie im
Ijaufe der Vegetationsperiode ausgesetzt sind.
Ein Haupthinderniss für den schnellen Fortgang der Untersuchungen und
der Versuche nach dieser Richtung ist aber in dem Umstande gegeben, dass in
der Zeitfrist einer Vegetationsperiode immer nur einmal Versuche gemacht
werden können, deren Erfolge sicli erst am Ende des Sommers ergeben. Wenn
diese Versuche durch secundäre etc. Schädigungen gestört werden, oder wenn .sie
in ihrem Ausgange nur negative Resultate ergeben, ist immer ein ganzes Jahr
verloren, bis die Erneuerung und die Ergänzung der Versuche durchgeführt
werden kann. So sind oft für die Entscheidung einfacher Fragen mehrere Vegetationsperioden
erforderlich nnd der Abschluss der Untersuchungen durch Abwickelung
der zeitweise möglichen Fragestellung kann immer erst nach Jahren
erreicht werden. Hierdurch wird es erklärlich, dass auch die hier mitgetheilten
Untersuchungen in den günstigsten Fällen noch nicht absolut, sondern nur relativ
abschliessende geworden sind. An manchen Stellen sind die Frage])uiikte offen
geblieben, wo die gewonnenen Ergebnisse der Kulturen noch keine genügend
entscheidenden waren. Es werden noch Jahre vergehen müssen, bis man von
allseitig abschliessenden Ergebnissen reden kann.
Erwägt man diese Sachlage und die besonderen Umstände, welche für die
Versuche und ihre Ausführung in Betracht kommen, so wird man unwillkürlich
zu dem Gedankenlaufe geführt, dass eine eigens getroffene Einrichtung für die
Untersuchungen der Brandkrankheiten und ähnlicher Infectionskrankheiten hier
am Platze wäre. Vergleicht man nur allein die Schäden, welche durch den
Brand des Getreides jährlich herbeigeführt werden, mit den Ausgaben für eine
Anstalt der angedeuteten Art, so würde dies kleine materielle Opfer gewiss nicht
im Verhältnisse stehen zu den Vortheilen, welche durch die Aufklärungen über
die imtürliche Verbreitung der ßrandkrankheiten und für ihre erfolgi-eiche Bekämpfung
in Aussicht stehen. Aber hier handelt es sich nicht in elfter Linie
um die äusseren Hülfsmittel eines Institutes und eines Versuchsfeldes. Selbst
wenn diese gegeben sind, aber für die Leitung eines solchen Institutes nicht eine
Kraft verfügbar ist, welche sachverständig und mycologisch allseitig rlurchgebildet
ist, dann kann ein günstiger Erfolg nicht erzielt werden.