
guiigeii ausfiillt, flndet die Infection nicht statt. Die Blüten bleiben entweder
gesund oder sie verkümmern, da ohne Befruchtung eine Embrioblldimg im
Samen nicht eintreten kann. Das Stadium der jungen Blüten für die Befruchtung
durch den Blütenstaub und für die liifectiou durch die Brandsporen ist
ein sebr kurz vorübergehendes, und wir können olme weiteres hieraus herleiten,
dass eine erfolgreiche ßrandinfection nur unter dem Zusammenwirken aller günstigen
Umstände stattfinden kann. Wäre dies nicht so, so würden die von
diesen Brandpilzen befallenen Nährpflanzen längst dem Untergange anheim
geflfllen sein. Bei der Ausführung von Versuchen zum Nachweise der ßlüteninfection
sind die vorbemerkten Umstände wohl zu berücksichtigen. Es hat bei
den mit Dr. Falck gemeinsam ausgefülirten Blüteninfectionen lange gedauert,
bis wir sie zu einer vollendeten Wirksamkeit steigern nnd die Versuchspflanzen
mit Sicherheit brandig machen konnten. Bei der Infection der jungen Saatkeimlinge
war dies bei den zwanzig Jahre vorausliegenden, von mir durchgeführten
Untersuchungen nicht anders. Auch bei den jungen Saatkeimlingen ist
das Infectionsstadimn der jungen Gewebe, in Avelche die Infectionskeime allein
eindi-ingen können, ein kurz vorübergehendes. Erreichen die Infectionskeime
in dieser kurzen Zeit die Keimlinge nicht und also etwas zu spät, so frustrirt
die Infection mit Regelmässigkeit. So lange man, vor meinen Versuchen bis
zur Mitte der achtziger Jahre, nur mit den Brandsporen selbst Versuche machte,
welche in Wasser nur unregelmässig auskeimen, blieben die Versuche zumeist
erfolglos. Erst durch die Auslösung der verfehlten Beurteilung des ausschliesslichen
Parasitismus dieser Parasiten, welcher von der Schule in Strassburg vertreten
wurde, konnte ich durch Kultur der Brandsporen in Nälirlösungen das
virulente Infectionsmaterial in den Sprossconidien der Brandpilze in unbegrenzter
Fülle herstellen, nnd die Infectionsver-suche, welche ich zunächst mit dem
Sorghiimbrande und dann mit deu verschiedenen Fonnen des Ilirsebrandes ausfiihrte,
mit pyramidaler Sicherheit zu der Höhe steigern, dass jeder inficirte
Keimling brandig und ganze Saatfelder das überraschende Bild einer einheitlichen
Infection mit den Brandpilzen in ihreu Brandlagern darboten. — Es darf
an dieser Stelle nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Keimlingsinfection
und die Infection der jungen Blüten auch bei denselben Nährpflanzen erfolgen
kann, wenn die eingangs dieses Absatzes bemerkten Vorbedingungen erfüllt sind.
E s kann n eb en der ß lü t e n in f e c t io n b e i den F o rm en des S tau b b ran d e s
au cli e in e I n f e c t io n de.s ju n g en K e im lin g s s ta t t f in d e n , wenn noch keimkräftige
Brandsporen mit den jungen Saatkeimlingen nur in der zutreffenden
Form niid Zeit Zusammentreffen. E b en so liaiin anch b e i den ß lü t e n in f e c -
tio n en in s e k t e n b lü t ig e r P fla n z e n e in e K e im lin g s in f e c t io n dann e r f
o lg e n , wenn d ie n o c li k e im k r ä ftig e ii B ran d sp o r en m it den eben
a u s t r e ib e n d e n S a a tk e im lin g e n in B e r illir u n g k om m en . B e id e I ii-
f e c t io n s f o rm e n s in d n a h e v e rw a n d t , mid fü r s ie g i l t d ie v o n mir
f e s t g e s t e l l t e , w io li t ig s t e T a t s a c h e fü r e in e e r f o lg r e i c h e I n f e c t io n ,
d a ss n u r d ie ju n g e n G ew e b e dem E in d r in g e n der I n f e c t io n s k e im e
z u g ä n g lic h s in d , und da ss d ie s e jü n g s t e n S t a d ie n b e i den N ä h r p
f la n z e n , e inm a l in den e r s t e n K e im s t a d i e n , das a n d e r e Mal in
den ju n g e n E ll lt e i ia ii la g e n , f r e i l i c h in s c h n e l l v o r ü b e r g e h e n d e r
Z e i t , s ic h d a r b ie t e n .
Eine v o l l e n d e t e r e A n p a s s u n g d e r p a r a s i t i s c h e n P i l z e an ih r e
z u g e h ö r i g e n N ä h r p f la n z e n , wie sie hier jetzt in den biologischen Einzelheiten
der Brandpilze aufgedeckt ist, durfte kaum ein zweites Mal im Pflanzenreiche
anzutreffen sein. Die Infeetionskeime dringen in die jugendlichen Stadien
der Nährpflanzen ein, sie schädigen die Nährpflanzen nicht im mindesten, sie
dringen, äusserlich nicht bemerkbar, bis zur Vegetatioiisspitze vor, sie verbreiten
sich iu dieser resp. in ihren zartesten und jüngsten Geweben, um von da aus
in alle Neuaiilagen natürlich gelangen zu können. Die Vegetationsspitze bleibt
unbeeinflusst in ihrer natürlichen Entwicklung von den Infectionskeimen, die Neuanlagen
werden nicht im mindesten durch sie geschädigt, die ganze Pflanze
bleibt äusserlich normal und gesund, gleich den nicht inficirten Individuen, ja
wir können sogar, wie ich bei Sorghum im XI. Bd. d. W. nachgewiesen habe,
eine gewisse Steigerung der vegetativen Entwicklung verfolgen, weiche unzweifelhaft
durch den Pilz in den Nährpflanzen angeregt wird. Die voll entwickelten,
üppigen Nährpflanzen verraten nichts von einer inneren Krankheit, und doch
kommt diese plötzlich mit den letzten Stadien der Entwicklung, mit der Entfaltung
der Blüten und Blüteiistände, zur phäiioinenaleii, fast dramatischen Er-
.scheinung, und wir sehen, wie die edelsten Organe der Nähipflanzen, die Blütenanlagen,
die Ziele der späteren Fortpflanzung und Fruchthildiiiig, einer totalen
Zerstörung, vorher äusserlioh nicht bemerkbar, bereits anheimgefallen sind und
dass, statt der normalen Friichtkörner, die schwarzen Brandlager des Pilzes allem
zur Ausbildung- kommen.