
¡)flunzinigsfürni.en der übrigen Pflanzenwelt anzutreffen gewohnt sind. Wir können
es hiernach nur natürlich flnden, dass die Keimung der Pilzsporen in blossem
klaren W'asser, in welchem sie der Beobachnng in ungetrübter Weise zugänglicb
sind, entwedei- gar nicht oder nur in eng besdiriinktem Umfange erfolgen kann.
Wir flnden denn auch in K e im v e r s u c h e n im W a s s e r höchstens die ersten
Anfänge einer Keimung vor oder eine völlige Passivität der Sporen, die hier zu
keiner Entwickelung gelangen können.
V o n d i e s e r f a s t a l l g em e in e n R e g e l machen indes eine Anzahl von
Pilzporon e in e A u sn a hm e . Es sind dies F o rm e n , welche g r ö s s e r e S p o r e n
ausbilden, und häufig Formen, welche parasitisch leben, und welche ans eigenen
Hülfsmitteln da.s erste Eindringen ihrer Keime in die Nährpflanzen besorgen
müssen. Wir haben zunächst bei den parasitisch lebenden Formen der P e r o n o -
sp o r e e n , welche den Algen-ähnlichen Pilzen angehören und noch die moiqilio-
logischen Charaktere der im Wasser lebenden Algen beibehalten haben, Sporenbil-
dimgen in grösseren Conidien, welche in blossem Wasser leicht und mit langen
Keimschlänchen auskeimen. Dieselben Conidien sind aber bei einer Anzahl von
Fonnen der Gattung P la sm o p a r a noch befähigt, den früheren Charakter als
Sporangien auzunehmen und in ihrem Inneren eine mehr oder minder grosse
Anzahl von in Wasser beweglichen Schwännsporen, von Zoosporen auszubilden.
Die Sporen keimen also in blossem Wasser entweder mit langen Fäden oder
fructiflcativ mit der Bildung von Zoosporen aus.’) — In ähnlicher Weise wie die
Sj)oven bei den P e r o n o s p o r e e n verhalten sich auch die Sporen mancher
¡<aprohgmaceen, die parasitisch auftreten, und namentlich auch die Conidien-
sporen von E n t o r a o p h th o r e e n , welche schon in feuchter Luft mit der Bildung
vou Secundärconidien anskeimen, z. B. E m p u s a IMiiscae, C o n id io b o lu s
u tr ic u lo su s .^ ) Wir haben dann weiter bei den Eormen der A s c o m y c e t e n
eine Reihe von Fällen, wo die relativ grossen Ascosporen in Wasser zur Aus-
keimmig gelangen. Ich erinnere hier nur an die Sporen verschiedener l ’ezizeii,
z. B. P e z i z a v e s i c u l o s a , welche im Wasser einen .sehr kurzen Fruchtträger
’) Diese Sporenkeinmngen in Wasser bei den Peronosporeen sind von de Bary zuerst
beobachtet und beschrieben worden. Recherches sur quelques champignons parasites. Ami.
sc. nat. Tome XX. 4. Serie 1863.
*) Die Abhandlungen über Empusa im IV. und über Conidiobolus im VI. Teile
dieses Werkes.
bilden, an dessen Sjiitze sich ein Köpfchen mit kleineren Sporen, den Conidien,’)
ausbildet, welclie für die Verbreitung in der Luft durch ihre Kleinheit ausgestattet
sind und den weiteren Vertrieb des Pilze.s be.sorgen. Wir liaben andere
Fälle von Ascomyceten, in welchen die in den Ascen angelegten Sjioren schon
im Ascus auskeimeu, hier zur Bildung von Conidien übergehen, welche unter
Umständen in solcher Menge zur Ausbildung gelangen, dass der Ascns mit ihnen
vollständig angefüllt ist.^) Die Ascosporen keimen hier frühzeitig in dem Cytoplasma
des Ascus aus, und diese hier schon im Ascus sich vollziehenden
Keimungserscheinungen der Sporen, welche mit einei' IMassenbiidnng von Conidien
im Ascus verbunden sind, haben wohl mit dazu beigetragen, den mur])liologischen
Wert eines Ascus mit regelmässiger, typischer S-jiorenzabl zu verdecken und zu
missdeuten.
Wir haben in vielen anderen Fällen, namentlich bei den Formen der
Ascomyceten, zwar keine fructiflcative Auskeimung der Ascosporen, wohl aber
K e im u n g s e r s c h e in u n g e n an S p o r en dur ch T e i lu n g s v o r g ä n g e ,
welche zur Bildung vielzelliger, oft numerfonnig geteilter Sporen fuhren können.^)
Mit dem Begrifle der Spore ist die Kinzelligkeit untrennbar verbunden. Vielzellige
Sporen sind immer solche, welche durch weitere Teilungen, die man als
Keimungserscheinungen deuten muss, vielzellig geworden sind, bei welchen freilidi
oft der Dauerzii.stand nicht mit der ersten Anlage der einzelnen Spore, sondern
er.st weiter einzutreten pflegt, wenn die Sporen im Ascus vielzellig geworden
sind, also durch Keimuiigserscheinungen den einzelligen Zustand bereits verloren
haben. Vielzellige Sporen gibt es nicht, das ist ein Unding. Die Sporen sind
immer einzellig, und vielzellige Sporen sind solche, welche durch frühest eintretende
Keimungserscheiimngen in den vielzelligen Zustand llbergeführt
worden sind.
Auch bei einer Anzahl von Formen der B a s id iom y c e t e n tretten wir
die Ausbildung grösser, früh keimender Sporen an. Es shul hier besonders die
’) Diese fi'uctificativen Sporenkeimungen sind schon von Tulasne beobachtet und abgebildet
worden in seiner Carpologie; man vergl. weiter Text und Abbildungen über P. %-e-
siculosa im X. Bande d. W. pag. 333.
*) Mau vergleiche hierzu die Tafeln Band IX und X des vorliegenden Werkes.
*) Die geteilten Formen von Ascosporen finden sich in beliebigen illustrierten Arbeiten
über Ascomyceten vor. Sie sind in den verschiedensten Formen wiedergegeben auf den
Tafeln des X. Bandes d. W.