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kiinipieii: d ie F o rm e n d e r S t e r i l i s i e r u n g , welclie man in der Gliirurgie
anwondet, um bei operativen Eingriffen in den OrganismiK die scbadlichen l ’ilz-
vegetatioiien aiiszusebliessen. Erst durch die Aseptik ist die Chirurgie zu den
heutigen Fortschritten gelangt, durch welche Operationen möglicli geworden
sind, au deren AusiÜhrnng früher aucli mit der gescliicktesteii Hand niclit zu
denken war.
Die Lebensweise der Pilze und liire Bedeutung in der Natnr. Hie Filze
sind die Organismen der Verwesung. Sie leben von den organischen Substanzen,
welche von den grünen Pflanzen und von den Tiej-eii Zurückbleiben.
Die in den grünen Pflanzen ursprünglich durch die Kraft des Lichtes in den
Chlorophyll-Apparaten grüner Zellen aus anorgaiiischeu Mitteln, aus Kohleiisiüire
und Wasser, erzeugte organische Substanz dient ziinäclist diesen Pflanzen selbst
zur Kahrimg nnd zum Aufbau ihres Orgaiiisiniis. Von den pflanzlichen
Organismen leben die Tiere, sie dienen der zoologischen Reilie als Sabriing.
Was von beiden, von den Pflanzen imd von den Tieren, an toter organischer
Substanz übrig bleibt, fallt schliesslich der Vegetation der Pilze anheim, welche
die Vorgefundene organische Substanz für ilire Eniälirimg verwenden und mit
iln-er Vegetation und Lebenstätigkeit wieder in Kolileiisäiire und Wasser zurUck-
flihren, aus weichen sie ursprünglich durch die grünen Pflanzen mit Hülfe des
Ijichtes erzeugt worden ist. Der Krei.slaui in der organischen Welt, in der Er-
zeugimg der organischen Substanz durch die Kraft des Lichtes in den grünen
Pflanzen, in ihrer Verwendung für die Lebewesen, für die Pflanzen und Tiere,
und ihrer endlichen Zerstörung durch die Verwesungs-Organismen, durch die
Pilze, wird in dieser Art harmonisch geschlossen. Was die grünen Pflanzen erzeugen,
verzehren die Tiere, und die Überbleibsel von beiden werden von den
Pilzen verbraucht und durch ihre llückfuhiüng zu Kolilensäure und Wasser
körperlich wieder zum Verschwinden gebracht.
Wir können uns leicht überzeugen, dass unter normalen Verhältnissen eine
Anhäufung von organischen Kesten, vou Pflanzen und Tieren, an unserer Erdoberfläche
nicht stattfiiidet, dass also die Verwesungs-Organismen, die Pilze, ihre
Tätigkeit in ergänzender und abschliessender Weise in der Zerstörung der
organischen Substanz vollziehen. Wir finden nur voiübergehend Reste der
organischen Substanz an der Erdoberfläche vor, also für eine verhältnismässig
kurze Zeit, welche noch nicht ausreichend war für die vollständige Zerstörung
durch die Verwe.sungs-Ürganisraen.
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Nur unter besonderen rinständeii lindet eine Abvveidning von diesem Zer-
störuiigsvorgaiige der organischen kSubstauz durch tlie Pilze statt. Diese Umstände
.sind gegeben in unseren Mooren bei der Vegetation grüner Pflanzen an der
Oberfläche des Wassers, also in sumpfigen \va.sserreichen Gegenden, wo mit fortschreitendem
Wachstum der l\Iüorpfianzen an der Obei-fläche nacli oben und nach
dem Lichte die älteren, nach rückwärts gelegenen Teile dein Lichte entzogen,
unter Wasser versenkt und zum Absterben gebracht werden. Die im Was.ser
lebenden, an Zahl nur geringen Fadenpilzfonnen und die Bakterien vermögen
hier eine Zerstörung der orgaiiisclien Substanz nur in beschränktem Grade auszuüben.
Die terrestrisch lebenden VerHesmigs-Organisrnen, die eigentliche IMasse
der Pilze, können unter Wasser nicht leben und vermögen also das Zerstörung.s-
werk der organischen Substanz an der Erdoberfläche in gewohnter Form, unter
der Mitwirkung atmosphärischer Einflüsse, niolit auszuführen. Die hier zurück-
bleibenden organischen Reste der IVIoor- und Sumpfpflanzen erfahren demnacli
untergetaucht unter Wasser nicht die gleichen Vorgänge der Verwesung, wie sie
an der freien Luft, an fler Oberfläche der Erde, durch den Einfluss der
terrestrisch lebenden Pilze sieb vollzieht. Die Wirkung der Pilze Ist hier eine
sehr beschränkte, fast ausgeschlossene, und wenn sie bald zu Ende geht, vollziehen
sich in der Länge der Zeit, ohne die Mitwirkung atmosphärischer Einflüsse,
in den abgestorbenen Pflanzenresten eine Reilie von chemischen Vorgängen:
eine langsame innere Zersetzung, welche namentlich auch mit der Auslösung
von Gasen, in letzter Instanz von Sumpfgasen, von Kohlenwasserstoff-Verbindungen
und schliesslich von reinem Kohlenwasserstoff verbunden ist. Bei diesen
Vorgängen bleibt die grosse Masse der an sich sehr kohlenstotfreichen Verbindungen
der organischen Snb.stanz in oft nur wenig veränderter äusserer Fonn
zurück. Wir können die hier stetig fortschreitende Veränderung der organischen
Substanz, deren Reste immer kohlenstoflreicher und dunkler werden, also so zu
sagen, die fortschreitende Karbonisierung der organischen Substanz mit zunehmendem
Alter schrittweise verfolgen und wir haben in den noch zu unserer Zeit
in den Mooren gebildeten Toiflagerii die erste, in den Brannkoblenlageni die
zweite, in den Steinkohlen die dritte und in der Anthracitkohle die letzte und
höchste Stufe der stetig fortschreitenden Karbonisierung in den Resten einer früheren
Moorvegetation vor uns, die schliesslich mit den Überresten fast reinen
Kohlenstoffes, Graphitkolile, ihren Abschluss findet.