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keiintnis ist es möglich geworden, die Substrate gleich bei ihrer Herstellung so
weit zu sterilisieren, dass sie für unbegrenzte Zeit aufbewahrt und in jedem
Auf»-enblicke für die Kultur herangezogen werden kömien. Die Erleichterung
und Sicherung für die Ausführung von Pilzkulturen ist durch diese Erfahrung
und durch diese Alethodik eine so grosse geworden, dass man jetzt, wie es in
dem 1. Abschnitte des Buches an verschiedenen Stellen ausgeführt wurde, in der
einfachsten und sichersten Weise die Kulturfornien einleiten und durchführen
kann, ohne nachträgliche Störungen durch Bakterien befürchten zu müssen.
Man kann die sterilisierten Substaite mitnehmen in fremde Weltteile und an
leder beliebigen Stelle die Kulturen der Pilze iu jedem Augenblicke, wo sich
das geeignete Alaterial darbietet, zur Ausführung bringen.
Ich habe noch zu r S i c h e r u n g d e r S t e r i l i s i e r u n g Versuche dahin
gemacht, dass ich die S p o r e n v o n B a c i l lu s s u b t i l i s , welche bei Kulturen
in Flüssigkeiten aus den obeifläclilicli gebildeten Kahmhäuten des Bacillus
schnell und sicher zur Ausbildung konmien und sich daun als Niederschlag zu
Boden senken,’) den verschiedenen flüssigen und festen Nährmedien zusetzte und
mm durch Versuche ad hoc feststellte, eine wie oftmalige Erhitzung notwendig
wird, um die eingeführten Sporen sicher zu töten. Häufig war schon nach dreimaliger
Sterilisierung, namentlich in Flüssigkeiten, das Nähnnedium sterilisiert,
besonders dann, wenn nach zweimaliger Erhitzung eine längere Pause von
2 bis 8 Tagen eingesetzt wurde. Jedenfalls aber war nach fünfmaliger Sterilisierung
das Substrat keimfrei. Auch iw grösseren Alassensnbstraten reichte eine
vier- bis fünfmalige, höchstens sechsmalige Sterilisierung aus, die Aledien keimfrei
und dauernd haltbar zu machen. Bei Alist oder anderen Substraten sowie
bei Nälii-flüssigkeiten, kann man auch höhere Temperaturen im Dampftopf
oder im Ölbade anwenden, da diese Aledien nicht leicht verändert werden.
Beim Brote, dem besten Massensubstrate für Fadenpilze, treten aber durch höhere
Temperaturen physikalische Veränderungen ein, namentlich durch starke Quellung
der Stärkekörner, welche den Alycelien dieser Pilze in ihrer fortschreitenden
Entwicklung ungünstig sind und die spätere Entwicklung der Pilze nachti’äglich
beeinflussen.
') 1. C. meiner Abhandlung über Bacillus subtilis im IV. Bande d . AV.
Die Myxomyceten (Schleimpilze).
AVie die Spaltpilze, die Bakterien, eine natürliche Gruppe von Fonnen
unter den Pilzen darstellen, welche ohne verwandtscliaftliche Beziehungen zu der
übrigen Pflanzenwelt bis dahin geblieben sind, so bilden auch die Formen der
Schleimpilze eine natürliche Gruppe für .sich, welche nach bisherigen Erfahrungen
aller verwandtschaftlichen Beziehungen entbehrt, und darum als eine Klasse für
sich beurteilt und betrachtet werden nmss. Das Charakteristische bei den Formen
der Sclileimpilze ist darin gegeben, dass ihre vegetativen Zustände in der Form
von Amöben und Plasmodien dauernd meinbranlos bleiben. Die membranlosen
Zustände zeigen also, nicht durch starre Alembranen gehindert, freie Bewegungen,
mit Ortsveräiideriingen verbunden, uud erinnern hierin an bekannte Erscheinungen
in der Tierwelt. Der membranlose Zustand erreicht erst sein Ende, wenn die
zusammengekrochenen oder zu Plasmodien verschmolzenen Amöben in ihrer
Gesamtheit zur Fruchtbildung übergehen. Nun erst werden aus den vorlier durch
Zweiteilung gebildeten Zellkernen mit Protoplasma Sporen gebildet, welche
Alembranen besitzen unter gleichzeitiger weiterer Ausscheidung von Alembranen
in Capillitium- und Coluniellaform und evtl. in Sporangienmembranen, welche
die Aiasse der Sporen einheitlich und fruchtkörperartig zusammenschliessen. Im
fructifieativen Zustand zeigen diese Pilze Überein-stimmungen mit den Fruchtkörpern
höherer Pilze oder auch mit den Sporangienträgern der niederen Pilze.
Hierin liegt ihre äussere Übereinstimmung mit den Fruchtfonnen der l^adenpilze.
In den vegetativen Zuständen, die ans der Keimung der Sporen hervorgehen,
in Schwännern i-e.-^p. Amöben, welche sich durch Zweiteilung vermehren, gehen
sie anf den raembranlosen Zustand wieder zurück, der auch noch fortbestehen
bleibt, wenn die Amöben zu Plasmodien zusammenkriechen oder verschmelzen.
In dem e r s t e n A b s c h n i t t e , in d e r v e g e t a t i v e n E n tw i c k lu n g , t r a g e n
d ie S c h l e im p i l z e e in e n t ie r ä l in l i c h e n C h a r a k t e r , in dem z w e i t e n ,
f r u c t i f i e a t iv e n A b s c h n i t t e z e ig t s ic h e in e v o l l s t ä n d ig e Ü b e r e in s
t im m u n g m it F r u c h tk ö r p e r n v o n n ie d e r e n n nd v o n h ö h e r e n P ilz e n .
Alan u n t e r s c h e id e t unter den Schleimpilzen zw e i F o rm e n r e ih e n .
Die e r ste , e in f a c h e r e , b e s i t z t A m ö b e n , die sich durch Zweiteilung vei’raehren,
zur Fructification zu.sammenkriechen, ohne zu verschmelzen, und aus d e r A ia sse
d e r zu sani m e n g e k r o c h e n e n A m ö b e n , au s d en S c h e in p la sm o d ie n , d ie
F r u c h tk ö r p e r b ild e n . — B e i d e r z w e i t e n , o f f e n b a r h ö h e r a u s g e -
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