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Bei der Eispeiiliirse ist das Auftreten des Brandes in seiner äusseren Er-
Rclieinung ganz besonders oliarakteristisch. Es wird bei den befallenen Pflanzen
der sonst lang ausgezogene risjienartige Blüthenstand auf das Möglichste verkürzt
und die Bumine der hefallenen, einzelnen Blüthen zu einer Braiidgalle vereinigt,
welche von Hüllblättern umschlossen wird, die von steril gebliebenen l\lycelfäden
eine vollständige Pilzpseudoniürphose erfahren haben und eine blendend weisse
Hülle nm die dickte IMasse des Brandlagers bilden. Die Braiidgalleii sitzen versenkt
in die imveränderten grünen Blätter der oberen Achse und treten mir wenig
frei nach aussen. Die befallenen Pflanzen machen gegenüber den gesunden mit
langgestreckter, langausgebildeter Blüthenrispc einen so gänzlich veränderten Eindruck,
dass sie schon aus weiter Ferne in einem Felde erkannt werden können.
Die schwarzen Sporenlager im Innern der Galle verstäuben nicht. Sie sind aber
in Nährlösung und Wasser leicht keimfähig und erzeugen vierzeilige Hemibasidien,
bei welchen die Conidienbildung bald in geringerer, bald in grösserer Menge eintritt.')
Die Conidien wachsen sehr schnell zu Keimschläuchen aus und bilden
in dünnen Nährlösungen kleine Mycelien, an deren Fäden die Bildung von Euft-
conidien beobachtet werden konnte. Die weiteren Einzelheiten finden sich in dem
V. Theile dieses Werkes ausführlich dargelegt.
Die reifen und gesiebten, den Winter hindurch gut aufgehobenen
Brandsporen geben, wenn sie auf der Centrifuge gereinigt sind, nach 24stündigem
Aufenthalte in dünner Nährlösung und auch schon in Wasser ein unmittelbar
angreifendes Infectionsmaterial. Man kann verfolgen, wie die kSporen schnell
auskeimen und Hemibasidien mit Conidien bilden, die weiterhin zu Keimschläuchen
auswaohsen. Die Infection wurde an vorlier ausgelegten Körnern von
Panicum, an welchen eben die Keimlinge hervortraten, mit Hülfe des Pulverisators
durch Anblasen vorgenommen und die Knlturen an einem massig warmen Orte
gegen das Licht verdeckt znrückgestellt. Dann wurden die Kulturen geöffnet,
zuiiäch.st noch unter Schutz gehalten, um nach Ablauf von einigen Wochen in
das Land ausgepfianzt zu werden. Von den inficirten Pflanzen wurden in den
Versuchen von mehreren Jahren durchschnittlich 6 0 - 70 pCt. an brandigen
Pflanzen geerntet. Man konnte den Ausfall an gesunden Pflanzen leicht dadurch
erklären, da.ss die verhältnissmässig kleinen Keimlinge der Kispenhir.se eine nur
geringe Obei-fläche für das Anblasen der Infectionskeime darboteii. Es wurden
’) Siehe die Abbüd. auf Tafel 7 im V. Hefte.
aber die früher bei der Mohrenhirse gemachten Erfahrungen auch hier eingesetzt,
den Prozentsatz an brandigen Pflanzen durch eine verzögerte Entwicklung der
Nährpflanze resp. der jungen Keimlinge zu erreichen. Es wurde das Saatgut
von älteren Jahrgätigen für die Versuche verwendet, und als sicher festge.stellt
war, dass hier ein langsameres Auskeimen erfolgt, wurde die Infection in der
beschriebenen Weise mit Hülfe des Pulverisator.s ausgeführt. Es kamen die
Variationen von Hirse mit schwarzen und mit weissen Körnern in Verwendung.
Das Resultat, welches sich in den nächsten Jahren gleichblieb, war das denkbar
günstigste, nämlich eine Totalinfection der sämmtlichen Versuchspflanzen. Lm
frapjiante und schöne Bilder von der Branderscheinung zu bekommen, eignet
sich die Hirsenfonn mit den weissen Körnern am be.sten. Die Pflanzen erreichen
die Höhe von mehr als vier Fuss und die Gallen brandiger Pflanzen die Grösse
einer Walinuss.
IJir die Infection an den iuiigen Keimlingen ist kaum ein günstigeres
Versuchsobject denkbar wie es hier in der Rlspeiihirse vorliegt. Es fragt .sich
aber, ob die Infection an den jungen Keimlingen allein stattfindet, oder ob auch
eine Infection an den Blüthen erfolgen kann. Der Nachweis von Luftconidien
bei dieser Form ist einer Infection der Nährpflanze in den Blüthen günstig. Die
einzelnen Blüthen der Nälirpfiaiizeii sind aber so klein, dass hierdurch die Wahrscheinlichkeit
einer Blütheninfection stark herabgeniindert wird. Es kommt hinzu,
dass die Brandgallen in den Versnchsfeldeni nicht verstäuben und also nicht
direkt auf den Boden gelangen können, so dass hierdurch eine unmittelbare
Bildung von Luftconidien so gut wie verhindert wird. Es müsste dann schon
die Infection von den Conidien der saprophytischen Ernährung ausgehen, welclie
sich aus in früherer Zeit verbreiteten Sporen an der Obei-fläche des Bodens
bilden koimen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, ist keine gro.sse;
grösser aber ist die andere Wahrscheinlichkeit, dass bei der Aussaat von Hirse
im Freien die jungen Keimlinge des Saatgutes von Luftconidien erreicht werden.
Praktische Versuche für die Infection der Blüthen hatten negativen Erfolg. Die
Infection in den Blüthen ist hiernach aber keineswegs ausgeschlossen, wird jedoch
auf ein geringes hiaass herabgemindert.
Die Versuche mit Setaria italica mit den zugehörigen Braiidfonnen hatten
ungefähr denselben Erfolg, wie er vorher bei der Rispenhirse beschrieben ist.
Man sieht hier in den befallenen, dichten, kolbigen Blüthenstäuden erst einen
schwarzen Schimmer, wenn die reifen Fruchtknoten aufreisseii und der Brand