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E i g e n a r t b e i d en B r a n d p i l z e n , d a s s n i c b t m e h r s p ä t e r e S t a d ie n
d e r e n tw ' i c k e l t e n P f l a n z e i n f i o i r b a r s in d , d a s s d ie I n f e c t i o n
a l l e i n n o c h iu d en e r s t e n S t a d i e n d e s S a a t k e i m lin g s e r f o l g r
e i c h i s t n n d , z e i t l i c h u n d ö r t l i c h in w e i t e s t e r A b t r e n n u n g ,
e r s t nm S o h ln s s e d e r V e g e t a t i o n , d i e A n l a g e d e r B r a n d l a g e r in
d en F r u c h t k n o t e n d e r B lü t e n e r f o l g t . N u r e in m a l b i e t e n s i c h
d ie j u n g e n G e w e b e fü r e i n e m ö g l i c h e I n f e c t i o n ä u s s e r l i c h d a r
in d en j u n g e n K e im l i n g e n , naehträglicli nicht wieder, die Pflanze ist
imnmn und liiennit erklären sich die schon fast 100 Jahre zurückliegenden
Beobaclitungen von Bénédict Prévost, der mit Beizmitteln das Saatgut von den
anhäugenden Brandsporen liefreite, deren Keime in die Nälir|)flanze eingedrnngen,
die spätere Brandbildung iii den Bltiteii erzeug'en.
Den Versuchsreihen mit Sorghurabrand nnd anderen Eormen des Hirsebrandes
schloss icli nun weitere Versuche mit den Fomien des Flngbrandes unter
unseren Geü-eideformen au, über welche ich im XI. Bde. d. W. und an anderen
Stellen berichtet habe. W id e r a l l e s E r w a r t e n h a t t e n d i e s e V e r s u c h e
n io h t d en E r f o l g , w i e e r in so g r o s s a r t i g e r A r t b e i d en H i r s e f
o rm e n e r r e i c h t w e r d e n k o n n t e . Nur beim Haferbrande wurde ein
Erfolg erzielt, aber nur ein beschränkter, bei dem Elugbrande der Gerste und
des Weizens verliefen die Versuche negativ. Durch einen Zufall entdeckte ich
an einer 1 lugbrandähre, welche mir von Yokohama aus Japan übersandt wurde,
dass die Sporen dieses Flugbrandes gar keine Conidien bei der Keimung ausbildeten,
wie es doch bei dem Haferbraiide so allgemein geschieht und ich konnte
nachweisen, dass in dem Gerstenflugbraiide aus Yokohama eiue ganz andere
Flugbrandform vorliegt, wie sie in Avenaformen vorkommt.') Ich untensuohte
bald die i lugbrandfornien von Gerste und von Weizen in unseren Feldern und
fand, dass auch .sie sich ebenso verhielten wie der Flugbrand aus Japau. Die
Sporen keimten nicht fructificativ aus und hatten schon nach einem halben
Jahre zumeist ihre Keimkraft verloren, welche beim Haferbrande länger als
sieben Jahre in den Sporen erhalten bleibt. Schon hier tauchte mir der Gedanke
auf, dass die negativen Erfolge bei den Keimlingsinfeotioiien mit dem Flugbrande
an Gerste und Weizen auf das Vcrbalten der Brandsporen natürlich
ziirückziifuhren sind mit dem Mangel der Ausbildung von Conidien und
’) Die engere Ausführung über die Flugbrandformen im XII. Bde. d. W.
namentlieli mit dem schnellen Keimverluste der Sporen im Zu.sammenliangc
stehen müssten. Sollte hier der Brand fortexistiren, so konnte dies nicht durch
Infection an Keimlingen geschehen; es musste noch eine andere zweite Stätte
der Empfänglichkeit der Nährpflanze gegeben sein, an welcher die Infection
erfolgreich stattfinden konnte. B e im M a isb r a n d e hatte ich d ie d ir e k t e
B lU t e n in f e c t io n e rw ie s e n , Staubfäden und Fruchtknoten wurden durch
direkte Infection in der Zeitfrist von drei Wochen brandig. Auch hier musste
bei den Nährpflanzen des Weizens und der Gerste für ihre Flugbrandformen
e in e I n f e c t io n s s t ä t t e in den ju n g e n F r u c h tk n o t e n mit s e in en ju n g e n
G ew e b e n g e g e b e n sein, auch hier musste eine ßlüteninfection erfolgreich einsetzen,
w en n das A u ftr e te n des Bran d es b e i d ie s en N ä h r p fla n z en s e in e
n a tü r lic h e E r k lä r u n g f in d e n s o llt e . Ich machte weitere Infectionsver-
siiche an den jungen Fruchtknoten von Weizen und von Gerste mit den Sporen
ihrer zugehörigen Brandpilze und überzeugte mich zunächst, dass an der Stätte
der gewohnten Brandlagerbildung in den Fruchtknoten keine Branderscheinungen
auftraten. Erst allmählich machte ich mich mit diesem negativen Erfolge näher
vertraut und kam zu der nahe liegenden Erwägung, dass hier bei diesen Brand-
pilzforaien k e in e d ir e k t e u nm it t e lb a r e B r a n d b ild u n g in den Fruchtknoten
stattfinden kann, dass hier ein längeres Incubationsstadium für diese Brandpilzformen
bestehen müsse, dahin gehend, dass erst im nächsten Jahre in den aus
den inficirten Samenanlagen neu entwickelten Pflanzen die Brandbildung erfolgen
könne. Ich habe diese Versuche dann in dem folgenden Jahre nach meiner
Übersiedlung in Breslau ausfiihren können, zugleich mit meinem Assistenten
R. Falck, den ich in meinen Gedankengang einführte, über die Biologie der
Brandpilzformen unterrichtete und mit den hier einzuschlagenden Infectionsfonnen
vertraut machte. Die Blüteninfectionen sind mm bei der Gerste und bei dem
Weizen ausgefiibrt worden und Versuchsfelder hergestellt, welche in toto in allen
einzelnen Individuen die Branderscheinungen in den Früchten aufwiesen nach
einer Blüteninfection im vorausgegangenen Sommer.’) H i e rm i t h a b e ich d ie
d r e i I n f e c t io n s f o rm e n b e i den B r a n d p ilz e n k la r g e s t e l l t :
E r s t e n s die unmittelbare infection an allen genug jungen Teilen der
Nährpflanze beim Maisbrand und die Brandlagerbildung an der inficirten Stelle
schon nach dreiwöchentlicher Incubation, auch die Blüteninfection an niänn-
1) Die engere Ausfülirung im X I I I Bde. d. W.
B r e fo ld , ßoUn. Untersuchungen. XV,