
genannten Fällen handelt es sich um w in d b lü t h ig e P f la n z e n nnd gleieh-
f e g um w in d b lü t h ig e F o rm e n v o n B r a n d p i l z e n .
Es treten aber auch bei in s e o t e u b lü t h ig e n N ä h r p f la n z e n Brandpilze
in den Blüthen anf, welche Brandsporeii bilden, die nicht gleich dem Fhig-
braiule verstäuben. Ein besonders auffälliger Fall dieser Art liegt in dem Aii-
thereiibraiide bei den insectenbliithigen Bflaiizon vor. Es sind an den Nalir-
pflmizei. tlie Antheren der Blüthe allein, welche in Brandlager rimgewandelt
werden, und die Sporen ans diesen Antheren haben nielit die pulverige Beschaffbn-
heit des Fliigbrandes. Die Brandsporeii verstäuben nielit oder nur sehr wenig
in die luift; .sie .sind in den Antheren festgehalteii und werden aus diesen erst
mit Hülfe von Insecteii vertrieben, welche die Blüthen be.siichoii. Keinem aufmerksamen
Beobachter kann es entgehen, dass sich der Anthereiibraiid bei
weissen oder hellen Blüthen, z. B. Melaiidrium albiim und Sapomiria officinalis,
durch eine eigenartige Beschmutzung der hellen Blüthenkroiie mit den violetten
Brandsporen verräth. Hierin sind die änsseidichen Anzeichen dafür gegeben, dass
es Insecteii .sind, welche bei lien BlUtheiibesnchen den Aiitliereiibraiul ebenso wie
den Bollen vertreiben. Wie sie diesen übertragen, ebenso übertragen sie auch
Sporen de.s Brandes auf die Narben der Blüthen, wo die ßedingmigen für ihre
Keimung und weitere Entwicklung in dem Narbensekrete von selbst gegeben sind.
Wir wollen nun die Formen des Fliigbrandes in den Vordergrund stellen,
weil die Uiitersncbmigen hier am weitesten vorgeschritten sind, und die gewonnenen
Resultate ebenso schlagende wie überzeugende sind.
Man uiitersoliied früher nur eine Form von Eliigbraiid, den man Ekstilago
carbo nannte, und der als Nährpflanzen den Hafer, den Weizen und die Ger.ste
bewohnen sollte. In der Mitte der achtziger Jahre wm-de dann durch Sporen-
kultnr festgestellt, dass der F'higbraiid bei dem Hafer») eine ganz andere
Form ist, als wie er bei dem Weizen und bei der Gerste”) vorliegt. Der lln g -
braiid beim Hafer bildet ganz vorzugsweise bei der Auskeimung in Nährlösimgeii
Hemibasidien mit Conidien, welche ihre Sprossung in riiiendliclier Fülle fortsetzen,
soweit die Nährstofie der Substrate ausreichend sind. Nach Erschöpfung
der Nälirlösimgen wachsen die zerfallenen Hefenconidien zu kräftigen nnd laugen
') Vergl. den Text und die Abbildungen im V. (Tafel II und 111) und XII. Bande
(Fig. 25—28 auf Tafel VII.)
’) Vergl. die Fig. 29—32 auf Tafel VH des XII. Bandes.
Kehnscliläiiehen ans, wie sie bei Conidien ans den Sporei.koimimgeii im Wasser
niemals gesehen werden können. ') Der Flugbraml des Weizens und etieiiso der
Flugbrand der Gerste keimt mit Hemibasidien ans, bei welchen schon ilio ersten
Couhlieuanlagen aiigewaclisen bleiben iinil zu langen Keimschläuehen auswaidi.sen,
aber niemals freie Conidien auftreten. Eine Vermehrung des Filzes durch die
Sprossung der Conidien, wie sie hei dem Haferbrande in iiiieniUiclier bulle em-
tritt, ist hier niemals zu beobachten, es zeigen sich immer nur die baden, welche
ans den Hemibasidien direkt anstreiben, und die .sieb in Nährlösungen schwach
verzweigen und zu einer relativen Länge ausbilden können.') Der Hntoi-sclnod
dieser Brandfonn gegenüber dem Haferbrande ist ein so dnvclisdilageiider, dass
nach meinen Beohachtnngen der Flugbraiid beim Weizei, und bei .1er Ger.ste als
eine besondere Spezies angesehen werden musste. Die Sporen beim yhigbraiide
des Weizens und der Gerste sind miiintersclieidbar, und auch in der Kemiimg der
Sporen zeigt sich keinerlei Verschiedeulieit. Es bleibt .lie Frage eine oflene, ob
der Pilz bei der Gerste noch eine aiulere Form ist, wie die bei ilem Weizen.
Der thatsächlichen Entscheidung vorgreifeiid hat R o str u ]) den Flugbraml .les
W'eizeus als Ustilago tritici bezeichnet gegenüber .lern Gerstenbrande, dem
B r e f e ld den Namen Ustilago hordei gegeben hatte.
Für die natürliche Be-stänbuiig resp. Intection .1er Blüthen durch die
Braiidsiioren ist es iiiierläs.slich nothwen.lig, dass die B r a n .lla g e r beim Hafer,
beim Weizen und bei .1er Gerste g l e i c h z e i t i g mit dem A u fb lü h e n d e s G e t
r e id e s in d ie E r s c h e in u n g t r e t e n . Dies trifft in geradezu auffälliger
Weise zu. Man kann sogar beobachten, dass die Braii.Uager der befallenen
Pflanzen den auf blühenden Getreidepflanzen etwas vorangehen, aber jedenfalls zu
der Zeit in vollster Entwicklung verstäubbar vorhanden sind, in der die ßlütlien
entwickelt und aufgeblüht sind. Schon diese eigenartige Coinci.lenz der Blüthe-
zeit der Getreideformen und .1er Reife der Bran.llager an den befallenen Pflanzen
mussten zu denken geben, ob hier nicht eine Bestäubung resp. Infection der
Blüthe durch die Braiidsp.u'en stattfinden möchte. — Und die Bezeichiiimg
sElugbraiid« fllr diese wiiidbliitliigeii Brandlager ist schon so bezeichnend, dass
mau niiwillkUrlich darauf hingewieseii wird, diese keimfähigen Brandsiioren mit
einer Infection der Blüthen in einen natürlichen Zusammenhang zu bringen.
’) 1. C. Text u. Abbild, des V. Bandes.