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Wege bis zum Iieutigeii Tage fortgesetzt babe, dass die Sclerotien pfundweise
gewonnen werden konnten, aus welcben dnrcb weitere Kultur die Becberfiüchte
resp, Ascnsfriiclite des Pilzes auskeimten, deren Sporen ich zur Fortsetzung der
Knltnr aber nur nocb versuchsweise eingesetzt habe. Ich wendete nach diesen
günstigen Erfahrungen die M e th o d e d er K u l t u r d e r P i l z e o h n e S p o r e n
in allen möglichen Formen an, und es gelang mir schon bald nachher aus den
Fruchtkörpern von Basidiomyceten, uameutlich von kleinen Goprinusformen, ohne
Anwendung vou Sporen gleich üppige Vegetationen zu gewinnen, wie sie sonst
nur aus der Keimung der Sporen gewonnen werden konnten.
Ich wendete, wie im dritten Bande dieses Werkes beschrieben und auf
Tafel V abgebildet ist, die verschiedenen Teile des Fruchtkörpers, des Stieles, sowie
die verschiedenen Teile des Hutes, zur Kultur an, und es gelang ohne Schwierigkeiten,
aus allen lebendigen Zeilen des Stieles und des jungen Hutes vegetative
Austreibungen, Slycelbildungen in Mistdecoct zu beobachten, die sich in nichts
von den Mycelien aus Sporen unterschieden, und die nachträglich wiederum
fructifieierteu, mit der Bildung von Oidien nnd auch mit der Bildung von Fruchtkörpern
bis zur Sporenreife. Bei C o p r in u s s t e r c o r a r iu s , der durch Sclerotien
ausgezeichnet ist, konnte ich auch deu Nachweis führen, dass jede Zelle des
Sclerotiums in Mistdecoct vegetativ auswächst und zu neuen Mycelbildungen
geeignet ist, wenn sie nur nicht durch mechanische Eingrifle geschädigt oder
getötet worden ist.
Durch die gewonnenen Erfahrungen war nunmehr festgestellt, dass mau
auf die Sporen und ihre Keimung für die Kultur der verschiedenen Pilzformeii
nicht allein angewiesen ist, und dass die Kulturen gelingen von allen lebendigen
Zellen junger Fruchtkörperanlagen, welche für die Kultur rein genug und durch
mechaiiisclie Eingriffe nicht geschädigt sind. Ich habe dann weiterhin von Filz-
fonneii, die vegetative Stränge bilden z. B. von den Strängen der P h a l lo id e e n ,
v o n E h iz o n io r p lie n etc., aus welclien die Fruclitkörper an einzelnen Stellen
ausgebildet werden, Kulturen in Nährlösungen gemacht, habe Mycelien der verschiedenen
Phalloideen, die bei uns Vorkommen, gewonnen, welche wiederum zur
Strarighildung übergingen, an allen vegetativen Zellen Schnallen zeigten, und
welche in cler Dauer der Kultur keinerlei Formen von Fructification zur Entwicklung
brachten. Wir können hiernach annelimen, dass diese Pilze Neben-
fimcbtionnen, welche sonst in den Kulturen leicht aufzutreten pflegen, niclit
besitzen, und dass die grossen BasidieuffUchte hier die einzige Fruchtform sind.
Das Gleiche gilt filr Kulturen, welche aus den Hyphen junger Fruehtkörper
von L y c o ] ) e r d a c e e n Iiergeleitet wurden. Die Hyphen wach.sen hier mit
Leichtigkeit zu grossen, aber immer nur an Nebenfruchtformen sterilen Mycelien
aus. — Von vielen anderen Basidiomyceten-Fruchtkörpern habe ich ebenfalLs
Kulturen in Nährlösungen hergestellt. Erfolgreich waren diese Kulturen bei
den grossen Formen von i l y d i i e e n , von welchen ich aus den Stacheln der jungen
Hymenien grosse Mycelien gewann, welche reichlich Chlamydosporen, nnd
zwar einzeln in den Alycelfäden, ausbildeten. Ich nenne hier besonders H y d n um
c o r a l lo id e s nnd e r in a c e u n i mit ihren prachtvollen, oft kindskopfgi'ossen
Fruchtköi’pern. Bei anderen Hydnumformen habe ich nur sterile Mycelien
gewinnen können, das gleiche war auch der Fall bei den grossen Formen von
C la v a r ia , CI f la v a und anderen, deren Sporen in Nährlösungen nicht auskeimen.
Audi bei A g a ric in een -Fru ch tk ö rp ern , namentlich von den Fruchtkörpern
verschiedener A m a n i t a -F o rm e n , habe ich Kulturen in Nährlösungen hergestellt,
welche steril blieben und keine Nebenfruchtforin zur Ausbildung forderten.
Wiederum erfolgreich waren aber die Kulturen von F i s t u l in a , bei welcher
die Chlamydosporenbildungen, die in jungen Fruchtköi-pern und den oberen
Schichten älterer Fruchtkörper aufzutinden sind, schon fiüli an den Mycelfäden
in grossen Alassen aiiftvaten, jeden Zweifel beseitigend, dass sie die dazu gehörige
Fruchtbildung der B'lstnliria sind und keinem auf Fistulina') para.sitisdi lebenden
Pilze angehören.
Ich muss hier besonders liervoriiehen, dass die Kulturen von Fruchtkörpern,
namentlich von jungen Hymenien, einscliliesslicli der Basidienanlagen, nur dann
gelingen, wenn man mit der Abtrennung der einzelnen zu kultiviereudeii
Fruchtkörperteile möglichst vorsichtig verfährt, die N ä h r lö s u n g e n n ic h t zu
c o n c e n t r i e r t verwendet und die abgeschnitteiien Teile nur a u f d en K u l t u r t
r o p f e n legt, n ic h t aber g a n z u n t e r t a u c h t . Im letzten Falle treten leicht
plasmolytische Erscheinungen ein, welche das vegetative Auswaohsen verhindern,
die aber stets vermieden werden, wenn die Überseite des Fruchtstückchens von
der Nährlösung unbedeckt nnd mit der freien Luft in Verbindung bleibt. Alan
kann sich hier leicht überzeugen, dass alle jungen Basidien sowie jede Zelle des
Hymeniums, wenn die genugsam verdünnte Nährlösung erreicht ist, zur Alycel-
’) Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen über Fistulina im VIII. Bande d. W.
S. 143, Tafel VIII.