
iiiid dem Vertrieb der Sporen dureli die leichten Bewegungen in der ijuft überzeugen.
Ganz besonders iiistruotiv fiir die leiclite Verbreitung der l ’ilzsporen
sind die neuerdings im pflanzenphysiologi.scben Institut in Breslau ausgefiihrten
Uiitersucbungen von R. Falck'), die er bei den grossen Fruchtkörpern der Ba-
sidiomyceten experimentell aiigestellt bat. Flier werden seiion durch geringe
Teinperatur-Einfliisse, die von den Fruchtkörpern seihst ausgeheii, die Sporen in
einem geschlossenen Raume über weite Strecken vertrieben. Darüber hinaus ist
durcli die mit den neuesten Kulturliülfsmittelii ausgeführten hintersucliungen Uber
die Verbreitung der Pilzsporen durcli die Luft der Nachweis erbracht, dass
die Sporen Uber weite Meere und Uber die böclisten Berge veitriebeii werden.
Freilich nehmen hier mit der Höbe der Atmosphäre nnd mit der Entfernung
vom festen Lande die Sporen in der Luft mit zmielimender Höbe mehr und
nielir ab, sie sind indes kaum an einer Stelle vergeblich gesucht worden.
Die l ’ilzs]ioren bilden eine mit blossem Auge nicht sichtbare Vernnreiniguiig
der luift. Sie sind gleichsam das P la n k t o n d e r A tm o s p h ä r e , die Schwebe-
orgaiiismen in der Luft, welche sieb hier aber im Ruhezustände, nioht in der
Vegetation, befinden. In wenig bewegter Luft senken sich die Sporen allmählich
auf die Erde nieder, mn an den Stellen dev Niederlassung, wenn sich keine
Vegetationstatte bietet, von neuem aufgewivbelt und vertrieben zu werden. Für
diesen Zweck sind die Pilzsporen vielfach durch schwere Benetzbarkeit ans-
gezeichnet, durch fe.st anhaftende Luft, welclie ihre Fixierung an den Nieder-
lassmigsstellen erschwert. NatUrlicli werden die Sporen durch Regen auf die
Erde niedergeschlagen, und im Zusammenhänge hiermit ist es mit den jetzigen
Hülfsmitteln der Kultur, die weiterliin ausgefuhrt werden sollen, leicht möglich,
deu Nachweis zu fillireii, dass nach erfolgtem Regen die liiift am reinsten, d. h.
frei von Pilzsporen ist. Ebenso lässt sich nachweisen, dass in der Zeit des
Winters, wenn die Vegetation in der Natur dnrcli Kälte unterbrochen resp.
immöglicli ist, die Luft an Pilzsporen ärmer wird, und dass in der vollen Vegetation
des Sommers und namentlich im Herbste die Pilzsporen in der Atmosphäre
erheblich zunehmen.
Ehe mau von dieser natürlichen Verbreitung der Pilzsporen durch die
Inift eine richtige und klare Vorstellung gewonnen hatte, waren die imöier
wiederkehrenden Beobachtungen imerklärlich, nacli welchen Pilzvegetationeu auf
allen möglichen organischen Substraten auftraten, auf welclien mau die Keime
der Pilze nicht vermutet hatte. Nocli gesteigert wurde die Aufialligkeit dieser
Erscheinungen durcli die immer wiederkehrende Tatsache, dass selbst auf ausgekochten,
organischen Substanzen Pilzentwickelimgen auftraten, dass Gärung.s-
erscheimmgen erfolgten in Fruchtsäften, welclie man von reinen Erlichten entnommen
zu haben glaubte. Man war in solchen Fällen zn der Auffassung
geneigt, dass die hier auftretenden Pilze durch Urzeugung entstanden .seien, und
selbst noch in den fünfziger Jahren fand die Melming Glauben, dass z. B. der
Fliegenpilz, Empusa nuiscae, dessen Herkunft auf deu Fliegen nicht erklärt
werden komite, durch Urzeugung entstanden sei.') Es hat langer nnd mühevoller
Untersuchungen bedurft, um hier den Nachweis zu führen, dass alle diese
Pilzbildimgen von Pilzkeimen hemlhreii, welche in nicht sichtbarer Weise, vorzugsweise
durch die Luit, verbreitet werden. Heute weiss man, dass und in
welclieni Grade die ijuft mit den Keimen terrestrisch lebender Pilze verunreinigt
ist, und dass die Pilzkeime aus der Luft in ganz natürlicher Art auf alle Substrate
geraten, welche nicht durch besondere yorsichtsma.ssregeln geschützt sind.
Heute weiss man weiter, dass die Keime von Pilzen an allen Stellen sich vor-
fiiideii, die nielit besonders gescliUtzt und nioht besonders sterilisiert sind, dass
man unsere Naliriing.5mittel fieisclilicher und vegetabilischer Natur nur für die
liäiige der Zeit kouseiviereii kann, wenn man alle Pilzkeime tötet, die .sich an
ihnen vorfinden, und den Zutritt neuer Keime verliindert. U n s e r e d e r z
e i t i g e n K o n s e r v i e r n n g s h U l f s i i r i t t e l s in d im w e s e i i t l i c h e n m ir
M i t t e l zu r B e k äm p fu n g d e r P i l z k e im e , w e lc h e a l l e u n s e r e N a ii-
r i in g sm i t t e l a i i g r e i f e n und z e r s t ö r e n . Es ist nicht zu v ie l gesagt, wenn
wir unsere jetzt ausgebildeten I.ebensgewohnlieiten für die Erhaltung unserer
Nahrungsmittel, die grossen Anstalten fiir die Herstellung von Konserven fiir
Expeditionen und Kriegsziige auf den Ausschluss von Pilzkeimen zurückfuhren.
Heute kann man sterilisiertes Bier und Milch unter den Äquator und bis zu den
Polen bei Expeditionen für Jahre mit sich fuhren und vou ihnen leben, wie an
den Stellen, wo sie bereitet sind. Nichts aber gibt eine klarere Vorstellung für
die allgemeine Verbreitung der Pilzkeiine, als die Schwierigkeiten, .sie zu be-
') R. F a l c k , Die Sporenverbreitung bei den Basidiomj-ceten. Beiträge zur Biologie
der Pflanzen, Band IX, 1904, p, 1—82. ') C o lin , Uinpusa Musoae und dio Ki-anldieit der Stubenfliege. Nova Acta Vol. XXV,
P. 1. S. 30u. ’