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besten so ausfüliren, dass man das Brot mit Wasser oder mit den betreffenden
Nährlösungen ¡u geeigneter Art, aber nicht allzu reiclilicli, diirchtränkt nnd dann
in einem Tliermostateii einer Temperatur aussetzt, bei welcher die Verquellung
der clurcli das Backen schon ausgequollenen Stärkekörner nioht zu sehr zur
Geltung kommt. Diese Temperaturen liegen etwa um 56—CO Grad Celsius, bei
welchen so ziemlicli alle im vegetativen Zustande vorhandenen Pilzkeime und
auch viele der vorliandenen Sporen getötet werden. Wiederholt man dieses
Verfhhreii in Ab.stiiiidei, von 2 - 3 Tagen 3 - 5m a l, so sind alle Pilzkeime tot,
nnd das so jiräpanerte Brot lässt sich unbegrenzte Zeit fiir eine in jedem Augenblicke
anznstellende Kultur anfbewahren.
Es ist niclit rätlich, zur Sterilisierung des Brotes Alkohol zu verweiiden,
weil mit dem nachträglichen Austreiben des Alkohols die physikalische Be^
scliafenheit des Brotes imvermeidlicli eine Verändermig erfahren hat. Ebenso
wenig ist es zweckmässig, geti-ocknetes Brot, welches durch das Eintrocknen
gegen Verderben pschützt wird, naehträglicli für Kiilturzwecke zn benutzen.
Es liat mit dem Eintrocknen die Aiifsaugnngsfiibigkeit des Brotes für Flüssigkeit
gelitten, und man bekommt nachträglich nicht das gewünschte Substrat, welclies
nach seiner weichen, gieichmässigen Beschaffenheit für die Vegetation der Pilze,
also flir das leichte Durchwach,sen der Mycelfäden, noch geeignet ist. Es i.st
dringend zu empfehlen, bei allen Versuchen immer nur von frischem täglich
käufhcliem Brote anszugehen, welches am leichtesten und schnellsten von w l s e r
und von Nährlösungen durchtränkt wird und hierin seine besonderen Vorzüge
bewährt,
Es i s t g e r a d e z u p h ä n om e n a l , w ie h i e r d ie W ir k u n g d e s S u b s
t r a t e s fü r d ie E n tw i c k lu n g d er P i l z e z u r G e l t u n g k om m t n nd w ie
in e in z e ln e n F a l l e n , j e n a ch d em m an e s e in m a l m it M is td e o o t , das
z w e i t em a l m i t den zw e i F o rm e n v o n P f l a u m e n s ä f t e n , das d r it t em a l
m it B ie rw ü r z e nnd d a s v i e r t e ,n a l m it A u s z ü g e n a u s v e r s c h i e d e n e n
P . l z - h r u c h t k ö r p e r u etc. g e d ü n g t h a t , e in e P i l z e n tw io k lu n g zu r
E r s c h e in ,,,,g k om m t, w ie s ie in d e r N a tn r a n k e in e r e in z ig e n
S t e ll e g e fu n d e n w e r d e n n n d den P i lz e n a ls N a h r u n g d a r g e b o t e n
s e in kann. N ä h r s u b s t r a t e v o n d ie s e r h ö c h s t e n D e l i o a t e s s e fü r d ie
P i l z e , m it d e r m ö g lic h s t e n S t e ig e r u n g d e r z u s a g e n d e n N ä h r s t o f f e
h e r g e s t e l l t , g i e b t es ja in d e r N a tu r n ich t. D ie s e la s s e n s ic h n ur
k ü n s t l i c h h e r s t e l l e n , nnd h ie rm it i s t sch on d ie A n d en tu n g g e g eh e n ,
cUass man t a t s ä c h l i c h in d e r L a g e i s t , d ie E n tw i c k lu n g der P i l z e
d u r c li k ü n s t li c h e K u ltu r in e in z e ln e n F ä l l e n h ö h e r zu t r e ib e n , a ls
w ie s ie in d e r f r e i e n N a tu r s t a t t f in d e n k ann.
Ich will hier als Beispiel nur kurz die Kulturen der Mucorinen anführen,
von P h y c om y c e s n it e n s , von M n co r M u c ed o mit seinen Parasiten,
C h a e t o c la d iu m nnd P ip t o c e p h a l i s und von anderen Mucorfonnen, Mucor
m u c i la g in e u s , Mucor n iv e u s , auch von frUchtehewohnenden Mucorineen,
M u co r s t o l o n i f e r und anderen Formen, die hier zur höchsten Üppigkeit
gesteigert werden. Ich will weiter erinnern an die in der Natur parasiti.sch
vor kommende S c l e r o t i n i a S c l e r o t io r u m , von welcher sich Sclerotienmassen
kiloweise herstellen lassen, ebenso an den Pilz des ]\I u t t e r k o r n e s , von welchem
die Conidienform. S p h a c e l i a s e g e t i im , freilich ohne Bildung von Sclerotien,
in solchen îilassen herstellbar ist, dass in den mächtigen Falten der Conidienlager
anf dem Substrate ein silbernes 20-PfennigstUck leicht verborgen werden konnte,
endlich noch an die Kulturen von P o ly p o r u s a n n o s u s , dem baumbewohnenden
Basidiomyceten, von welchem in den ein ganzes Jalir hindurch fortgesetzten Kulturen
die wundervolle Conidienform in Köpfen, sogar in mächtigen Coremien, gebildet
wurde, welche auf dem natürlichen Substrat der von den pilzbewohnten Bäume
bisher nie gefunden ist.’) Es handelt sich in jedem la l le nur darum, die fiir
den einzelnen Pilz geeignete Nährlösung mit der zusagenden Verdünnung für
die Anfeuchtung des Brotes zu verwenden. Ist das Brot sterilisiert, bleiben die
Kulturen aus reinem Sporenmaterial nachti’äglich für die Lange der Zeit völlig
rein und ungestört.
Es kann aber auch Fälle geben, wo das B r o t fü r s ic h o h n e w e it e r e
H ü l f sm i t t e l u n d o h n e j e d e S t e r i l i s i e r u n g für die Kultur des Pilzes das
g e e i g n e t s t e M ed ium abgibt. D e r b em e r k e n sw e r t e s t e F a l l dieser Art
ist in dem allgemein verbreiteten Schimmel, dem Schimmel par excellence, dem
P é n i c i l l iu m g la u c u m , gegeben. Von diesem Pilze waren bi.s zn meinen
Untersuchungen im Jahre 1871 niemals die nur vermutungsweise angenommenen
Acsusfruchtkörper gefunden worden. Ich habe die Bildung dieser I ruchtkürper
künstlich erreicht auf besonders für die Kultur geeignetem Brote, und zwar auf
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1) Die näheren Einzelheiten Uber die Kultur der hier angezogonen Pilzformen finden
sich in den ersten zehn Teilen d. W. vor. Hier sind anch die diesbezüglichen Abbildnngeii
einzusehen.