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J iilz e , (He Schizomyceten, d a n n k om m en d ie S c l i l e im p i l z e , d ie
Myxomyceten, m u l e n d lic h d ie g r o s s e Masse dev e i g e n t l i c h e n l ’i l z e ,
dev F a d e n p i l z e , d ie Hyphomyceten.
Die Schizomyceten (Spaltpilze oder Bakterien).
Die Sehizomyeeten bilden die einfachste Formengvuppe unter den Pilzen.
Sie sind einzellige Oiganismen, ihre kleinen Zellen sind entweder rundlich oder
iiiiiglich oder von länglich zylindrischer, mitunter gewundener Gestalt. Sie
wachsen mul t e i le n s ic h d u r ch S ] ) a ltu n g nach einer, zwei oder drei verschiedenen
Richtungen. Bei den meisten Formen erfolgt die Teilung der Zellen
nach voransgegaugeueiii Wachstum aber nur nach einer Riclitnng. Die geteilten
Zellen trennen sich mei.st bald von einander, bleiben jedoch mitunter, durch abgesonderte
Gallerte, kolonienartig vereinigt. Bei den kleinsten, besonders aber
bei den länglicbeii Formen treten schon bcweglielie Zustände auf und ebenso ei-
lolgt hier auch eine S p o r e n b i ld u n g in d en e in z e ln e n Z e l l e n , welche an
die Ghlamydosporenbildnng der Fadenpilze am meisten erinnert.
Nach ihrer Formbildung und ihrer Spaltung durch Zweiteilung und auch
nach der Bildung der Sporen zeigen die Spaltpilze An k lä n g e an d ie F o rm en
d e r S p a l t a l g e n , von welchen sie sich aber durch den Flagellatenzustand der
vegetativen Zellen wesentlich miterscheiden. Da es sich hier in beiden Fällen
nm Spaltpflanzen handelt, welche sich in der einfaclisten Form teilen, so ist auf
die Ubereuistimmnng ln der Teüungsfonn kiimn ein Wert zu legen, wenn man
erwägt, dass bei so einfachen Organismen nnd bei so einfacher Form der Teilung
eine gewisse Formubereinstimnmng selbstverständlich ist.
D ie K u ltu r d e r S p a l t p i l z e und damit die schärfere Unterscheidung
ihrer Fonnen ist erst möglich geworden durch die Eiiiführmig der Kulturen auf
gelatinierten Nährsubstraten, durch welche die Isolierung der einzelnen Formen
nach dem Verdünnungsverfahreii diircligeführt werden konnte. Die Nährsubstrate
mit Gelatine waren schon seit meinen ersten Untersuclinngen aus dem Jahre 1 8 6 9 ’)
fllr die Fadenpilze von mir angewendet worden, ihre engere Verwendung für die
Spaltjiilze i.st aber das besondere Verdienst von R. Koch'). Die Methodik, die
■) Brefeld, Untei-suclmogen über die Empusa Muscae und E. radicans, pag. 13. Abhandlungen
der Natnribrschonden Gesellschaft in Halle, 1871.
’) Man vergleiche die verschiedenen .Ibliandlungen von K. Koch namentlich aus den
achtziger Jahren des v. J.
einzelnen Keime auf der Nährgelatine zu isolieren, ist ebenfalls die durch mich
eingeführte Form der Verdünnung. Es werden die Bakterieiikeime enthaltenden
Substanzen mit Wasser so weit verdünnt, dass bei der Übertragung und Verbreitung
über die Oberfläche der Näbrgelatine die Entwicklung der einzelnen
Keime für sich getrennt erfolgen kann. Es ist hierbei notwendig, für die
Isolierung der einzelnen Keime in der Verdünnungsfiüssigkeit Sorge zu ti'agen,
damit sie nicht zu mehreren zusammenkleben. Die isolierten, auf der Nährgelatine
leicht nnterscheidbaren Kolonien der Spaltpilze müssen dann auf ihre
Reinheit geprüft und zur Sicherung der Reinkultur weiter kultiviert werden.
Es ist so möglich geworden, aus den fraglichen Substanzen die einzelnen
Bakterienkeime, namentlich in Krankheitsfällen, zu isolieren und als Infectionskeime
rein zu gewinnen.
Trotz ihrer Kleinheit haben die Spaltpilze oder, kurz gesagt, die Bakterienformen
durcli ihre schnelle und massenhafte Vermehrung eine grosse, praktische
Bedeutung gewonnen. — Bei verschiedenen ansteckenden Krankheiten sind die
Bakterien als die Keime der Infection und die Erreger der Krankheiten, z. ß.
bei Milzbrand, Diphtheritis, Typhus etc. nachgewiesen. — Weiter sind die Bakterien
die Erzeuger von Essigsäure, Alilchsäure, ßuttersäiire etc. — Die Bakterien haben
die Fähigkeit, organische Verbindungen zu zersetzen, das hier gebildete und ausgeschiedene
Ammoniak zu oxydieren und den Stickstoff in Nitrit- und in Nitratverbindungen
überzuführen. — Von einzelnen Formen, A z o t o b a c t e r und
C lo s t r id iu m , wird die Fähigkeit angegeben, den freien Stickstoff der Lnft direct
in chemische Verbindungen überführen zu können.’) Ebenso sind auch Bakterienformen
dadurch chaj-akteri.siert, dass sie den Stickstoff aus seinen chemischen
Verbindungen wieder loszulösen imstande sind. Bei den letzt bezeichneten
’) Die in neuerer Zeit mit grossem Äufwande gegründeten bakteriologischen Institute,
welcbe die Aufgabe verfolgen sollen, die im Boden tätigen, den freien Stickstoff der Luft
assimilierenden Bakterien festzustellen und womöglich füi- die Landwirtscliaft und die Bereicherung
des Bodens mit Stickstoffverbindungen im grossen zu fixieren und nutzbai- zu
machen, haben einen durchschlagenden praktischen Erfolg bisher noch nicht gezeitigt, wohl
aber ist diesen Anstalten in der Ausnutzung der AVasserfalle, z. B. Norwegens, für die
Aktivierung des atmosplm-ischen Stickstoffes in der Herstellung von Calciuinnitrat und
CaJciuincyanamit auf elektrischem Wege eine neue und energische Concun-enz erwacliseu, welche
indess die rein wissenschaftlichen Ziele der Autkläi-ung über die Wirksamkeit der Bakterienformen
im Boden und ihre Beziehungen zu den Stickstofbrarbindungen des Bodens nicht
weiter berührt.
B i o f e ld , Botao. UntGrsnohungen. XIV. ,q
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