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Fruehtkörper zieht, eine Vergeilung in den Stielen zeigen, welche zur Ausbildung
einer ganz exorbitanten Länge fiilirt, unter Zurücksetzung der Ausgestaltung
des Hutes, der hier nur langsam, aber doch endlich, zur Entwicklung kommt.
D ie n o rm a le A u s b ild u n g d e r F r u e h tk ö r p e r s t e h t a ls o h ie r u n te r
dem E in f lü s s e d e s lA c h te s . Noch weiter gehende Vergeilungen in dein
Stiele mit Ausbildung zahlreicher Auszweigungen konnte ich bei Entziehung des
Lichtes an den Friichtkörpern von C o p r in u s j i l i c a t i l i s auf Mistkulturen
beobachten. D ie n o rm a le A u s b ild u n g d e s H u t e s s ta n d h ie r g a n z
a i i s s e l i l i e s s l i c h u n t e r d er E in w ir k u n g d e s L ic h t e s . Sie blieb stets nnd
so lange zurück, als das Licht abgehalten wurde. Bel C o p r in u s n y c th em e r u s
stellte sich sogar die bemerkenswerte Tatsache heraus, dass in den Kulturen anf
Mist die Anlage der Fruchtkörjier überhaupt ganz unterblieb, so lange die Einwirkung
des luchtes nicht stattfand. Die Entwicklung des Pilzes war eine rein
vegetative in möglichst üppigen Alycelien, welche das ganze Substrat diirch-
wncherten. Sobald aber das Licht anf diese Alycelien einwirkte, fand eine so
üppige und reiche Anlage und Entwieklung der Fruehtkörper statt, wie sie sonst
niemals auf vorher beleuchteten Substraten beobachtet werden konnte.’)
Die für den letztgenannten Coprinus festgestellte Tatsache, dass schon die
Anlage der Fruchtkörper auf den Alycelien , unter dem Einflüsse des Lichtes
steht, konnte ich bei der kleinen, äusserst zierlichen Gasteromycetenform, dem
S p h a e r o b o lu s s t e l l a t u s , dessen Hymenienanlagen in Kugelform ausgeschlendert
werden, in jihänomenaler Art experimentell erweisen. Die Knlturen vou Sphaerobolus
in weissen, strangartig ausgebildeten Mycelien an der Oberfläche der bewohnten
Substrate, vermodernde Holzformen, blieben unbeleuchtet vollständig steril, sie
zeigten aber, sowie das Licht Zutritt bekam, eine so massenhafte Anlage nnd
Ausbildung von Fruchtkörpern, wie sie unter normal beleuchteten Verhältnissen
in der Natnr niemals beobachtet worden ist.®)
Ebenso zeigt sich auch im Finstern bei einer Form von Pilobolus, dem
1. m ic r o s p o r u s , zwar die Anlage von Fruchtträgern, aber ohne Ausbildung
’) Die^ näheren Ausführungen und Illustrationen über die Einwirkung des Lichtes
auf den Coprinus plicatilis und auf C. nycthemerus finden sich in dem VIII, Bande d, W.
in der Schlussabhaiidlung mit der Tafel XII.
*) Alan vergleiche hierzu Text und Abbildungen in der zitierten Abhandlung im
MIL Bande d. W. ^
des a])icalen Sporangiums. Die Fruchtträger vergeilteii bi.s zur Erschöjjfung,
bildeten aber sofort die Sporangien aus, wenn das Licht einwirkte.')
Es geht aus den hier mitgeteilten Einzelheiten klar liervor, da.s.s wir lie i
d en P i l z k u l t u r e n d a s L ic h t n i c h t a u s s c h a lt e n d ü r fen . Für die
vegetative Pintwicklung ist bisher die Notwendigkeit des Lichtes nicht sicher
erwiesen. Für die Ausbildung der PTuchtkörjiei- einer Anzahl von Formen ist,
wie vorstehend ausgeführt wurde, die Alitwirkung des Lichtes entscheidend. Es
folgt hieraus weiter, dass mau zur Aufstellung der Kulturen Schränke verwenden
muss, welche wenigstens zur einen Hiüfte mit Glasscheiben versehen, also genUgenrl
beleuchtet sind.
D e r E in f lu s .s h ö h e r e r T em p e r a tu r e n für die Keimung der Pilz-
spoven wurde schon an einer früheren Stelle bes])rochen. Es bleibt hier noch
übrig, ergänzend nachzutragen, dass auch fü r d ie w e i t e r e E n tw i c k lu n g
und d ie A u s b i ld u n g der P'ruch tfo rm eii b e i m a n ch en P i lz e n e in e
h ö h e r e T em p e r a tu r e r f o r d e r l i c h is t. Es kommen hier vorzugsweise die
Pilzfürmen in Betracht, welche an die Wärme des tierischen Körpers ange])a.sst
und weiter die P'ormen, deren Sporen bei unseren jetzigen Verkehr.smitteln aus
warmen Gegenden in unsere gemässigten Klimate übertragen sind. Bei diesen
Pilzen muss der Thermostat einsetzen und die Temperatur eventl. bis zur Kör])er-
wänne von 36 — 37 Grad gesteigert werden. Abgesehen von den Bakterien,
deren Kultur im Thermostaten längst in Betrieb genommen ist, kommen bei uns
Schimmelpilze vor, welche unter Umständen auch parasitisch aufti’eten. z. B. die
Pormeli von A s p e r g i l lu s n ig e r im Ohre des Alensclien, dann A. fu m ig a tu s
an anderen Stellen des Körpers, weiter nicht parasitisch A. ü r y z a e und
A. f la v u s etc. Von Aspergillus niger ist es mir schon vor mehr als 20 Jahren®)
gelungen die Sclerotienbildung, welche, wie bei l^enicillium, als die Vor.stufe der
Perithecien anzusehen ist, durcli K.ultur zu erreichen. Die Sclerotien traten in
den Knlturen nur auf in den warmen Alonaten des Sommers, eiieichten aber
niemals im Innern iiire volle Ausreifung. Ich habe keinen Zweifel, dass es
gelingen wird, reife Sclerotien zu erziehen, wenn man den Themiostaten anwendet
1) Man vergleiche Figur 1 - 6 auf Tafel XII im VIII. Bande d. W. und die zugehörigen
Ausführungen im Texte.
*) Man vergleiche die Abhandlung im IV. Teile d. W. Kultur verschiedener Äseo-
myceten aus dem Jahre 1882.