
(lass besonders auf der federfdrmigen Narbe fast alle Sporen in dem Narben-
secret ausgekeinit waren, und dass von den Sporenkeimlingen lange Fäden ausgingen,
die sich den Narbengeweben angelegt hatten und sich in diesen verloren.
Eine weitere Beobachtung, nm das Vordringen der Keiinschläuche durch
die Narbe auf noch weitere Sti-ecken zu verfolgen, stiess insofern auf Schwierigkeiten,
als die sichere Unterscheidung der feinen Bilzfäden nach unten allmählich
abnahm und somit das Einwachsen der Schläuche durch die Narbe in den jungen
Fruchtknoten nicht sicher gesehen werden konnte. Es liegt aber kein Griiiid
vor, der gegen die Annahme spräche, dass die auf der Narbe ipipig auskeimenden
und in ihren Schläuchen nach unten fortwachsendeii Infectioiiskeime nicht auch
weiter Vordringen und gleich den Polleiischläiichen in den Fruchtknoten hineingelangen
sollten. Das Gleiche kann von den S}>oren gelten, welche an dem
jungen Fruchtknoten direct keimen und in das junge Gewebe desselben ein-
driiigen. Weitere als die oben angegebenen Einzelheiten sind mikroskopisch
durch Beobachtungen nicht zu ermitteln. Es wurde die lieifimg des jungen Getreides
mit Sorgfalt überwacht, und als sie eingetreten war, die Ernte ebenso
sorgfältig ausgefuhrt. Die geernteten Aehren wurden an einem trockenen Orte
aufbewahrt und in losen Tüten zur Nachreife aufgehängt.
Aus sämmtlichen inficirten Blüthen wurden dem Ansehen nach nur gesunde
Korner geeratet, an welchen in keinem einzigen Falle auch nur eine Spur einer
Branderscheinung eingetreten war.
Ausser den Infectionen der einzelnen Blüthen wurden nun auch die
Cylinderinfectionen beim Weizen vorgenonimen. Die Aeliren, an welchen die
Cylinderinfectionen ausgeführt wurden, erhielten wieder ihre besondere Bezeichnung
durch farbige Fäden, um sie sicher bei der Einerntung zu unterscheiden.
Nach den Cylinderinfectionen wurde ebenfalls nicht unterlassen, mikroskopische
Untersuchungen der Blüthen auf eingeführte ßrandsporen vorzunehnien und ihre
Auskeimung auf den Narben festzustellen.
Auch bei dieser Cylinderinfeetion zeigten sich bei den im Herbst geernteten
Getreideäliren niemals Branderscheinungen. Die geernteten imd mit der angedeuteten
Vorsicht aiifbewahrten Körner hatten ein vollkommen gesundes und
normales Aussehen. Es ivurden diese Versuche vorzugsweise mit Sommerweizen,
weniger mit Winterweizen ausgeführt, wie es bei der nachfolgenden Statistik aii-
ist.
Im folgenden Frühjahre wurden nun die von der Infectioii der Einzelblüthen
und der Cylinderinfeetion geernteten und von den verschiedenen Weizensorten
besonders aufgehobenen Körner zum Keimen aiisgelegt. Es geschah dies
mit einer Vorsicht, die jede Fehlerf]_uelle ansschliesst. Die Korner wurden mit
Kupfervitriollösung nach dem Kühnschen Verfahren’) gebeizt, um alle etwa an
der ()bei*fläche befindlichen Brandsporen abziitödten. Dass dies wirklicli zutraf,
wurde durch besondere Versuche festgestellt, in welchen die Brandsporen nacli
demselben Verfahren und in der gleichen Zeitfrist mit derselben Kupferlösung
behandelt und nach gründlicher Keinigung anf ihre Keimfähigkeit in Nährlösungen
geprüft wurden. Nach diesem Sterilisationsprocesse der Obei-fläche
wurden die Körner in besonderen Keimkä.sten in geeigneter Entfernung von einander
allsgelegt. Jeder Keimkasten fasste etwa 300 Körner. Die einzelnen
Körner lagen frei auf einer Unterlage von sterilisirtem Glassand, welcher in einer
Schicht von 1 bis 2 cm das unterliegende Substrat bedeckte. Die Keimkä.sten
wurden an einem kühlen Orte verdeckt aufgestellt, die Keimung der Körner
abgeivartet, und erst dann, wenn die ansti'eibenden Keime das Scheideblatt etwa
2 cm weit durchwachsen hatten, wurden die Cultiiren ins Freie in einen geschützten
Raum gebracht, von wo sie dann erst auf die Versuclisbeete ins freie
Land einzeln übertragen wurden. Es ist unmöglich, dass bei dieser Art der J5e-
liandliing von aussen ein Eindringen von Infectionskeimen in die junge Pflanze
eintreten konnte. Die Pflanzen sind immun, wenn das Scheideblatt 2—3 cm
weit vom Keime diirchstossen ist, wie es früher für Sorghum nachgewiesen ist, ^)
und die ergrünenden Blätter ans diesem hervortreten. In diesem Zustande können
sie, gegen alle äusseren Angriffe von Pilzkeimen gesichert, in das freie Land
aiisgepflanzt werden, wo sie nun nur noch gegen Frost und andere Unbilden der
Natur zu schützen sind. Die ausgesetzten Pflanzen entwickelten sich in den
einzelnen Jahren ganz normal weiter, wie die übrigen Getreidepflanzen auf den
Feldern. Sie erschienen äiisserlich vollständig gesund und zeigten nicht eine
Spur von Kranklieitserscheiniingen; erst mit der beginnenden BlUtliezeit des
WeizeiLs, wo die Aehreiuinlagen an den Spitzen aus den umhüllenden J31ätter-
anlagen heiwortreten, ergaben sich die Resultate der ausgeführten Infectionen.
’) Nach zwülfstüncliger Beliandlung mit 0,5 % Kupfersulfatlösung bei 15—20® C.
wurde das Saatgut gewaschen, mit frischem Kalkwasser fünf Minuten lang stehen gelassen,
abermals gewaschen und dann direct ins Land ausgesät.
Man vergleiche den Text im XI. Hefte.