
Sporen eines höheren Pilzes, wahrscheinlich eines Ascomyceten, der seine Neben-
friichtformen in Acrostalagmiis-Conidien ausbildet.
Eine Keimung in Hemibasidien, welche die eigentlichen Brandpilze charakterisirt,
tritt niemals auf und die Entorrhiza-Formen sind, ähnlich, wie die vorher
beschriebenen Geminella-Formen, keine eigentlichen Brandpilze, sondern nur die
Entwicklungsglieder von Ascomyceten (‘?j, welche in Chlamydosporen und Acro-
stalagmns-Conidien friictificiren. Die höhere Fruchtform ist vorläufig unbekannt
und die Entorrhiza den Fungi imperfecti so lange zuzuzählen, bis es gelungen
ist, die höchste Fruchtform aufzufinden.
Stellen wir uns hier die Frage, ivie die Infection der Nährpflanzen erfolgt,
so können wir nicht zweifelhaft sein, dass die Wurzeln im Boden von den
Mycelien der Parasiten befallen werden und dass iu diesen Wurzeln die Bildung
der brandsporenähnlichen Chlamydosporenlager erfolgt. Die Acrostalagmus-Conidien
kann man natürlich im Boden nicht nachweisen, es spricht aber nichts dagegen,
dass sie hier nicht ebenso gebildet werden, wie es in den Kulturen nachgewieseii
werden konnte. Die Entorrhiza-Mycelien vegetiren im Boden, und unterirdisch
in der Erde werden die einzelnen Wurzeln von den Pilzen befallen und in
Brandlager oder in Braiidgallen nmgewandelt. Die Infection ist eine streng
lokale, und es lässt sich an anderen Stellen der Nährpflanze nichts von Pilz-
faden von den Parasiten auffinden.
Der Umstand, dass die Entorrhiza an den Nährpflanzen an den Standorten
am häufigsten ist, wo eine organische Düngung durch Fäkalien von Pferden
u. s. w. eintritt, lässt sehliessen, dass diese Pilze, im Boden saprophytisch ernährt,
sich besonders reich verbreiten, und dass die im Boden vegetirenden
Dlycelieii hier die Wurzeln der Nährpflanzen erreichen und befallen.
Ich habe nicht unterlassen, die ergiebigsten Standorte das ganze Jahr hindurch
zu beobachten, ob die mutmasslich zugehörigen Ascomycetenfrüchte hier
nicht in die Erscheinung treten möchten. Die Beobachtungen waren vorläufig
vergebliche. Sie müssen weiter fortgesetzt werden und bis ein ergänzendes
Resultat gefunden ist, bleibt nichts anderes übrig, als die EntoiThiza-Formen
systematisch so zu behandeln, wie es schon für Geminella vorgeschlagen wurde,
und sie von den Formen der eigentlichen Brandpilze auszuscheiden. Bisher sind
von der Gattung Entorrhiza mir die wenigen genannten Formen gefunden
worden. Dass sie die einzigen sind, ist wenig wahrscheinlich, und noch weitere
und engere l\Iusterungen an den Wurzelsystemen der verschiedensten Pflanzen
f .
dürften noch manche Ergänzungen und vielleicht auch weitere Aufklärungen
bringen.
Den beiden vorgenannten Formen von Geminella und Entorrliiza, welcbe
bei uns gefunden sind, müssen wir nun den dritten und entscheidenden Formtypus
liier anschliessen, dessen engere Heimat das Ausland ist. Es i.st dies der
Reisbrand, die U s t i la g o v ir e n s oder T i l l e t i a ü r y z a e P a t o u il la r d , welche
die Reispflanzeii bewohnt und an diesen auffällige Branderscheinimgen hervorruft.
ln den Fruchtständen der Reispflanze finden sich einzelne, vom Brande befallene
Früchte, welche durch ihre grünlich schimmernde, dunkle Färbung des Sporen-
lagers besonders auffällig sind, ähnlich den befallenen Früchten der Hirse])flanze
auf Tafel II dieses Bandes. Ich bekam das er.ste Material des Reisbrandes aus
Indien ziigesandt durch meinen Freund Barclay, dem ich so manche schöne
Sendung von Pilzmaterial aus Indien verdanke. Die vom Brande befallenen
Körner fanden sich nur vereinzelt in den Fruchtständen vor, welche mir
Barclay übersandte. Die Körner waren in dicke Brandmassen umgewandelt, welche
um das jMehi-fache umfangreicher erschienen wie das gesunde Korn. (Fig. 4,
Tafel HI dieses Bandes). Die grünlich schillernde freiliegende Brandmasse bestand
aus kleinen runden, rauhen Sporen, welche nicht verstäubten, vielmehr leicht zu-
sammenklebten durch eine dem Exospor anhaftende grünlich gefärbte Substanz,
welche sich in Wasser und noch leichter in Alkohol und auch in Ammoniak
mit intensiv grüner. Farbe auflöste. Ich untersuclite die befallenen Fruchtkörner
und fand, dass die Sporenmassen auf einen Kern des Fruclitknotens zurückgingen,
der aus dicht befallener, wenig gefärbter Pilzmasse bestand. Von dieser
gingen die cintractienartigen, hymenialen Zonen aus, welche die Brandsporen
bildeten, die aber noch nicht unmittelbar an dieser Bildungsstätte schon die
dunkle Färbung des Exospors zeigten (Fig. 5, Tafel III).
Leider war das erhaltene Dlaterial für die Kultur der Sjioren wenig geeignet,
die Sporen waren sehr schmutzig und konnten erst durch längeres
Schütteln im Wasser so Aveit gereinigt werden, dass sie fiir die Kultur geeignet
erschienen. Sie keimten in Wasser mit der Bildung einer eilänglicheu kleinen
Conidie aus, Avelche auf einem kurzen Sterigma gebildet Avurde ents])rechend der
Fig. 14 auf Tafel III. Durch Zusatz von verdünnten Nährlösungen avucIis unterhalb
der ersten Conidie das Sterigma zu einer neuen Conidie aus, und dieser
Vorgang wiederholte sich, bis mehr als zAvanzig Conidien gebildet Avaren, und
die unteren, zur Seite geschobenen, von dem Träger abfielen. (Fig. 22 —27,