
bei der Geminella beobachten, eine Bildung, welche in der täuschendsten Art die
Brandsporenlager in den Nährpflanzen nacliahmt. Gelingt es nicht, die höhere
Frnchtform des Pilzes zu finden, so bleibt nichts übrig, als die Geminella von
den Brandpilzen ausziischeiden nnd sie in die allgemeine Humpelkammer der
Fuiigi imperfecti vorläufig hinüberzustellen.
Die zweite hier zu betrachtende vermeintliche Brandpilzform ist in der
Gattung E n t o r r h iz a gegeben, deren Formen unterirdisch Vorkommen und bisher
nur in den Wurzeln, einmal von Juncus bufonius gefunden, als E. J u n c i und
weiter in den Wurzeln von Cyperus flavescens als E. C y p e r i angetroffen sind.
Das Krankheitsbild an den Wurzeln der Nährpflanze ist ein besonders
auffUlliges. Die Enden der dünnen Wurzeln sind dick keulenfönnig angescliwollen
und so auffallend, dass sie bei dem Ausgraben der Nährjiflanzeii keiner Beobachtung
entgehen können. In der Umgebung von Münster, wo Juncus bufonius
allverbreitet ist, konnte man die Anwesenheit des Farasiten in den Wurzeln nach
den Standorten im Voraus fast mit Sicherheit Voraussagen. An den Rändern befahrener
Wege, wo das Erdreich durch die Fäkalien der Pferde reichlich gedüngt
wird, suclite man kaum vergebens nach den Wurzelknöllchen in den Nährpflanzen.
Sie waren oft so massenhaft an einer Pflanze vorhanden, dass sie wie Korallen
sich abhoben und den Wurzelverzweigungen ein eigentümlich abweichendes Ge-
präge gaben. In einzelnen Fällen waren die Anschwellungen 1 cm. lang, in
anderen Fällen kürzer, erreichten aber die Dicke eines Strohhalmes. Wenn man
im Herbst den Juncus auf seinen Standorten ausgrub, fand man, dass die Wurzelanschwellungen
bis auf die Reste der Gefässbündel ganz mit Sporen angeflillt
waren, die wie ein braunes Brandlager aussahen. Die einzelnen Sporen waren
nicht von ganz regelmässiger Gestalt und Grösse und hatten ein warziges, bi'aunes
Exosporium. Die dunklen Sporen waren aber immer untermischt mit anderen,
in welchen die Farbe des Exosporiums weniger ausgeprägt, oft sogar gar nicht
zu erkennen war. Diese Sporen waren auch meistens etwas kleiner wie die
braunen Sporen. Wenn man die Standorte von Juncus früh genug untersucht
und die Wurzelanschwellungen in jugendlichen Zuständen antrifft, überzeugt man
sich leicht, dass die Anschwellungen intercallar als Chlamydosporen in den von
Scheidewänden durchsetzten Mycelien auftreten, welche die parenchymatischen
Gewebe der Nährpflanze schon bald nachher so verdrängen und verzehren, dass
nichts mehr von ihnen übrig bleibt. Die Sporenbildnng ist also die gleiche wie
bei Geminella und ebenso die gleiclie, wie sie bei den verschiedenen Formen der
Brandpilze so charakteristisch sich vorfndet.
Von der Entorrliiza auf Oyperus flavescens habe ich nur zugesandtes
jRaterial zur Verfügung gehabt, in welchem ich die Sporenbildnng nicht mehr
direkt beobachten konnte. Sie Ist zweifellos die gleiclie wie bei E. Juiiei, die
Sporen sind aber weniger rund, wie von dieser Form, haben ein dunkles, gebräuntes
Exosporium ohne besondere Warzen, in der Grösse sind die Wurzel-
aiischwellungeii nicht wesentlich verschieden von E. Junci, nur fand ich sie an
dem Materiale, welclies mir zur Verfügung stand, immer nur einzeln vor.
Ich versuchte die Sporen der beiden Wurzelparasiten auf ihre Keimnng in
Wasser nnd in Nährlösungen zunächst an frischem Materiale, welches direkt den
Standorten entnommen war. Die Keimung blieb aus. Ich legte dann das Material
in reinem weissen Sande anf feuchter Unterlage ans und beliess es den ganzen
Winter hindurch an dieser Stelle. Im näch.sten Frühjahr versuchte ich abermals
die Keimung in Wasser und in Nährlösungen, aber wieder vergeblich. Ich legte
dann das j\laterial in Töpfen im Garten so aus, wie die Nähr])flanzen ihre
Wurzeln im Freien überwintern und fixirte auch an den ergiebigen Standorten
die Stellen, wo im Frühjahr durch Ausgraben das in der Erde verbliebene
Material direkt wieder gewonnen werden konnte. Es zeigte sich, dass im
Frühjahr die Wurzelknöllchen in ihren Umrissen noch vorhanden waren, die
Sporen sahen aus wie früher und keimten wiederum nicht. Erst im zweiten
Jahre im Frühjahr erreichte ich die Keimung und zwar zunächst aus den Sporen,
deren Membranen wenig gebräunt und noch fast farblos waren. Die Sporen
keimten mit der Bildung von Mycelfäden, welche sich reich verzweigten und
welche an einzelnen Enden zu Sterigmen Avnrden, die, wie bei Acrostalagmus,
etwas länglich zugespitzten Oonidien nach einander abschniirten, so zwar, dass
immer die nächste Conidie die vorausgegangene zur Seite schob. Die Conidien
keimten wieder zu Mycelien ans mit abermaliger Conidienbildung. Die stark
gebräunten Spoi’eu trieben erst im dritten Jalire zu den gleichen Mycelien ans,
sie haben also einen sehr langen Dauerzustand, der erst nach meliijährlgem
Aufenthalte in feuchter Erde überwunden Avird. Die Mycelien des Pilzes sind
von Scheidewänden durchsetzt, wie Avir es bei allen höheren Pilzen, nainentlich
den Ascomyceten, antretfen, und Avir können also kurz aus.sageii, dass die vermeintlichen
Brandsporen von Entorrhiza wohl nichts anderes sind, als die Chlann-doß
ro fe Id , Botan, ünfersuchungon. XA’.