
t
von braiidfi-cien Feldern das Saatgut aiiswählt nnd so verliindert, dass schon von
ßrandinfection betroffene Samenkörner zur Aussaat gelangen. R e in e s S a a t g u t
v o n b r a iid f r e ie n F e ld e r n m u ss fo r ta n d ie L o s u n g zu r B e k äm p fu n g
d e s B r a n d e s b e i d en L a n d iv ir th e n s e in . Wird dies allgemeiii und mit
Sorgfalt durcligefülirt, so müssen die ßraiidersebeiimngen mit Notliwendigkeit
aliniälilicli znrüektreten nnd ganz anfliüren, so weit es sieh eben um Formen
handelt, die in den Blüthen inficirt werden.
Hiemiit erreichen unsere Untersuchungen über die Blntheiiinfectlou beim
Flugbraiide des Weizens und der Gerste ihren vorläufigen Abschluss. Es soll
aber die Nebeiifrage hier nicht ungelöst bleiben, die sieh unwillkürlich anfdrängt,
d ie F'rage n äm lic h , ob s ic h d ie l i i f e e t i o n s k e im e d e s B r a n d e s ,
w e l c h e s ic h von d e r B lü t l i e n in f e e t io i i h e r in dem S a a t g u t e b e f
in d e n , m e h r e r e J a h r e e n tw i e k ln n g s f ä l i ig erhalten können. Die Lösung
dieser Frage verstärkt zugleich die Sicherheit der Thatsache, dass die Infectioii
in den Blüthen erfolgt, und dass die Infectionskeime in dem gereiften Saatgute
latent vorhanden sind.
Es wurde von dem geernteten Saatgute des Weizens und der Gerste ein
Ihe il zurückbehalten und für die nächsijährigen Versuche verwendet. Von den
Saatkörnern nun, aus welchen im ersten Jahre nach erfolgter Beizung die
höchsten Procentsätze vou brandigen Pflanzen erzogen worden sind, wurden nach
zweijähriger Samenruhe neue Aussaaten gemacht, einmal vom Weizen, das zweite
Mal von der Gerste. Die Aussaaten wurden mit all der Vorsicht gemacht, wde
sie früher angegeben ist, und ans den Körnern, die sieb noch gut keimfähig erwiesen,
wurden kräftige Pflanzen gezogen, welche zur Blüthezeit im zweiten
Jahre dasselbe Bild von brandigen Versuchsfeldern darboten, wie sie vom ersten
Jahre beschrieben und in Fig. I und 2 bildlich wiedergegeben sind, sämmtliche
Pflanzen waren in einzelnen Versuchen brandig. E s i s t d u r ch d ie s e l e t z t e n
V e r s u c h e n u n t h a t s ä c h l i c h f e s t g e s t e l l t , d a ss d ie im S a a t g u t
la t e n t e n I n f e c t io n s k e im e fü r d ie D a u e r v ou z w e i J a h r e n e n tw i c k lu
n g s f ä h i g b lie b e n . Das Resultat berechtigt zu der Aimahme, dass diese
Entwicklungsfähigkeit auch noch länger dauern wird, vielleicht auch so lange,
als die Keimfähigkeit des Saatgutes überhaupt anhält. Es hat nur wisseuschaft-
liehen, keinen praktischen Werth, die Versuche nach dieser Richtung hin weiter
zu führen, da mehr als zweijäliriges Saatgut in der Praxis nicht zur Verwen-
duner kommt.
Auch eine zweite Kebenfi'age ist hier nicht unbenlcksichtigt geldieben,
welche sich aus der äusseren, fa.st vollkommenen Uebereinstimmung zwischen dem
hTuo-brande des Weizens und der Gerste ergibt, die Frage näinlicb: liegen hier
wirklich zwei verschiedene Fonnen vor, oder handelt es sich um den-selben Brand,
der die Hordeaeeen, also Hordenm nnd Triticum befallen kann ? Die au.s-
gefübrten Kreuznngsinfectionen vom Gerstenbrand auf Weizenblütben und von
Weizenbrand auf GersteublUtben haben zunächst noch nicht genügend überzeugende
Resultate ergeben. Es ist aber nicht ausgeschlos.seD, dass der sehr
ti'ockene Sommer des vorigen Jahres die Infection in den Blüthen auch hier
beeinflusst bat. Die Versuche sind bereits von Neuem eingeleitet worden, und
es sollen die diesbezüglichen Ergebnisse später mitgetheilt werden.
Die Infection des Hafers.
Den beiden Flugbrandformen bei dem "Weizen und bei der Gerste, also
bei Hordeaeeen scbliesst sieb mm die d r i t t e F o rm a n , w e l c h e a n f H a f e r ,
a ls o a n f A v e n a c e e n z u r E r s c h e in u n g kommt. Aeusserlich ist dieser
Brand in den Brandlagern nnd in der Gestalt der Sporen den früheren Formen
sehr ähnlich. Bei der Oultnr der Brandsporeii in Nährlösung ergeben sich aber
sehr bald die weitgehendsten Unterschiede. Der Flugbraiid des Hafers k e im t
nicht s t e r i l , sondern f r u c t i f i c a t i v aus.’) Es werden von den Hemibasidien
Conidien gebildet von bestimmter Form, und diese bilden durcli directe Sprossung
eine höchst charakteristische Form von Hefenconidien, deren zerfallene
Glieder mit der Erschöpfung der Nälniosung sofort zu kräftigen, langen Keimschläuchen
®) auswaohsen, die zum Eindringen in die Nährpflanze bestimmt sind.
Zn dieser Art der Keimung kommt nun der zweite Unterschied liiiizu, der die
K e im d a u e r d er S p o r e n betidift. Diese erlischt hier nicht wie bei den
anderen beiden Formen nach Jahresfrist; sie hält vielmehr Jahre lang an und
die dann in ihrer Keimkraft versuchten Sporen keimen ebenso kräftig aus, wie
die frisch geernteten.
Es ist klar, dass wir es in dieser Brandform mit Sporen zu thun haben,
die in der Energie ihrer Entwicklung und in der endlosen Vermehrung ihrer
’) Siehe Tafel 2 im V. Bande dieses Werkes.
*) Siehe Tafel 3 im V. Bande dieses Werkes.