
Noch gil)t es einige Bildungen vegetativer Art in Form von Strängen,
welche z. B. als Rhi z o mo rp h en b e i A g a r ic u s m e l l e n s beobachtet sind.
Diese Stränge, welclie durch Spitzenvvaclistiun fovtwachsen, gehen in deu älteren
'reilen in einen Rulieznstand über, aus welchem sie nach erloschenem Spitzeü-
wachstum zu den FrLichtkörpern des Agaricus meist nur in bestimmten Jahren,
in Abständen von 3—6 Jahren, auszukeimen pflegen.’) Del' sclerotiale Zustand
ist hier weniger scharf’ ausgeprägt, uud noch weniger ist dies der Fall bei den
V e g e t a t io n s k ö r p e r n d e r F l e c h t e n , die im Winter ihre Entwickelung an
den Spitzen einstellen und vorübergehend in den Zustand der Ruhe eintreten, aus
welchem sie im nächsten Frühjahr wieder austreten resp. von neuem ans-
zutreiben pflegen.
In den vorstehenden Einzelheiten sind die Vorkommnisse von Sporenbildungen
bei den verschiedenen Filzformen zusammengef’asst, bei welchen die Keimung
in blossem Wasser ohne idithüli’e von Nährstoffen erfolgt. Ebenso sind die
Bildungen von Eriiclitkörpern angesclilossen, welche ihre Entwickelung in einer
bestiinmten Periode unterbi-echen und dann nachträglich unter blosser Mitwirkung
von Wasser abschliessen, und endlich auch die rein vegetativen Bildungen
von Sclerotien und Rhizomorphen, welche in Wasser zu Fruchtkörpern aus-
keimeii und gleichsam als höhere, vegetative Bildungen anznselien sind, welche
die Ausbildung von Fruchtkörpern vorbereiten. Die Pilzsporen, welche in blossem
Wasser auskeimen, sind in den meisten Fällen nicht für unmittelbare Verbreitung
bestimmt. Sie stellen Ruhezustände in Spoi-eiiform dar, welche die miterbrochene
Entwickelung mit der Keimung in Wasser vollziehen. Sie keimen daher in der
Kegel fructificativ ans, sind also weniger für die Verbreitung, als für die Er-
lialtiing der Formen biologisch und phy.siologisch bestimmt.
Die Keimung der Pilzsporen in Nährlösungen und Nälirsuhstraten. Gegenüber
der eigentlichen Masse der Pilzsporen, welche durch Kleinheit und Substanz-
arniut, also durch Leichtigkeit und leichte Vertriebbarkeit durch die Luft ausgezeichnet
sind, treten die vorerwähnten und für ihre Kultur in blossem Wasser
’) Die Auskeimung der Rhizomorphen zu Fruchtkörpern des Agaricus mellous ist von
R. Hurtig (Wichtige Krankheiten der Waldbäume, Berlin 1874) zuerst beobachtet und abgebildet
-worden. — Die Kultur der Rhizomorphen in Nährsubstraten, aus den Sporen des
Agaricus melleus gezogen, ist dann von mir durchgefuhrt und in dem III. Teile d. W.
näher beschrieben und durch Abbildungen (Tafel X und XI) erläutert worden.
besonders berücksichtigten Sporenbildungen als vereinzelte und nebenläufige
Erscheinungen zurück. D i e s e k l e i n e n , an N ä h r s t o f f e n a rm en S p o r e n
s in d fiir d ie K e im u n g und d ie w e it e r e E n tw i c k e lu n g in b lo s s em
W a s s e r n ic h t v e r a n la g t . Sie sind darauf angewiesen, von den oi-ganisclien
Nährstoffen zu leben, welclie sie fast überall in der Natur als Reste von Pflanzen
und Tieren vorfinden. Die kleinen S])oren, durch die Luft vertrieben, senken
-sich bei WTndötille zur Erde nieder und werden vorzugsweise durch Regen auf
den Boden und aut die Gegenstände in der Natur niedergeschlagen. Auf toten,
organischen Substanzen finden sie bei hinreichender Befeuchtung die Hülfsmittel
für ilire Keimung und Ernährung vo)i selb.st vor. Auf lebendigen Pflanzen und
Pflanzenteileu sind diese nur dann gegeben, wenn die Pilze parasitisch leben,
was nur für einen verschwindend kleinen Teil der grossen Masse der Pilze zu-
triftt. Hier können also die Sjioren nicht zur Entwickelung gelangen, wenn
nicht weitere Hülfsmittel einsetzen, welche durch 'l.'iere und Menschen von selbst
gegeben sind.
Die Tiere leben von den Pflanzen, von Blättern und Früchten, die sie als
Nahrung verzehren. Auch dem Menschen dienen diese vegetabilischen Prianzcn-
teile als Nahrung, aber sie werden nur zum geringen Teil uusterilisiert, also
roh, gegessen, in den meisten Fällen gekocht, und dadurch von den lebendigen
Pilzkeimen auf ihrer Oberfläche, die getötet werden, befreit. Die Tiere geniesseii
die Pflanzeiiteile, von welchen sie leben, in der Form, wie sie sie in dei- Natur
vorfinden, d. h. an der Oberfläche mit Pilzsporen ver.sehen, welche auf .sic
uiedergefallen sind. Die Pflanzenteile werden gefres.sen, und mit ihnen gelangen
die Sporen in den Verdauungsapparat der Tiere, wo sie nicht nur niclit getötet
werden, vielmehr, durch die natürliche Körperwärme günstig beeinflu.sst, im weiteren
Verlaufe der Verdauung in Substrate geraten, welche für ihre Entwickelung
die denkbar gün.stigsten sind. Sie werden sjiäter mit den Fäkalien entlöscht
und können, schon in diesen, für ihre Keimung günstig disponiert, .sofort zur
Entwickelung gelangen. Die Fäkalien sind diejenigen organischen Substanzen
in der Natur, in welchen die Pilzsporen das günstigste Medium für ilire Entwickelung
finden. Man kann sich von diesen biologischen Einzelheiten und dem
natürlichen Gange der Entwickelung, den hier die Pilze erfahren, leicht überzeugen,
wenn mau die Fäkalien von Kräuter fressenden (rieren unter Glasglocken,
wo sie nicht austrockneu können, abschliesst und so ihre ungestörte Entwickelung
begünstigt und fordert. Es ist erstaunlich, welch reiche Pilztiora hier in wenigen
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