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das junge Saatgut von deni Pilze befallen und oft Monate nachher erfolgt erst
in der entwickelten Pflanze und oft erst mit der Geschlechtsreife, also in den
Blüten, die Bildung der Brandlager. Sobald das erste Keimliiigsstadium vorüber
i.st, i.st die weiter entwickelte Nährpflanze vollständig immun gegen die Pilzkeime,
und alle Versuche, die Krankheit zu erzeugen, sind vergebliche, wenn
nicht .schon die Infection in den er.sten jugendlichen Stadien der Nährpflanzen
eingetreten ist. Das E m p f ä n g l i c h k e i t s s t a d iu m für die Infectionskeime ist
ein nur kur z v o r ü b e r g e h e n d e s , und ich habe durch Versuche mit dem Hirse-
braiide im XL Bd. d. W. den Nachweis führen können, dass nur in den ersten
Keimungsstadien die Infection eine gesicherte, bei weiter entwickelten Keimlingen
eine unsichere wird, und dass endlich schon, wenn das erste grüne Blatt an dem
Keimling zur Erscheinung kommt, die Immunität der Nährpflanze erreicht ist.
Die Infection der Saatkeimlinge erfolgt im oder auf dem Boden, von den Pilz-
keimeii ausgehend, welche entweder an dem Saatgute haften oder im Boden vorhanden
sind. Das Eindringen der Pilzkeime in den ersten Keimstadien der
Nährpflanze ist mit aller Sicherheit zu beobachten. Es erfolgt wiederum mit
einem grossen Loche wie beim Maisbrande, und es ist leicht festzustellen, dass
die eingedrungenen Keimlinge die zarten Gewebe durchwachsen und nun schnell
bis zur Vegetatioiisspitze der Nährpflanze Vordringen. N u r w e n n d ie s e S p itz e
e r r e ic h t is t und die eingedrmigenen Keime sich an dieser Stelle entwickeln
und in alle Neuanlagen der Spitze Vordringen können, i s t d ie In f e c t io n der
N ä h r p f la n z e e in e g e s i c h e r t e , und wir beobachten, wde an den einzelnen,
für die verschiedenen Brandpilze genau wiederkehrendeii Stellen die Bildung der
Brandlager erfolgt. Auch hier frustrirt die Infection, wenn die Vegetationsspitze
der Nähi-pflanze von den eingedrungenen Infectionskeimen nicht mehr erreicht
wird. Ja wir können sogar verfolgen, wie in den Fällen, wo die Brandlagerbildung
in den Blütenständen eintritt, die oberen Blüten eines Blutenstandes
gesund, die tiefer stehenden von den Brandpilzen befallen und zu Brandlagerii
umgebildet sein können.
Hier wird mit der Infection der Keimlinge d ie g a n z e P f l a n z e inficirt
denn die bis zur Vegetationsspitze vorgedrungenen Infectionskeime wachsen fortan
in alle Neuaiilagen ein, welche von der Vegetationsspitze angelegt werden. Die
Nährpflanzen sind in toto durch diese einmalige Infection im jungen Keimstadium
befallen, aber die Bildung der Brandstätten ist an der entwickelten Pflanze eine
streng lokalisirte und für die einzelnen Pilzformen verschiedene, aber bestimmt
wiedcrkelireiide. lii den extremsten Fällen liaben wir das Eindringen der Infectionskeime
in die jungen Saatkeinilinge zu konstatieren, nnd wir können z. 15.
bei der Hirse in Sorghum saccliaratiim die Bildung der Brandlager in der entwickelten
Pflanze in den oft drei Meter entfernt liegenden Blutenständen, zeitlich
um vier bis ftiiif Monate getrennt, mit aller Siclierlieit beobachten. Naturlioli
war es nicht leicht, hier die Aufklärung der Braiiderscheinuiigen bis auf die
ersten jungen Keimlinge zurück zu verfolgen. Erst die vergeblicben Versncbe,
liier bei der entwickelten Pflanze Infectionen zn en-eichen, führten allmählich
zu der Vermutung, dass die Infection in den frühesten Stadien der Nährpflanzen
einti-eteii müsse uud endlich durch rationelle Versuche zu der Erkenntnis, dass
sie wirklich mir in den ersten Stadien des Keimlings eintreten kann. Das In-
ciibationsstadimn der Krankheit kann hier die Dauer von fünf bis sechs Monaten
erreichen, wenn die in die jungen Keimlinge eingedrungenen Infectionskeime
erst in den Blutenständen der entwickelten Pflanze, wie z. B. bei Sorglium
saocharatum, znr Ausbildung kommen. Den natürlichen Grund für diese nur
alleinige Infection an dem jungen Saatgute konnte ich dadurch sicher aufkläreii,
d a ss d ie P i l z k e im e n u r in d ie jü n g s t e n G ew e b e t e ile d er N ä h r p
f la n z e n e iu z u d r in g e n v e rm ö g e n nnd d a ss d ie s e ju n g e n G ew e b e te ile
s ic h n u r e in e in z ig e s Mal in den e r s t e n S ta d ie n d er S a a tk e in ilin g e
n a t ü r l i c h u n d f r e i d a r h ie t e ii, um später, an der entwickelten Pflanze,
nicht wiederzukehren.'}
Erst lange iiacli der Feststellung dieser Einzellieiten wurde es mir möglich,
einen neuen Pfad für e in e zw e ite resp. d r itte In fe c tio n s fo rm zu finden,
welche bei versohiedeneii Näbrpflaiizeii eintritt, welcbe aber bislier der näheren
Erkenntnis verborgen geblieben ist. Bei meinen Versuchen mit dem Maisbraiide
konnte ich die Infection der weiblichen Blüten an der entwickelten Pflanze iiach-
weisen. Die Braiidbeiileii traten hier drei Wochen nach stattgeliabter Infection
mit aller Sicherheit auf, es konnte jede einzelne weibliche Blüte für sich inflcirt
und zu einer Braiidbeule uingewaiidelt werden. In d en w e ib li c li e n
B lü ten an de rer N ä h r p fla n z en ist nun, analog wie beim Mais, e in e zw e ite
A o liille s f e r s e g e g e b e n , eine Stätte von jungen Geweben, an welchen das Eindringen
der Infectionskeime erfolgen kann. Die dnrcli die Inift vertriebenen
') Man vergl. hierzu Text und Abbildungen im XI. und XIII. Bd. d. W. Uber den
Sorghumbrand.