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Eine zweite aclisenbewolinende, sebr auffällige Branclkraiiklieit findet sich
iu Bhmi'niites comnuinis vor, an solchen Standorten, wo der Schilf in Brachwässern
vegetiert. D ie P r o u s t i l a g o g r a n d is (vergl. Band V pag. 116,
T a f IX.), Avelche den Stengelbrand des Schilfes liervorriift, bewohnt, ähnlicJi wie
der Stengelbrand des Roggens, die Achsen der Pflanzen, welche in so auffälliger
Weise befallen sind, dass die schwarzen Brandlager sclion in einiger Entfernung
unterscheidbar werden. Auch hier sind die Nährpflanzen in mehreren Internodien
befallen und kommen meistens nicht zur Bildung von Blutenständen. Der
Sitz der Brandlager ist in den sämtlichen parenchymatischen Geweben der Achsen
leicht erkennbar. Vor dem Aufbrucbe der reifen Brandlager unterscheidet man
deutlich die Anschwellungen in den parenchymatischen Geweben, welche durch
(len Pilz verursacht werden. Eine BlUteninfection ist auch bei dieser Krankheit
kaum anzunehmen, und die Infection der jungen Saatkeimlinge durch die im
Wasser vegetirenden Keime der ßrandsporen. wahrscheinlich.
Als weitere Form von Stengelbrand mag hier noch Phalaris arundinacea
kurz erwähnt sein, welche von U s t i la g o e c h in a t a bewohnt wird. Diese
Branderscheinung ist verbreiteter, wie man meint, und beim Absuchen von sandigen
Flussufern findet mau gewöhnlich eine oder die andere Stelle, wo die
Nährpflanzen reichlich befallen sind, ln der Nähe von Münster wurde eine
.solche Stelle durch Kappenberg anfgefunden, an welcher die Brandkrankheit in
jedem Jahre mit Regelmässigkeit beobachtet werden konnte. Der Pilz perennirt
in den unterirdischen Achsen und kehrt in jedem Jahre an den oberirdischen
Trieben wieder. Hier sind die Achsen in ihrer ganzen Länge in Brandlager
mngewandelt nnd gelangen nicht zur Bildung von Blutenständen. Die Brandlager
treten aber auch in den Blättern auf in langen schwarzen Streifen und
werden hier, ebenso wie in den Achsen, ausschliesslich in den parenchymatischen
Geweben, ausgebildet. — Ähnlich wie der Stengelbrand von Phalaris, verhält
sich auch der Brand von Elymus areiiarius, der durch U s t i l a g o I s c h a em i
(vergl. Band V pag. 96, Taf. XT.) verursacht Avird, der Achsen und Blätter der
Nährpflanzen befällt und sie in auffällige, schwarze Brandlager umwaiidelt, welche
Aviederiim ausschliesslich in den parenchymatischen GeAveben der Achsen und
auch der Blätter ihren Bildungsherd haben.
Nun mag hier eines Stengelbrandes noch kurz gedacht werden, den ich in
Rumex domesticus in Norwegen verbreitet vorfand und den ich als U s t i la g o
d om e s t ic a (Band XII, pag. 135) bezeichnet habe. Er macht sich durch starke
Achsenanschwellungen unter deu Knoten bemerkbar, in welchen die dunklen
Brandlager äusserlich durchscliimmern. Aufgebroclien habe ich die Brandlager
nicht angetroffen, konnte aber um so leichter feststellen, dass die parenchymatischen
Gewebe der inneren Rindenteile und, ebenso das Parenchym zwischen den
Gefässbimdeln und an der Berandung des Markes, der Sitz der Brandlager
waren. Die befallenen parenchymatischen Zellen vergrössern und teilen sich und
werden dann zum Sitze der Brandlager, welche ihre Sporen in grossen Massen
sclion ansgebildet haben, wenn noch äusserlich die Achse vollständig geschlossen ist.
Bei den letzt genannten Stengelbrandformen ist eine Blüteninfection unwahrscheinlich
gegenüber der Keimlingsinfection, die hier allgemein sein dürfte.
Die Brandsporen keimen meistens zur Zeit ihrer Bildung nicht aus und kömien
also eine ßlüteninfection nicht wohl ausführen. Weitere Formen von Stengelbrand
unterordnen sich den erst beschriebenen Fällen, sodass nähere Ausführungen
überflüssig sind.
Im Ganzen genommen, sind die Brandlager in den Blättern und in den
Achsen nur ein vereinzeltes Vorkommnis gegenüber den ausserordentlich zahlreichen
Fällen, in welchen d ie B lü t e n u n d d ie B lü t e i i s t ä n d e d e r S it z
d e r B r a i id k r a n k h e i t u n d d ie S t ä t t e d e r A u s b ild u n g d er B r a n d la g e r
s in d . Hier tritt die Krankheit erst iu die Erscheinung, wenn die Nährpflanze
mit der Anlage der Blüten und der Früchte den Höhepunkt ihrer EntAvicklung
erreicht hat. ln der ersten Jugend der Nährpflanzen, gleichsam in ihrer Kindheit,
geht die Infection vor sich; die Infectionskeime bleiben aber verborgen
bis zur vollen Entwicklung und bis zur Geschlechtsreife der Pflanzen, erst dann
gelangen die Kranklieitskeime zur Entwicklung und Zerstörung der edelsten
Teile der Pflanze, der Ziele mühevoller Kultur, Avelche in den Früchten gegeben
sind, die den Menschen nnd den Tieren ais Nahrung dienen sollen.
Wir können unsere Betrachtung zweckmässig beginnen mit dem Brande
des Weizens, der durch die T i l l e t i a l a e v i s und T. C a r ie s verur.sacht wird.
ZAveifellos erfolgt bei dieser Krankheit eine Keimlingsinfection, und die befallenen
Nährpflanzen sind äusserlich nicht verschieden und nur einem besonders
geübten Ange unterscheidbar. Die Brandlagerbildung, also die Kranklieitser-
scheinimg selbst, erfolgt mit der Reife des Weizens. Zumeist sind sämtliche
XCörner einer Ähre von dem Brande befallen. Sie haben äusserlich die Gestalt
von Weizenkörnern und verraten sich nur durch einen starken Geruch von
Heringslake und dadurch, dass bei dem Aufbrecheii der Körner die schwarzen