
g e h e n a ls o aus den e r k r a n k te n P f la n z e n w ie d e r g e su n d e T r ie b e
h e r v o r , welche keine Infection, von den Knoten ihrer Anlage ausgehend, erfahren
haben, bis sich endlich die Verschiebung in der Entwickhing dahin
steigert, dass die gesunden Triebe die Herrschaft bekommen und die brandigen
verdrängen, dass also mit anderen Worten aus k r a n k e n , in f ic ir t e n S tö c k e n
w ied e r n o rm a le und g e su n d e P f la n z e n hervorgehen.
Diese Erscheinung ist überaus bemerkenswert und das Eurücktreten der
kranken Triebe gegen die gesunden, welche hier die Herrschaft bekommen, ist
pathologisch genommen, so einfach als natürlich erklärbar. Ich weiss nicht, ob
an einer anderen Stelle bei infectiösen Krankheiten eine Wiedergesundung der
vom Pilz befallenen Individuen in einer gleichen Art beobachtet und natürlich
erklärt worden ist, wie es jetzt hier bei den Brandpilzen und den Brandkrankheiten
in der überzeugendsten Weise in allen Einzelheiten nachgewiesen werden
konnte. V on e in e r e inm a l ig e n I n f e c t io n , sei es schon in den Blüten oder
in den Samenkeimlingen, l e i t e t s ic h b e i p e r e n n ir e n d e n P f la n z e n d ie
d a u e rn d e W ie d e r k e h r der K r a n k b e it s e r s c h e in u n g e n in d en J a h r e s -
t ’-ieb e n her. D ie W ie d e rk eh r d ie s e r K r a n k h e it s e r s c h e in u n g e n is t
b e i e in e r R e ih e v o n P fla n z e n e in e s t e t ig e und u n a b ä n d e r lic h e . S ie
wird b e i a n d e r en Eo rm en u n r e g e lm ä s s ig und lä u f t s c h lie s s li c h d a rau f
h in a u s , d a ss au s den e r k r a n k t e n I n d iv id u e n h ie r g e su n d e T r ie b e
h e r v o r g e h e n , w e lc h e n ic h t m eh r in f i c i r t s in d , aus w e lc h e n g l e i c h sam
d ie in f e c t iö s e n K e im e v e r schw u n d en s in d und e in e v o ll s t ä n d ig e
G e su n d u n g d er N ä h r p f la n z e n e in g e t r e t e n ist. Die hier kurz resumh'ten
Beobachtungen und Untersuchungen auf experimentellen Wegen sind sehr mühsame.
Sie erstrecken sich über lange Jalire, aber dafür sind die Resultate um
so klarer und durchsichtiger und lassen, in biologischer Beziehung, auch nicht
(len Schatten eines Zweifels aufkommen über das Auftreten und Uber den natürlichen
Verlauf der Krankheitserscheinungen bei den Brandpilzen, welche in ihren
Nährpflanzen perenniren.
A nm e rk u n g „über die Keimung der Brandsporen“, welche vou Seite 57 hierher an
das Ende des Abschnittes gesetzt ist. — Die Versuche über die Keimung der Brandsporen
und ü le r ihre Keimdauer müssen mit Sachkenntnis und Sorgfalt ausgeführt werden, wenn ihre
Resultate als zuverlässige gelten sollen. Schon die Einsammlung des Sporemnateriales muss
bald nach ihrer Reife erfolgen, ehe Verunreinigungen durch andere Pilze und eine etwaige
Keimung unmittelbar auskeimender Sporen durch Regenbenetzung erfolgen kann. Die rein
;en Sporen müssen lufttrocken an einem gegen Pilzkeime gesicherten Orte auf bewahrt
werden, wenn nachträgliche Keimungsversuche keine Störungen und Schädigungen erfahren
sollen. Ein Sporenmaterial, Avelchcs die Keimung versagt, kann bei nicht sorgfältigem Einsammeln
ein schon ausgekeimtes sein; die stattgehabto Keimung kann man an den Sporenhüllen nicht
mehr sicher unterscheiden. — Ich halte es darum nicht für übei-flüssig, wenn ich an dieser Stelle
eine Reihe von Einzelheiten noch einmal kui’z zusammenfasse, Avelche sich aus meinen mehr
als dreissig Jahre fortgesetzten Versuchen über die Keimung der Brandsporen ergeben haben.
Der Parasitismus der Brandpilze in seiner primitivsten Form ist in den Fällen gegeben, wo
die Brandkrankheiten nach kurzem Incubationsstadium direct an den inficirten Stellen zur
Ausbildung kommen. Dies trifft bei den Formen von E n ty lom a , P r o to m y c e s , D o a s s
a n s i a und bei U s t i l a g o M a y d is zu. Die Brandsporen von E n ty lom a und P r o t o m
y c e s , welche in ihrer Grösse und Membranvordickung und namentlich in der Bildung in
den Mycelfäden den Charakter der Chlamydosporen besonders ausgeprägt erkennen lassen,
keimen in W a s s e r leicht und unmittelbar aus und inficiren mit ihren Hemibasidien- und
Hemiascensporen die jugendlichen Teile der Nährpfianzen, mit welchen sie in Berührung
kommen. Die Sporen dieser Brandpilze hatten, trocken aufbewahrt, nach drei Jahren ihre
Keimkraft noch nicht verloren. — Die Sporenhaufen von D o a s s a n s i a - F o r r a e n , welche
auf Wasserpflanzen parasitiren, keimen zumeist nicht unmittelbar aus. Ihre üppige Auskeimung
erfolgt erst, Avenn sie in feuchtem Sande überwintert haben, und dann im Frühjahr
in reinem sterilisierten Wasser gehalten werden. Die Sporenhaufen kommen durch einen
oberflächlichen Schwiramapparat zur Oberfläche und die Keimung eines Haufens erfolgt in
geradezu grossartiger Weise, indem jede Spore eine Hemibasidie nach dem Typus von Tilletia
ausbildet. Man vergleiche hierzu T ext und Zeichnungen über Doassansia im XII. Bande d. W. —
Bei U s t i l a g o resp. J ty c o s a r c o m a M a y d is sind die Brandsporen in den mäclitigen
Beulen klein und staubig und haben bis zu meinen Untersucimngen bei allen Beobachtern
die Keimung versagt. Sie keimen in Wasser nicht unmittelbar aus, sondern erst nach einer
Eeihe von Jahren trockner Aufbewahrung. Es werden vierzellige Hemibasidien gebildet,
AA'clche in ihren oberen drei Zellen von der Keiraspore abgetrennt Averden. Ich stellte weiter
fest, dass diese Brandsporen, welche die unmittelbare Keimung im Wasser versagen, in geeigneten
Nährlösungen s o f o r t auskeimen in Hemibasidien, deren Conidien sich hier durch
Sprossungen auch in Luftconidien vermehren und sich pfundeweise herstellen lassen, um mit
ihnen den Nachweis der lokalen Infection und Brandlagerbildung nach dreiwöchentlicher
Incubation ebenso leicht, als sicher ausführen zu können. Die Brandsporen sind noch nacli
zehn Jahren trockner Aufbewahrung keimfähig. Sie keimen in Wasser und namentlieli auch
in Nährlösungen leicht und unmittelbar aus. In den Brandformen, bei welchen eine
Blüteninfection und die Infection der jungen Saatkeimliiige stattfindet, liegen weitere und
höher angepassto Formen des Parasitismus vor. Die Infections- und Brandlagerstätte sind
Aveit getrennt, es Avird die ganze Pflanze, von der in der ersten Jugend erfolgten Infection,
von dem Pilze befallen, und erst in der entA\-ickeIten Pflanze kommt die Brandlagerbildung
an den charakteristischen Stellen zur Enrivicklung und zur äusseren Erscheinung. Zwischen
Infection und Brandlagerbildung liegt eine Incubationsdauer, welche der Entwicklung der
Nährpflanze von der ersten Keimanlage oder dem Saatkeimlinge an bis zu ihrer vollen Entfaltung
entspricht, also A’on einem halben Jahre bis zu einer A'ollen Vegetationsperiode. Eine