
zubilden, welche an allen Stellen in Conidien fructificativ wurden und an einzelnen
oder aucli an dichter zusainmengestellten Sterigmen die Conidien in Reihen
massenweise abschnürten. (Fig. 17, Tafel III dieses Bds.) Die Conidien blieben
monatelang in den Kulturen unverändert liegen und zeigten auch in neuen Nährlösungen
keine weitere Entwicklung, bis sie endlich imtergingen. Nach Zusatz
von konzentrirten Nährlösungen hörte die Conidienbildung auf, und es wurden
nun grosse Mycelien gebildet, welche sich in dichten Verzweigungen über den
ganzen Kulturtrojifen erstreckten und auch zur Bildung von Luftmycelien Ubei'-
gingen. Durch Abfliessenlassen der erschöpften Nährtropfen und durch ihren
Ersatz mit neuer Nährlösung wurden filzartig verbundene Mycelmassen gewonnen,
deren graues Euftmycel in der Farbe von dem der Geminella Delastrina aufiallig
abwich. Die Mycelmassen, die nach ihrer Grösse auf dem Objektträger nicht
weiter gefördert werden konnten, wurden auch auf festes Substrat übertragen,
auf mit Nährlösung gedüngtes Brot, wo ihre Entwicklung sich fast zwei Monate
fortsetzte, ohne aber über das bisherige sterile Stadium der Mycelien hinauszukommen.
Die Weiterführung dieser Kulturen kann nur gelingen mit dem Aufwande
aller Hülfsmittel der modernen Kultnrtechnik, also mit der Ausschaltung sämtlicher
Fehlerquellen, welche mit der Länge der Zeit durch die Invasion fremder
Pilzsporen aus der Luft einzutreten pflegen. Ich bin überzeugt, dass die Wiederaufnahme
der Kulturen, die ich meinen jüngeren Kollegen ganz besonders anempfehlen
möclite, erfolgreich sein wird, wenn es ihnen gelingt, unter Ausschaltung
fremder Pilzkeime die Kulturen bis ins Unbegrenzte durchzuführen. Förderlich
für diesen Zweck dürfte es sein, gelatinirte Nälirlösungen von Pflaumendekokt
mit kalten Auszügen von getrockneten Veronica-Arten, also von den Nährpflanzen
der Geminella, herzustellen, was ich bisher noch nicht getan habe und dann
durch den kranken Zustand meiner Augen auszuführen ausser Stande war.
Niemand wird nach den hier mitgeteilten Ausführungen im Zweifel sein,
dass iu der Geminella ein Pilz vorliegt, der in seiner Chlamydospoi'enbildung
in den Fruchknoten von Veronica-Arten zwar alle äusserlichen Charaktere eines
Brandpilzes an sich trägt, der aber nach den Keimungserscheinungen der Sporen
gamichts mit den eigentlichen Brandpilzen, mit den Hemibasidii, zu tun hat, der
vielmehr auf Grund aller Analogien vorläufig nur als F u n g u s im p e r f e c tu s
zu beurteilen ist, welcher nach der Conidienbildung mit aller Wahrscheinlichkeit
als Entwicklungsglied einer Ascomycetenform anzusehen ist.
Ich habe diese Auflassung seit meinen letzten Untersuchungen von
Geminella in Münster für mich persönlich vollständig klargestellt und habe
daraufhin auch schon an den Standorten, wo sich die befallenen Nähiqiflanzen
vorfanden, nach Ascomyceten-Formen gesucht, welche möglicherweise mit der
Geminella Zusammenhängen könnten und welche in ihren Sporen die Infection
der Nährpflanzen herbeiführen. Die bi.sherigen Beobachtungen, an welchen sicli
namentlich auch mein frlüierer Diener Kappenberg beteiligt hat, sind zwar
erfolglos geblieben; sie werden es aber vielleicht nicht bleiben, wenn die Beobachtungen
in weiterem Umfange das ganze Jahr hindurch fortgesetzt werden.
Anch die weitere Möglichkeit, welche durch meine inzwischen ausgeführten
Untersuchnngen über die Ustilaginoidea Setariae angeregt wurde, habe ich nicbt
ungeprüft gelassen, nämlich die Beobachtungen, ob nicht vielleicht in den befallenen
Fruchtknoten der Veronica-Arten nach vorausgegangener Chlamydosporen-
anlage die Ausbildung von Sclerotien erfolgen möchte. Bis zum Untergänge der
befallenen Veronica-Arten sind die bekannten Standorte untersucht, aber andere
Bildungen in den Fruchtknoten in Form von Sclerotien bisher in keinem Falle
beobachtet worden. Das negative Resultat schliesst aber nicht aus, dass nicht
bei anderen, vielleicht grösseren Veronica-Formen Sclerotien zur Ausbildung
kommen, die gewöhnlicli erst am Abschluss der Periode aufzutreten pflegen.
Von den Brandsporen, welche mit unfruchtbaren Conidien auskeimen,
könnte die weitere Verbreitung des Pilzes nur in der Erwägung ausgehen, dass
von den Brandsporen Mycelien im Boden gebildet werden, welche die jungen
Keimpflanzen von Vei'onica, ähnlich wie es bei den eigentlichen Brandpilzen geschieht,
befallen und so die ganzen Nährpflanzen durchwachsen, um in ihren
Fruchtknoten die Sporenlager auszubilden. Die Infection der Nährpflanzen kann
kaum anders als im Boden erfolgen; eine ßlüteninfection ist wohl so gut wie
ausgeschlossen, und es ist auzunehmen, da die befallenen Pflanzen an den gegebenen
Standorten wiederkehren, dass entweder der Boden von den Pilzmycelien
inficirt ist oder dass in der Jahreszeit, in welcher die Samen eben anstreiben,
die höhere Fructification des fraglichen Pilzes vielleicht in Fomi einer Peziza
auftritt und die Nährpflanzen in den ersten Keimstadien mit ihren Sporen inflcirt.
Natürlich wird es von ganz besonderem Interesse sein, die höhere Fiiicht-
form des Pilzes, wahrscheinlich eines Ascomyceten, zu finden, weil hierdurch die
Tatsache festgestellt wäre, dass in dem Entwicklungskreis dieses Pilzes eine so
auffällige und charakteristische Chlamydosporenbildung auftidtt, wie wir sie bei