
I ’
Sjiitze her, aiisbildet, und von einer besondei-en inechaiiiscbeii Art des Vor-
dring-ens der Keime in diesen Anlagen kann von vornberein niclit die Rede sein.
Im naturliclien Einklänge mit dieser Art des Eindringens der Infectionskeime
nnd mit ihrer Wirksamkeit, vorzugsweise von den Vegetatioiisspitzen ausgehend,
steht nnn auch die weitere Tatsache, dass wir die vegetativen Zustände der Farasiten
in den älteren Teilen der Kährpflauzen, die sich durch Streckung ver-
grössert nnd verlängert haben, nur in be.scheideneni ITmfange aiitreffen. Die
Nährpflanzen sind nicht angeflillt mit den Bildungen des Parasiten; diese finden
sich vielmehr nur in Sjiiireii an einzehien Stellen in den älteren Teilen der
Nährpflanze vor, nnd es ist dem Parasiten eigentüinlich, erst dann zn weiteren
nnd reicheren vegetativen Bildungen in den Nälirpflanzen überzugehen, wenn die
Stätten zur Anlage gekommen sind, an welchen die Brandlager, verschieden nud
charakteristisch für die einzelnen Formen allein, znr Ausbildung gelangen können.
(Man vergl. hierzu Text nnd Abbildungen im XI. Bd. d. W.)
Die entwickelte Pflanze ist, wenn die Infectionskeime bis zur Vegetations-
S])itze vorgedrungen sind, in allen Anlagen, die von dieser ausgehen, von dem
eingedrungenen Infectionskeime infizirt, aber nur in sehr bescheidenem Umfange
so lange, als die Vegetationsstätteii noch nicht angelegt sind, in welchen allein
die Brandlager sich ausbilden kömien. Untersucht man nmi anatomisch die
Nährpflanzen auf das Vorhandensein der Infectionskeime iii ihren Geweben, so
trifft man diese, wenn die Streckung der Pflanze vollendet ist, nur an wenigen
Stellen, gleiclisam in Resten an, die hier einer direkten weiteren Entwicklung
entzogen sind nnd die zu einer Ausbildung von Brandlagern nicht gelangen
können, weil diese immer nur anf ganz bestimmte SteRen beschränkt ist. Bei
Pflanzenfonnen mit stark gestreckten Internodien kann selbst die mühsamste
Untersiiohimg in diesen nur Spuren von infectionskeimen zur sicheren Erkenntnis
bringen. Etwas günstiger gestalten sich die Resultate, wenn die internodiale
Streckung eine geringere ist und auch in diesen Fällen sind es vorzugsweise die
K n o t e n nnd ihre nächste Umgebung, welche in ih r e n iia r e n c liym a t is c h e n
G ew eb en die R e s te d e r P a r a s i t e n in den Z e l le n b e rg e n . Macht man
liier die geeigneten Quer- nud Längsschnitte, so trifft man Stellen an, in welchen
die einzelnen Pareuchymzellen ganz mit Pilzmycelien angefüllt sind. (Fig. 7,
la f. I im XI. Bd. d. W.) Diese sind zur Sterilität verurteilt, weil an den Stellen,
wo sie sich vorfinden, Brandlager niclit ansgebildet werden können. Zweifellos
lässt sich aber feststellen, dass die Mycelien in den Zellen lebendig geblieben
1 . .
sind und dass sie ebenso in den Zellen fortleben, wie wir es bei den in der
Blütezeit befallenen Samen in allen Teilen des Embrios beobacliten können.
Wenn Avir beispielsweise die Nährpflanzen a' o i i den Flugbrandforinen unserer
Getreide von dem Sorglium- und Hirse- und dem Setariabrande näher untersuchen,
treffen wir immer in den Knoten die Alyceben der Infectionskeime an,
bald nur in Andeutungen, bald besonders reichlich und oft die ganzen Zellen
ausfüllend.
D ie s e v e g e t a t i v e n Z u s tä n d e in d en K n o ten sind zwar unter gewöhnlichen
Verhältnissen zur Sterilität verurteilt und gelangen nicht zur weiteren
Entwicklung, sie gehen an den jährlichen oberirdischen Trieben der Nährpflanzen
zu Grunde in der Zeit, wo diese bis zum Herbste abzusterben pflegen. Alan hat
es aber in seiner Gewalt, die Entwicklung dieser zur lebenslänglichen Gefangenschaft
und Sterilität verurteilten Alycelien zu neuer Entfaltung zu bringen, Avenn
man die befallenen Pflanzen, sobald der Brand in dem obersten Blütenstande
festgestellt ist, Uber dem dritten Knoten absclmeidet und mm hierdurch der
Pflanze zur Anlage von axillären Sprossen die A^eranlassiing gibt. Jetzt Averdeii
diese neuen Sprosse an dem Umfange der Knoten angelegt, und dies geschieht
so, dass die parencbymatiscben Gewebe in Teilungen übergehen, neue Vege-
tationspunkte bilden, ans welcben die Seitensprossuugen sich entwickeln. Jetzt
haben die in den parenchymatischen Zellen eingeschlosseuen Alycelien des Parasiten
die Alöglichkeit, in die neuen Vegetationsanlagen mit ihren jungen Geweben
vorziidringen und ganz so, als ob sie am Keimlinge eiiigedrungen Avären,
diese sekundären Triebe zu inflciren und weiterhin brandig zu machen. Am
besten eignete sich für e x p e r im e n t e l l e V e r s u c h e d i e s e r A r t die grosse
Sorghumiiflaiize, S. saccharatum, Avelche geAvöhnlich keine axillären Spros.se aus-
biidet, welche aber sogleich znr Bildung dieser d'riebe übergeht, wenn nur der
Kopf der Pflanze unter den obersten Internodien früh genug abgeschnitten wird,
ich habe diese Versuche an inficirten Pflanzen im Grossen sclion vor mehr als
20 Jahren in Alünster gemacht und feststellen können, dass die in der Alelirzahl
auftretenden axillären Triebe nun fast alle brandig Avurden, und dass die Brand-
erscheinuiio-eii hier von den Alycelien berrühren, Avelche, in den parenchymatischen
Geweben der Knoten sonst zur Sterilität verurteilt, aber nun hier zur neuen
Entwicklung veranlasst werden.
Ich habe die erwähnten Versuche sogar nach einer besonderen Richtung
hin Aveiter verfolgt und neue und interessante Resultate feststellen können. Wenn