
!i
* I
i
I :
i
■I'
Qualitäten kommt die Bedeutung der Bakterien für die Praxis des Lebens und
namentlieli aucb für die Landwirtschaft im engeren ganz besonders in Betracht. —
Als Erreger der Fäulnis und anderer Zersetzungen in organischen Substanzen
macht sich die Wirksamkeit der Bakterien überall in der Natur, meist mit üblen
Gerüchen, bemerkbar und nimmt die Aufmerksamkeit der Hygieniker iu erster
Linie in Anspruch.
Erwägen wir die hier kurz hervorgehobene B e d e u tu n g d e r B a k t e r i e n
in p a th 0 10 g is c h e r , z y m o te c h n is c h e r , 1 an d w ir t s c h a f 1 1 i ch e r und
h y g i e n e r B e z i e h u n g , so tritt der Fortschritt, der in der Kenntnis der
Bakterien auf der Grundlage der Gelatinekultureii für die Isolierung uud Wirksamkeit
der einzelnen Formen gewonnen ist, in das hellste Licht.
Als Parasiten treten die Bakterien bei den I’flanzen nur in vereinzelten
Fällen auf. Es ist bis dahin ein einziger Fall mit Sicherheit festgestellt worden,
bei welchem die Bakterien in den geschlossenen Pflanzenkürper eindringen. D ie
A n s c h w e llu n g e n in d en W u r z e ln d e r L e g u m in o s e n werden durch die
Fonnen von R h i z o b i e n verursacht, welche in noch unbekannter Art vom
Boden aus in die Wurzeln eindringen, in den parenchymatischen Geweben der
Wurzeln vegetieren und hier durch die Vergrosserung und Vermeiirung dieser
Zellen die Erscheinung der gallenähnlicheu Wurzelanschwellungen verursachen.
Es ist durch H e l l r i e g e l ‘) sicher nachgewiesen, dass diese Rhizobien in deu
Wurzelanscliwellungen bei den Leguminosen eine Assimilation des freien Stickstoffes
der Luft zu veraiitteln vermögen. Es liegt hier d e r a u s g e p r ä g t e s t e
F a l l e in e r s ym b io t is c h e n E r s c h e in u n g im Pflanzenreiche vor. Die ein-
gedrungeneii Pilzkeime®) werden von ihren Wirten ernährt, und umgekehrt verHellriegel
und AVilfosthe, Untersuchungen über die Siiekstof&iahrung der Gramineen
und Leguminosen. 1888.
*) Ü b e r d a s E i n d r i n g e n d e r R h i z o g i e n k e im e in d ie N ä h r p f l a n z e n b e f
in d e n w i r u n s b i s d a h in in v o l l s t ä n d i g e r U n k e n n t n i s . Da die Rhizogien nicht
dm-ch Spitzenwachstum wachsen, so \rird es schwer, sich von dem selbständigen Eindringen
der Keime in die Nährpflanzen eine Vorstellung zu bilden. Es ist hiei-bei auch nicht aus-
gesclilossen, dass noch Insekten mitwirksam sind, und dass diese mit ihren Stichen in die
AALirzeln die Pilzkeinie einführen. Die AVurzelknöUchen mit ihren Gewebewucherungen, die
in sämtlichen Zellen von den Pilzkeimen angefüllt sind, erinnern an Gallenbildungen bei
anderen Pflanzen. Nichts könnte interessanter sein, als wenn die Erscheinuugen der
Symbiose dm-ch die Rhizobien sich noch gar zu einer Triple-Alliance durch die Mitwirkung
von Insekten steigern sollten.
mitteln die Pilze, in den Wirten lebend, die Assimilation de.s freien Stickstoffes,
der weiterhin ilirer Ernährung zugute kommt. Weder die Rhizobien, aus den
Wurzelaii.schwelluugeu isoliert und kultiviert, noch die Legnminosenpflaiizeii für
sich lebend, vermögen den freien Stickstoff der Luft nachweislich zu as.similieren;
nur in dem Zusammenleben beider wird die Überführnng des freien Stickstoffs
in chemische Verbindungen vermittelt, die leider trotz aller eingesetzten Untersuchungen
bis dahin nicht aufgeklärt ist, aber als sicher erwiesene Tatsache
hingenommen werden muss.
In d en w e it e r e n F ä l l e n v o n K r a n k b e it s e r s c h e in u n g e n b e i den
P f la n z e n , d ie d u r ch B a k t e r i e n v e r u r s a c h t w e r d e n , s in d n a c h w
e i s l i c h W u n d s t e ll e n , a ls o V e r l e t z u n g e n , d ie E in g a n g s o r t e fü r
d as E in d r in g e n d e r B a k t e r i e n in d en P f la n z e n k ö r p e r . Sie töten
häuflg, wohl durch enzymatische Wirkung, die von ihnen berührten Gewebszellen
und können auch, bis zu den Leitbündeln vorgedrungen, in den leitenden
Elementen dieser Bündel durch die Pflanzen vertrieben werden, um an anderen,
fern gelegenen Stellen ihre zersetzende AA’irksamkeit auszuüben.’)
Schon bei den Bakterien kommt in hervorragender Ausbildung die enzymatische
AATrkung ihrer Keime zur Geltung, ganz besonders, wenn sie olme die
Alitwirkung des freien Sauerstoffes vegetieren, also anacirob leben. AVir können
hiernach auch bei den Bakterien Formen mit aerober und mit anaörober Lebensweise
unterscheiden. — AA'eiterhin sind auch Formen bekannt geworden, welche
die Fähigkeit haben, aus der Oxydation von Schwefelwasserstoff, Stickstoffwasserstoff
resp. Ammoniak und Eisenverbindungen die Energiequellen zu schöpfen, welche
sonst durch die Oxydation des Kohlenstoffs bei der Atmung gewonnen werden.
Es sind dies die sogenannten Schwefel-, Eisen- etc. Bakterien.
In rein m o r p h o l o g i s c h e r B e z i e h u n g bieten die Bakterien n a c h
ih r e r e i n f a c h e n F o r m b i ld u n g u n d d e r s t e r e o t y p e n A r t ih r e r
T e i l u n g u n d V e rm e h r u n g w e n i g B em e r k e n sw e r t e s dar. Auch mit
den stärksten Vergrösserungen ist über die Structur ihrer Zellen eine befriedigende
Aufklärung noch nicht gewonnen worden, ebensowenig über ihre ßewegungs-
’) Von Erwin Smith sind die diesbezüglichen Bakterienkrankheiten in einer grossen
Abhandlung zusaminengefasst worden: Bacteria in relation to plant diseases (Carnegie
Institution) Washington 1905.