
HrmidbouleTi, welche raiter Umstünden den ganzen befallenen Kolben bis zur
Grösse eines Kiudkopfes ansoliwellen lassen.’) Es zeigte sioli bei weiteren
Infectionsversudien, dass immer nur die allerilingsten Gewebe den Infektions»
keimen znganglicli sind, dass aber der Parasit streng lokalisirt bleibt auf die
Stelle, an welcher er in die Gewebe eiiigedrnngen ist. Schon nach der Frist
von 14 Tagen tritt an dieser Stelle in der voransgegangeneii Gewebewiicherung
die Bildung von Brandsporen ein. Dieselben Stellen in schon etwas fort-
gescliritteiiem Zustande mit schon erliarteten Geweben sind dem Wirken des
Filzes nicht mehr zngänglicli; er dringt wohl ein, erzeugt aber weder Gewebe-
wiichermigen noch Brandbeuleii. Die Empföiigliohkeit bei dem Mais für die
liifectionskeiine ist in allen von aussen zngängliclieii, genug jungen Gewebe-
anlageii gegeben.
B e i d e r g r o s s e n M a i s p f la n z e l i e g t d em n a c li die S a c h e g a n z
a n d e r s w ie b e i d em H a f e r u n d b e i d e r H i r s e . Diese bietet in den verschiedenen
Lebensstadieii in ihren von aussen ziigäiiglicheii Vegetatioiisspitzen
mit ihren jungen Blattanlagen, den jungen Achsen in den nachträglich angelegten
adventiven Wurzeln, den weiblichen Blütbenkolben etc. den Pilzkeimen
junge Gewebe dar, welche beim Hafer und der Hirse nach aussen abgeschlossen
lind den Infectionskeimen imziigänglich sind. Hierin liegt es, dass die junge
Maispflanze nicht an dem jungen Saatgut, sondern an der e n tw i c k e l t e n
P f l a n z e von den Infectionskeimen befallen wird. Der eingedrungene Parasit
bleibt hier streng lokalisirt auf die eiiigedrungeneii Stellen nnd jede der Infectioii
zugängliche Stelle in den jungen Blättern, Bllithen, Achsen und Wurzeln muss
für sich iiificirt werden, wenn eine Braiidbeule entstehen soll, die immer schon
nach längstens drei Wochen zur Ersoheiniiiig kommt.
Die Aetiologie des Beulenbrandes ist demnach gnindverschieden von den
beiden fi-ühereii Fällen und nicht minder abweichend ist auch die Art, wie in
der Natur die Infectioii erfolgt. Die Brandsporeii, die in Wasser nicht aiis-
keimeii, erzeugen in saprophytischen Substraten, in hiiiniisreichen nnd gedüngten
Böllen ganz ähnlich wie in den durchsichtigen Nährlösungen llefencomdien.
Diese Hefenconidien gehen sehr bald in ihren Sprossungen in Liiftconidien über
lind die L i i f t c o n id i e n ’) sind es, welche leicht verti-eibbar durch die Luft,
’) Man vergleiche die Äbbüdungen aut den Tafeln I II—V des XI. Bandes.
*) Siehe die Figuren 1—9 aui Tafel I I des XI. Bandes.
ohne jede Schwierigkeit zu den einpfäiigliclieii Stellen der Nälivpflaiize gelangen,
an welchen wir die Braiidemcheimmgen beobachten. Wiederum sind es hier die
bei saprophytischer Eriiälmuig erzeugten Conidien und zwar speciell die Luft-
conidien, welche die Infectioii in der Natur ausfüliren. Säiiimtliche Maispflanzen,
welche zu den Infectionsversuchen herangezogeii waren, wurden aii.snalmi.slos
brandig, wenn die Infectioii nur richtig ausgefuhrt war.
Mit diesen Ilesiiltaten erreicliten die Versuche, soweit sie in dem 12. Bande
dieses Werkes iifltgetlieilt sind, zunächst ihr Ende. Es wurden in den weiteren
Jahren einmal zur Erhaltung des Braiidmaterials, dann auch für die Zwecke des
Unterrichts die Infectionsversuche alljährlich wiederholt und hierbei eine Aiizalil
nebeiiläiifiger Eesultate gewonnen.
Die bei dem Maisbrande gemachten Erfahrungen, dass die Empfänglichkeit
der Nährpflaiize nicht, wie man das blslier aimahni, anf die eine Stelle des
jungen Keimlings beschränkt bleibt, sondern schon hier an den verschiedensten
Stellen der entwickelten Pflanze wiederkehrt, und dass namentlich die jungen
Bllithen der weiblichen Kolben für sich für die Iiifectiouen von aus.seii zugänglich
sind, führten von selbst auf den iiaheliegetideii Gedanken, ob dieser Fall
von Blütheninfection, wie er beim Maisbraiide mm erwiesen ist, bei diesem allein
bestände. Es sind offenbar die jungen Gewebe der weiblichen Blüthen, der
Fruchtknoten, welche hier beim Mais direct befallen werden können, und bei
unbefangener, vergleichender Benrtheiluiig stellt nichts der Annahme entgegen,
dass nicht auch bei den übrigen, von Brandpilzen bewohnten Nähi-pflanzeii die
Fruchtknoten mit Griffel und Narbe der Infectioii zugänglich sein sollten. SM
bestehen ja auch aus jungen Geweben, welche von den Infectionskeimen frei in
der Luft befallen werden können, wie die Fruchtknoten der weiblichen Blüthen-
kolbeii beim Mais. Sie sind, wenn nicht etwa Kleistogamie in den Blüthen vorliegt,
von aussen den Infectionskeimen zugänglich, soweit dieselben durch die
Luft vertrieben werden. Es ist hier ohne Zweifel eine zweite Iiifectionstelle
gegeben, die bis dabin ganz unbeachtet geblieben ist und es bleiben musste, so
lange man die Aetiologie des Beulenbraiides beim Mais noch nicht kannte. Aus
diesem Grunde war es möglich, dass die bisherige Auffassung, nach welcher die
ju n g e n K e im l in g e d e s S a a t g u t e s a l l e in v on den B r a n d k e im e ii in -
f i c i r t w e r d e n k ö n n t e n , und dass darüber hinaus die eiitwdckelteii Pflanzen
gegen die Infectioiiskeime immun seien, eine fast dogmatische Gültigkeit erreichen
konnte. Es trifft dies auch ohne Zweifel zu, soweit es sich um den vegetativen
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