
Diese i^'oriu der Kultur auf Obiekttriigej'ii hat den Voivuig, dass inan in
jedem Augenblicke mit dem IMikroskop beobachten kann, ob die Keimung eiu-
getreten ist oder noch niclit. Die kurze Beobaclituiigszeit schadet der weiteren
Kultur der Sporen im feuchten Kaume unter einer Glocke- nicht im mindesten.
Bei deu in W a s s e r le b e n d e n S a p r o l e g n ia c e e n , welche in der
einen Hälfte auf Insektenleibern, in der anderen Hälfte cler Formen auf beliebigen
vegetativen Substraten unter Wasser leben, muss die Aufbewahrung der
Oosporen bis zu ihrer Keimung unter den gleichen Verhältnissen erfolgen, in
w'elclien sich diese Sporen auch in der Natur befinden. Sie werden unter \ \ asser
gebildet und bleiben bis zu ilirer Keimung unter Wasser. Wir müssen also die
Oosporen auch während ihrer Ruhezeit, namentlich während der Dauer des
Winters, unter Wasser an einem kühlen Orte belassen und daun im Frühjahr,
wie es sieh schon mit starken Lu])en leicht beobachten lässt, den Eintritt der
Keimung im Wasser verfolgen. Ich habe so die Keimung der Oosporen von
verschiedenen Formen der S a p r o l e g i i ia und der A c h ly a mit aller Sicherheit
beobachten können. — Dasselbe Verfahren ist aber auch, notwendig bei den
Formen der U s t i l a g in e e n , -welche auf Wassei'pfianzen Vorkommen, z. B. der
Form von D o a s s a iis ia . IMan belässt die von deu Pilzen befallenen Pflanzenteile,
z. B. von A lism a und S a g i t t a r i a , in welchen sich die grösseren Fruchtkörper
mit den Brandsporen vorfinden, unter Wasser oder legt sie in recht
feuchtem Sande an einem kühlen Orte im Keller aus. Die in den Anfängen des Frühjahres
aus dem Gewebe leicht befreiten Sporenhaufen lässt man weiter im Wasser,
bis, so mit der Lupe leicht verfolgbar, die Keimung des fest zusammen geschlossenen
Sporenhaiifens eintritt. Sie erfolgt unter Wasser und zwar so reichlich,
dass der Sporenhaufen von den sämtlich anskeimenden Sporen resp. den Conidien,
wie von einem Schimmelbelag dicht eingehüllt ist.’)
ln allen bisher besprochenen Fällen handelte es sich um S p o r e n b i l -
d u n g e ii u n d d e r e n K e im u n g in blossem Wasser. Es gibt aber auch eine
Anzahl von Fällen bei höheren Pilzen, b e i d en A s c om y c e t e n u n d d en
B a s id io m y c e t e n , wo F r u c h t k ö r p e r a n l a g e n , bis zu einem bestimmten
Punkte gefördert, e in R u h e s ta d ium d u r c hm a c h e n , n a ch d e s s e n Ü b e r w
in d u n g d ie s e F r u c h tk ö r p e r in b lo s sem W a s s e r ih r e E n tw i c k e lu n g
’) Die näheren Einzelheiten sind in meiner Abhandlung Doassansia im XII. Teile
d. W. einzusehen.
b is zum v o l l e n d e t e n A b s c h lü s s e f o r t s e t z e n . Bildungen dieser Art liegen
bei den Ascomyceten, z. B. in den Fruchtkörpern von P é n i c i l l iu m g la u c u m ,
vor, welche, bis zu ilirer vollen Grösse fortgeschritten, vom mütterlichen Organismus
abgetrennt werden, einen Dauerzustand in Sclerotiumform durcliniacheii,
um weiterhin nach geeigneter Aufbewahrung auf feuchten Substraten unter der
MithUlfe von blossem Wasser die Entwickelung fortzusetzen und mit der Au.s-
bildung von Ascenfructificatioii abzuschliessen. leb habe diese Sclerotien, die
bis dahin niemals beobachtet wurden, durch günstige Kultur in den geeigneten
Substraten, die ich weiterhin noch ausführlicher beschreiben werde, in
grossen Massen gewonnen und die P H itw ic k e ln n g s g e s c h ic lit e d e s P é n i c
i l l i u m erschöpfend aufgeklärt.’) Die gewonnenen Sclerotien in der Grösse
eines Nadelkopfes werden, wenn ilir Reifezustand eingetreten und damit ihre
Lostrennung von Substraten leicht möglich ist, mit aller Vorsicht gereinigt, dann
eine kurze Zeit noch in reinem Wasser aufbewahrt und schliesslich auf sterilisiertem
Fliesspapier in einem verdeckten Uhrglase ausgelegt. Die Keimung der
Sclerotien tritt nun nach 8—10 Wochen mit aller Sicherheit ein. Zentrale
Fäden im Inneren des Sclerotiums beleben sich wieder, treiben fädige Seitensprosse
und bilden sich, von den umgebenden sterilen Gewebezellen des Sclerotiums
ernährt, zu Askenketten aus, welche schliesslich zerfallen, durch Auflösung
der Askenwände die S])oren freiniachen, die endlich das ganze Innere des Sclerotiums
bis auf seine verkorkten äusseren Wandschichten anfüllen.
Die für die Entwickelung der Fruehtkörper von Pénicillium festgestellten
Tatsachen entsprechen den Erfahrungen, soweit sie bis jetzt Uber die Entwickelung
der grossen Fruchtkörper der Tuberaceen, also der Trüffeln, voiTiegen.
Die in der Erde aufgefundenen Trüffeln entwickeln sich im Innern zu Ascen
bildenden Hyphen aus, welche das innere Gewebe des Fruehtkörpers verzehren.
Im Reifezustande füllen die Ascensporen nach Auflösung der Ascen die Fruchtkörper
bis auf die äussere verkorkte Peridie aus, wie es bei dem allverbreiteteii
E la p h o m y c e s leicht zu konstatieren ist. Die Sporenreife der Fruchtkörperanlagen
vollzieht sich in allen Fällen unabhängig von den Mycelien, an
1) Die Entwickelungsgeschichte von Pénicillium, die Anlage von Sclerotien und deren
Auskeimung zu Ascusfrüchten auf feuchtem Substrat ist in dem II. Teile d. W. ausführlich
beschrieben und abgebildet.