
gestellt hatte. Nur der hellere Kei-n dev Fruchtknoten war mitunter grösser als
früher, zeigte aber bei näherer Untersuchung nichts Anderes, wie ein dichtes
(Teflecht von fettreichem Pilzmycel, welches nach Aussen zur hymenialen Schicht
und zur Bildung der Brandsporen überging. Die Brandsporen werden bei dem
Heisbrand in einer ähnlichen Weise angelegt wie bei den Formen von Anthracoidea
und die Ausbildung der Brandsporen, in zentripetaler Richtung fortschreitend,
liess sieh in allen Übergängen deutlich verfolgen (Fig. 5 auf Tafel III
dieses Bandes). Nach Aussen fanden sich die dicken Lager reifer, schwarzer
Brandspo]-en vor, w-elche, näher dem inneren Kerne, in weniger gefärbte Siioren-
massen übergingen, an die sich dann die jüngsten Zustände anschlossen. Eine
Bildung der Sporen in Reihen war in allen Eälleii ausgeschlossen, nur Scheinreihen
liessen sieh auf kurze Strecken beobachten, und nach der Art der S})oren-
bildmigen an und auf den Fäden konnte schon von vornherein eine bestimmte
und regelmässige Anordnung nicht in Betracht kommen.
ölit den vorbezeichneten Einzelheiten war das Ende der Untersuchung
erreicht. Es gab nur noch eine Möglichkeit, sie fortzusetzen, nämlich die ßrandsporen
auf die blühenden Rispenstände der Reispflanzen zu übertragen. Ich
habe auch diese Versuche im Gewäehshause mit aller Vorsicht ausgeführt, aber
keinen Erfolg erreicht, weil das Material der Reispflanzen bei uns in Gewächs-
liänsern gezogen, für Versuche dieser Art nicht so geeignet ist, wie die Nährpflanze
an ihrem natürlichen Standorte. Die mit dem Pulverisator inflcirten Reispflanzeii
zeigten nachträglich keine deutlichen Brandlager, aber auch keine ausgiebige
Fruchtbildung an den gesunden Pflanzen. Es müssen Versuche dieser
Art in wärmeren Klimaten, wo die Reispflanze einheimisch ist, wiederholt
werden.
Noch ehe die Versuche mit dem Reisbrande ihren vorläufigen negativen
Abschluss erreicht hatten, erhielt ich durch A. Möller aus Brasilien, Ende des
-Tahres 1894, eine Hirseform zugesandt, welche in den grossen weitsparrigen
Rispen Brandlager auf den Früchten aufwies. Es waren in einer Rispe bis 30
und mehr Früchte von dem Pilze befallen, welche um das Vielfache grösser erschienen
als die gesunden Bildungen, wie es die Photografien auf Tafel II dieses
Bandes anschaulich zeigen. In der äusseren Erscheinung verrieten die befifllenen
Evüchte eine sofort auflallige Übereinstimmung mit dem Reisbrande. Die Brandsporen
hatten dasselbe grünlich schwarz schillernde Ansehen, sie waren auf der
Reise schon zu einem Teil von den Früchten abgerieben und über den ganzen
Rispenstand als schwärzlicher Staub verbreitet. Die Brandsporen hatten dieselbe
Grösse und runde Form wie beim Reisbrande, auch dieselbe grünlich schwarze
Masse haftete ihrem Exospor an, welches hierdurch besonders rauh erschien.
Schon bei der Untersuchung der Sporenanlageii in dem Fruchtknoten durch
Längsschnitte stiess ich auf einen so soliden festen Kern (Fig. 1 u. 2 auf
Tafel III d. Bds.), wie ich ihn im Innern des befallenen Reisbrandes nicht an-
getroffen hatte. Ich entfernte von anderen Früchten durch Abwaschen die
Brandsporeiimassen und stiess nun auf einen schwarzen Kern, der sich bei näherer
Untersuchung als ein normal ausgebildetes Sclerotium erwies, welches nach Aussen
an seiner ganzen Obeidläche von dicken Schichten der Brandsporen auffällig
bekleidet und verdeckt war. In einzelnen Fällen waren die Brandsporen so weit
abgerieben, dass die harte Sclerotienmasse, um das Vielfache grösser als die
Fruchtkörner, frei zu Tage trat (Fig. 6 auf Tafel III). Auf feinen Schnitten
in Fig. 3 zeigten die Sclerotien den Bau von Dauermycelien, wie er aus den
zahlreichen Fällen von Sclerotienbildung bei Ascomyceten und bei Basidiomyceten
bekannt geworden und in den verschiedenen Bänden dieses Werkes dargestellt
ist. Der Kern war von dicht gewebeartig verscblungeneii weissen Fäden gebildet,
deren Verlauf sich bei der starken Membranverdickung selbst auf kurze Strecken
kaum noch unterscheiden liess. Den weissen Kern umkleidete eine äussere cuticu-
larisirte und schwarze Gewebeschicht aus mehreren Lagen stark verdickter Zellen.
Der neue Fund der Sclerotien bei dem Hirsebrande ans Brasilien, der in
allen äusseren Erscheinungen seiner Brandlager mit dem Reisbrande vollständig
Ubereinstimmte, versetzte mich in eine freudige Aufregung, und ich wandte mich
sofort um weiteres Material für die Untersuchung und namentlich, um die
Keimung der Sclerotien zn sichern, an DIöller, der aber inzwischen von Brasilien
nach Berlin ziirückgekehrt war. Er entsaini sich noch genau der Fundstätte,
berichtete hierüber seinem vortrefflichen Onkel Fritz Müller mit der Bitte, an
mich direkt, so weit es irgend möglich sei, ausgiebiges Dlaterial von dem neuen
Pilze, so frisch als möglich, zu übersenden. Der Aufti-ag hatte den günstigsten
Erfolg, und ich erhielt, begleitet von einem liebenswürdigen Schreiben Fritz
Müllers, sclion nach drei Monaten eine prachtvolle Sendung von den befallenen
Hirsepflanzen,') die in jeder Rispe eine grössere Anzahl von Sclerotien anfwiesen,
’) Die Hirse, die Näbrpflanze des Pilzes, wurde, durch Vermittlung des Prüf. Aschei-son
in Berlin von Dr. Pilger am botan. Museum, der früher in Brasilien Avar, als Panicum
(Setaria) Grus Urdeae Willd bestimmt.