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Ascensporen, welche nach ihrer Ausbildung kaum Cytoplasma im Ascus zurück-
lassen, frei werden. Das Endresultat ist eine Peridie mit den zahlreichen, frei
gewordenen A.scensporen’). Aus den Ascussporen gehen wieder Mycelien hervor,
welche neben den Perithecien noch eine sehr hoch entwickelte N e b e n -
fr u c h t fo rm in C o n id i e n erzeugen. Es sind dies einzellige Frnchtträger,
welche in die Luft wachsen, oben kugelförmig anschwellen und an der ganzen
Fläche Sterigmen gleichzeitig erzeugen, welche Conidien nicht einmal, sondern
wiederholt. Ln la n g e n R e ih e n in centripetaler Folge abschnüren. Die wiederholte
Bildung von Conidien in reihenförmiger Anordnung treffen wir hier zum
ersten Male an. Bei A s p e r g i l l u s r e p e n s werden in concentrierten Nährlösungen
und auch festen, nährstoffreichen Substraten fast nur Perithecien gebildet.
In dUimen Nährlösimgen liberwiegt die Ausbildung der Conidienträger,
welche aber bei den einzelnen Formen von Aspergillus, z. B. von A. ri ig e r ,
A. f l a v u s , A. f u m ig a tu s , A. ü r y z a e etc., auf fast allen Formen des Substrates
die weitaus vorheiTschende Fruchtform ist. Bei A. flavus, A. fumigatus
und A. üryzae sind die Perithecien sogar noch nicht einmal mit Sicherheit gefunden.
Wahrscheinlich liegen hier südliche, an warme Klimate angepasste Pilzformen
vor, ebenso auch von A. niger, bei welchen es immer nur gelingt, in
den warmen Monate)) Juli und August Fruchtkörperanlagen zu gewinnen, die
aber leider keine normale und abgeschlossene Entwicklung zeigen. Wahrscheinlich
wird es möglich sein, mit Hülfe höherer Temperaturen in den Thermostaten
die Bildnng der Perithecien und damit die geschlo.ssene Entwicklung dieser Pilz-
’) Die Angaben über die Entwieklung der Perithecien von Eurotium-Äspergillus
finden sich in den Beiträgen von de Bary und Woronin Heft III. — Die Beobaclitungen
sind in Jeder gut gefühi-ten Objectti-Ugerkultur mit Leichtigkeit in allen Stadien der Entwicklung
an den zalih-eichen jungen Fruchtanlagen auszuführen. Dio Differenzierung des
Initialiadens in die iertile, schraubenfömiige Spitze, die zuerst entsteht, und in die sterilen
Fäden, welche an der Basis der Schraube entspringen und diese umwachsen und einscldiessen,
ist hier in der einfachsten und anschaulichsten Weise gegeben. Die sterilen Fäden um-
schliessen nicht einseitig, sondern allseitig den fertilen Initialfaden, und hierdurch kommt der
geschlossene Fruchtkörper zu Stande, iu dessen Innerem sich später die frnctificierenden Ascen
aus dem Initialfaden, auf Kosten des sterilen Gewebes, ausbilden. — Die Übereinstimmungen
in der Anlage der Äscusfruclit mit den homologen, carposporangischen Bildungen bei den
Zygomyceten, namentlich bei Mortierella, sind so klare und natürliche, dass sie hier keiner
weiteren Ausfühi-ung bedüifen.
formen zu en-eichen, wie schon im ersten Teile des vorliegenden Bandes angegeben
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Zweifellos bestehen hier neben der Ascenfructification in Perithecien (Jo-
i i id i e n t r ä g e r v o n e in e r h o h e n D i f f e r e n z i e r u n g f o r t E s f r a g t s ic h ,
w o h e r d ie s e C o n id i e n f o n n e n k om m en k ö iD ien ? Von der Ascus-Frncti-
iication in den Perithecien können sie ui. E. nicht abstamnien, wie wir dies für
die Conidien bei de)i Hemiasci nnd namentlich anch in der ßasidiomycetenreihe
nachweisen konnten. Sie müssen also einen anderen Ursprung haben. — Ich
möchte glauben, dass hier die Erwägung eine Berechtigung hat, dass diese
Formen der Ascomyceten mit so hoch entwickelten Conidien sich ableiteii können
von carposporangischen, niederen Pilzen, bei welcben neben den Sporangien
schon die Fructification in Conidien ansgebildet ist Wir haben Formen dieser
Art bei den isogam differenzierten, niederen Pilzen, z. B. bei M o r t i e r e lla -
P o l y c e p h a la , bei welcher Conidien- und Chlamydosporeji neben den carposporangischen
Sporangienträgern anftreten. Anch bei anderen Formen, z. B.
C h o a n e p h o r a , sind Conidien neben den Sporangien sicher festgestellt®)
Eine, zw e i t e F o rm der Perisporiaceen ist in P é n i c i l l iu m g la u c um
gegeben, dem Schimmel-Catexocheii, der wegen seiner ubiquistischen Verbreitung
im Volksmmide immer als selbstverständlich gemeint wird, wenn vom Schimmel
die Rede is t D ie C o n id i e n t r ä g e r h a b e n h ie r d ie F o rm e in e s P in s e l s
mit relativ bestimmten Auszweigungeu der Spitze, auf welcher die Conidien in
Reihen abschnürender Steilgmen gebildet werden. Diese Conidienträger in Pinsel-
foi-m waren die einzige bekannte I ’ruchtform dieses Pilzes, der wegen seiner
ungeheuren Verbreitung und wegen seiner leichten und schnellen Entwicklung
1) Mit der bevorzugten Ausbildung der Conidienfi’uctitication steht die l a n g e K e im f
ä h i g k e i t d e r C o n id ie n in harmonischem Zusammenhänge. Die Conidien bewahren
jahrelang ihre Keimkraft. Sie keimen bei A. niger noch nach 5 Jahren, aber freilich etwas
verlangsamt, aus. Die schwere Benetzbarkeit, mitunter noch durch Rauheit der Sporen verstärkt,
mag hierbei günstig mitwirken.
ri Die Conidien von Mortierclla-Polycephala habe ich schon im Jahre 18ü9 festgestellt.
Sie sind dann von van Tieghem (Recherches sur les Mucorinees, ann. sc. nat.) im
Jahre 1878 abgehildet und beschrieben, ehe ich nach dem Kriege Zeit fand, meine schon
fertigen Arbeiten mitzuteilen. — Die Gattung Choanephora in den Blüten von Hibiscus ist
von Cunningham in Indien (Transactions of the Linuean Society of London, Second Series
1879) aufgefunden und unabhängig von ihm auch von A. Möller in Brasilien, Phycojnyceten
und Ascomyceten, Untersuchungen aus Brasilien, Jena 1901.