
Bei der U s t i la g o K u h n e a n a a u f R um e x A c e t o s a , welche auf den
Ihisenplittzen des Schlossgartens in AlUnster allverbreitet Avar, stellte sich im Verlaufe
der Aveiteren Kultur heraus, dass schon im folgenden Jahre die ßranderscheinungen
nicht mit Regelmässigkeit wiederkehrten und dass sie nach
längstens drei Jahren gänzlich erloschen waren und nur gesunde Pflanzen aus
den Trieben der kranken und befallenen hervorwuchsen.')
Bei U r o c y s t i s V io la e konnten an den angepflanzten kranken Veilchen
von V io la o d o r a ta nur spärliche, brandige Stellen beobachtet werden, die nach
drei Jahren gänzlich verschwunden waren.
Bei P r o u s t i l a g o l o n g i s s im a Avareii die Triebe in den nächsten drei
Jahren vom Brandpilze befallen, zwischen welchen aber schon gesunde Pflanzen
resp. Triebe auftraten, die mit dem fünften Jahre fast allein das Feld beherrschten.
Bei brandigen Pflanzen von A r r h e n a th e r um e l a t iu s traten in dem
Quartiere schon nach zwei Jahren brandfreie Triebe auf, Avelche sich in den
nächsten zwei Jahren unter Ausschluss weiterer Braiiderscheinungen allein erhielten.
Bei U r o c y s t i s R a n u n c u li auf A n em o n a e n e in o r o s a trat schon im
folgenden Jabre keine Branderscheinung mehr auf, während sie bei einer Pflanze
von H e le b o ru s v i r id i s , die in stark befallenem Zustande angepflanzt war,
in jedem Jahre von Neuem wiederkehrte.
Bei A le lan d ryum a lb um , Avelches von einem Standorte bei Eberswalde
heiTührte, waren die Triebe fünf Jahre hindurch brandig und die Blüten vom
A n th e r e n b r a n d e b e fa lle n .
Bei C a r ex v e s i c a r ia , der stark von A n th r a c o id e a s u b in c lu s a befallen
Avar, dauerte es drei Jahre, bis ganz gesunde Triebe die Stätte beherrschten
und keine Krankbeitserscheinungen mehr auftraten. — Bei A n th r a c o id e a
in c lu s a auf C a r e x am p u la c e a waren bereits mit dem dritten Jahre die sämtlichen
Triebe pilzfrei und gesund, und die ßranderscheinungen kehrten nicht
wieder.
Bei der U s t i la g o S a p o n a r ia e blieben die Nähi-pfianzen wie bei Alelandryum,
dauernd krank, und der A n th e r e n b r a n d kehrte in jedem Jahre wieder.
trüben.
’) Bei dieser Nährpflanze können pilzfreie Triebe aus den Wurzeln das Resultat
Bei der U s t i la g o m a r g in a lis auf P o ly g o n um B is to r ta , welche ich
bei Pontresiua im Engadin selbst ausgegraben und zur Anpflanzung nach Alünster
geschickt hatte, blieben die jährlich wiederkehrenden Triebe brandig, und ich
konnte die phänomenale Erscheinung des Blattrandbrandes, in jedem Jahre Avieder-
kehvend, meinen Zuhörern vorzeigen. Alit meiner tlbersiedelung nach Breslau
pflanzte ich einen Teil der reich vermehrten, befallenen Stöcke in Breslau an,
und hier bemerkte ich nach dem zweimaligen Umpflanzen, dass die Branderscheinungen
an den Blatträndern nur noch vereinzelt an den ersten Blättern
der Triebe auftraten, dass die folgenden Blätter gesund waren imd schon nach
weiteren acht Jahren wurde es schw-er, noch Reste des wundervollen Pilzes an
den Nährpfianzen im Frühjahr zu beobachten; die Triebe waren im übrigen
vollständig brandfrei.
Von U r o c y s t is P r im u la e hatte Professor LudAvig in Greiz die Güte,
mir anfangs der neunziger Jahre mehrere befallene Pflanzen zu schicken. Bei
diesen Nährpflanzen, P r im u la o f f i c in a l i s , blieb der Pilz, so lange ich in
Münster war, bis zum Jahre 1898 ungeschwächt in allen Frühjahrstrieben erhalten.
Auch die Umpflanzung eines Teiles der befallenen Nährpflanzen von Alünster
nach Breslau tat der Aveiteren Erhaltung der Brandkrankheit in den Nährpflanzen
nicht den mindesten Abbruch. Die Pflanzen Avurden hier noch in jedem Jahre
geteilt, und die Teile an anderen Steilen neu angepflanzt, ohne dass hierdurch
ein Rückgehen der Branderscheinungen zu beobachten Avar.
Wenn wir das Facit ziehen aus der Summe dieser einzelnen Fälle, so
stellt sich heraus, dass bei sehr langsam Avachsenden Nährpflanzen die Fortdauer
des Parasiten in den jährlichen Trieben nahezu gesichert ist, z. B. U r o c y s t is
P r im u la e , dass sie dagegen bei schneller Avachsenden Trieben mehr und mehr
zurücktreten kann und dass nach einer weiteren Reihe von Jahren bereits gesunde
brandfreie Triebe die Herrschaft bekommen und die künstlich hergestellten Standorte
allein bestocken.
Wir können aus diesen Tatsachen den Schluss herleiten, dass ZAvar nach
den Beobachtungen an den natürlichen Standorten die k'ortdauer der Krankheit
an den einmal inficirten Pflanzen so ziemlich gesichert ist, dass dagegen mit dem
Wechsel der Standorte durch Umpflanzen bei schneller AA'achsenden Trieben auch
gesunde Triebe znr Erscheinung kommen, dass also nicht alle Triebe befallen
Averden und dass von diesen gesunden Trieben aus die Gesundung der Standorte
und der ganzen Stöcke der Nährpflanzen allmählich wieder erfolgen kann. Es