
bei den verschiedenen, zugehörigen Nähi-pflanzen die Brandkrankheiten zu
erzeugen. Diese Infectionsversuche sind vorzugsweise von J. K ü h n i ) gemacht
worden, und sie ergaben das Resultat, dass die entwickelten Kährpflanzen gegen
die Angritfe der Brandkeime widerstandsfähig nnd gesichert sind, und dass die
Infection beschränkt bleibt auf das kurze Stadium der Auskeimung des Saatgutes.
Die schüii frUher eingefithrte erfolgreiche Désinfection des Saatgutes mit Lösungen
von Kupfervitriol, die die Brandsporen töten, erhielt durch diese Feststellungen
ihre natürliche Erklärung und WerthsehätzungJ) Die Samenkeimlinge werden
von den Infectionskeimen, die mit ihnen in ßenihrung kommen, im Boden beiallen;
diese dringen schnell durch die jungen Gewebe bis zum Vegetationspunkte
der Keimlinge vor, wachsen in diesen fort, um erst später an der zur
vollen Grosse entwickelten Pflanze die Brandlager, zumeist in den Fruchtknoten,
auszubilden. Der Ort, au welchem der Brand an den beiallenen Pflanzen in die
Erscheinung tritt, liegt demnach möglichst weit entfernt von den Stellen der
Infection am jungen Saatgute. Während der Dauer der Entwicklung der Kähr-
pflanzen ist von der Wirksamkeit der Infection nichts zu erkennen. Die Anpassung
der Parasiten an ihre Wirthe ist eine geradezu vollendete. Der Parasit
kommt erst in dem letzten Stadium der Entwicklung zur äusseren Erscheinung.
Die gewonnenen Kenntnisse nach der einen Seite Uber die fructiflcative
Auskeimung der Brandsporen durch T u la s n e nnd die Erfahrungen nach der
anderen Seite über die Art der Infection der Kährpflanzeu dnroh die Brandkeime
nach K ü h n , ergänzten sich in so einfacher und natürlicher Weise, dass
es der Vorstellung leicht wurde, sich ein geschlossenes Bild von der Aetiologie
der Brandkraiikheiten zu machen. Die fructificativ im Boden auskeiinenden
Brandsporen dringen mit Hülfe der gebildeten Conidien in die jungen Keimlinge
ein, nnd erzeugen die Brandkrankheiten, die erst mit der vollendeten Entwicklung
der Kährpflanze in die Erscheinung treten.
Für weitere nnd neue Angriffspunkte zur Fortsetzung der Untersuchungen
der Brandkrankbeiten war nach den vorliegenden Erfahrungen kaum noch
eine Lücke geblieben und hierdurch wird es erklärlich, dass nun in der fort')
K ü h n , Die Krankheiten der Kulturgewächse. Berlin 1858, und spätere Arbeiten.
*) Die fungicide Wirkung des Kupfers für Brandsporen ist ebenfalls schon von
P r ev o s t angegeben worden.
schreitenden Erkenntnis ein längerer Stillstand, wie schon heiworgelioben, ein-
treten konnte.
Hier setzten meine Untersuchungen ein. - Icli begann die Beobachtungen
mit Keiniungsversuchen der Sporen von den verschiedensten Brandpilzen, soweit
sie mir zugänglich wurden. Bei diesen Versuchen musste ich mich stets von
Neuem von der auffälligen Thatsache überzeugen, dass die A u s k e im u n g der
Brandsporen im W a s s e r eine mangelhafte und träge war. E.s keimte in der
Regel nur ein I'lieil der Sporen aus und ihre Keiraprodukte, die Conidien der
Promycelien, waren bei ihren weiteren Auskeiniungen so pa.ssiv, dass nur selten
Keiinschläuche ans ihnen gebildet wurden. Darüber hinaus verhielten sich Sporen
von anderen Fonnen der Brandpilze sogar ganz negativ; sie waren im Wasser
üherhau])t nicht zum Keimen zu bringen, z. B. die Sporen des allverbreiteten
Maisbrandes, die auch bis dahin Niemand hatte anskeimen sehen. Man wurde
angesichts dieser Keimungserscheinung nnwillklirlich vor die Frage gestellt, wie
es diesen schwächlichen Keimlingen der Brandsporen möglich sein sollte, die
Nährpflanzen zu erreichen, in diese eiuzudringen mul die Brandkrankheiten zu
erzeugen. Noch schwieriger wurde diese Frage, wenn man sie auf die »Sporen
ansdehnte, die überhaupt nicht auskehneu wollten, wie der Maisbrand.
Diese stets wiederkehreuden Erscheinungen bei den Keimungen der Sporen
im Wasser wiesen mit unabweisbarer Notliwendigkeit darauf hin, dass an dieser
Stelle in unseren Kenntnissen eine Lücke bestehen müsse, nnd dass ohne die
Mitwirkung weiterer noch unbekannter Faetoren für die Auskeimung und Plnt-
wicklung der Brandsporen die Existenz der Brandpilze nnd Brandkranklieiten in
so allgemeiner Verbreitung, wie wir sie in der Natur antreffen, kaum als möglich
gedacht werden konnte.
Die hier vermutheten noch unbekannten Entwicklungsstadien fanden sich
dann sehr bald, als ich d ie K e im u n g der Sporen s t a t t in W a s s e r in
N ä h r lö s u n g e n u n d in N ä h r s u b s t r a t e n versuchte, wie ich es schon vorher
hei einer Reihe von anderen parasitisch lebenden Pilzen ei-folgreieh durchgeführt
hatte.’) Es zeigte sich zunächst, dass die sonst nur vereinzelt auskeimenden
Sporen sogleich in der Gesammtheit zur Keimung angeregt wurden, und
dass sogar die Brandsporen, welche in Wasser überhaupt nicht keimten, wie die
Sporen des IMaisbrandes, sofort ausnahmslos zur Keimung übergingen. Die Ent-
1) Vergleiche die Arbeiten, welche im Heft IV dieses Werkes veröffentlicht sind.
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