
G. Lindau ausgefiilii'ten Untersucliungen ’ ) zeigte sich in dem äusseren Umfange
der roten, audallig grossen Pilzmasse die Anlage der Hemiascen, welche in hymenienartigem
Zusammenschlüsse an den Enden der Fäflen in Hemiasci übergingen.
Die ersten Sporangien- resp. Hemiascen-Anlagen wurden durch die nachwachsenden
entleert, und das Durchwachsen der vorher gebildeten durch die nachfolgenden
Anlagen vollzog sich in oftmaliger Wiederholung. Die als Ausdruck der letzten
Zweiteilung stets zu zweien kappeniönnig verbundenen S]>oreu aus den Hemiascen
waren in einem reiclien, körnigen Cytopla-sma eingebettet (Figur 27 und 28 auf
l'afel IH A. im IX. Teile d. W.) und konnten leicht rein gesammelt und in Xälir-
lüsuiigen, am besten in saurem Pfiaumendecoct, zur Auskeimung gebracht werden.
»Sie wuchsen zu verzweigten, von Scheidewände)! durchsetzten ^Mycelien aus,
welche sehr bald schon in den Endfädeii zur Bildung von Oonidien übergingen,
die durch nachwachsende zur Seite gedrängt wurden. Es entstanden so Conidienträger
mit seitlich gestellten Conidien und einer apicalen Conidie, welche
schliesslich auch zur Seite gedrängt und durch einen Hemiascus in der Form
der Conidie genau an derselben Stelle ersetzt wurde. Es schlossen also die Conidienträger
schliesslich mit Hemiascen ab, und bei schlecht ernährten Mycelien
war die Anlage der Hemiascen zunächst nur einkernig und wurde erst vielkernig
durch weitere Teilungen, welche ihren Abschluss fanden in einer letzten Zweiteilung,
nach welcher die gebildeten Sporen paarweise vereinigt blieben und zu
eigenartiger Kapjienform sich ansbildeten. Auch hiej- wurde noch in einzelnen
Fällen der erste Hemiascus von einem zweiten durchwachsen und hierdurch eine
Entleerung der Sporangien herbeigefuhrt. Die zuerst gebildeten Conidien des
Pilzes entsprechen genau in Form und Anlage den später nachfolgenden
Hemiascen. Sie sind die gleichen Bildungen, nur mit dem Unterschiede, dass
die ersten Anlagen nicht zu Hemiascen werden, also keine endogenen Sporen
ausbilden. Es s p a l t e t s i c h h i e r in nii v e r k e n n b a r e r D e u t l i c h k e i t d ie
C 0 n i d i e n f r u c t i f i c a t i 0 n a ls N e b e n f r u c h t f o r m v on d e r F r u c t i f i c a -
t io n in H em ia s c e n ab.
Bei grossen Fruehtkorperanlagen vou Ascoidea, die mehr wie einen Zoll
au Durchmesser erreichen können, kommt es nicht selten vor, dass die erste
hymeiiiale Schicht von Hemiascen nachträglich durch eine zweite und iliese sogar
ri Diese Untersuclningen sind veröffentlicht in dem IX. Teile d. W. pag. 94,
Tafel lUB.
durch eine dritte er.setzt wird. Es liegen schon hier Eruchtkürper in höherer
E'ormbildung, wie bei den Ascomyceten vor, iu welchen die Hemiascen wie sonst
die Ascen zu hymenialen Schichten verbunden sind.’)
An dieser Stelle müssen nun d i e F o rm e n d e r S a c c h a r om y c e t e n ,
der Sprosspilze, ihren natürlichen Anschluss hndeu, welche in unseren Gärungsindustrien
bereits seit langer Zeit im grossen methodisch kultiviert wei'den. Die
E'ormen der Saccharomyceten, zu welchen vorzugsweise die Formen der Gattung
Saccharomyces gehören, kommen in der Natur allverbreitet vor und finden sich
immentUch auch an der Oberfläche süsser Früchte, z. B. der Weintrauben; sie
gelangen mit diesen in den Most, verursachen die alkoholische Gärung, die
Bildung des Weines und bilden nachträglich in diesem den bekannten Nieder-
schlag, den Satz von Hefe.
Die Sprosspilze zeigen in ihren Zellen eine bestimmte Form und Grösse,
welche sie auch in ihren weiteren Sprossungen beibehalten. Die Sprossen haben
einen bestimmten Ort der Spros.sung an den Enden der Zellen und zerfallen
nachträglich durch Querwände in die einzelnen Gliederzeilen. Diese Zellen
bilden endlich, ausserhalb der Flüssigkeit, wenn sie mit der freien Luft in Berührung
kommen, in sich endogene Sporen aus. Sie werden also nachträglich
zum Sporaugium, welches gewöhnlich 2—4, seltener eine Mehrzahl von Sporen,
in sich schliesst. Aus deu Sporen des Sporangiums resp. des Hemiascus sprossen
wiederum bei der Auskelnmng neue Hefensprossen aus, welche deu beschriebenen
Entwicklinigsgaiig wiederholen. Eine Auskeimung der Sprosszellen bei deu
Formen der Gattung Saccharomyces zu E'äden ist entweder gar nicht oder nur
in Andeutungen beobachtet und eine E'usionierung von Sprosszellen nur ein
einziges Mal bei einer einmal gefundenen Form von e in em Autor®) beschrieben.
ri Die hier zuletzt imgoführteu Einzelheiten über Ascoidia habe ich nachträglich au
dem prachtvolieii Materiale feststellen können, welches in den an Buchen so reichen, kleinen
AValdbeständen um Münster in jedem Jahre neu eingesanunelt wurde.
ri B a r k e r , ü n Spore-lonnatiou, among the .Sacchai'omycetes, Journal of the Feder
Institutes of Brewing, Cambridge 19U2. Eine direkte Fusion von Sprosszellen ist schon bei
der Auskeimung der Sporen in Hemiascus zu beobachten. Die von Barker beschriebene
vermeintliche Copulation von Sprosszellen, die zu wachsen aufgehört haben, entspricht in
der Formbildiuig durchaus den Fusionierungen der Sprossconidien bei den Brandpilzen,
welche ich bei zaliheichen Formen unter diesen a n den sch o n z i t i e r t e n S t e l l e n , B r a n d p
i l z e I u n d 111 im V. u n d X l l . T e i l d. W., beschrieben habe.
B r e f e ld , Botan. Untersuoliungen. XiV. .,r