
Verbindung dastehende Oidiuni lactis kann als nichts anderes gelten, wie eine
Form der Fungi imperfecti, welche noch des Anschlusses an eine höhere Fructification
in Basidien und an bestimmte Formen von Basidiomyceten bedarf.
Unter den so verbreitet vorkommenden üidieii der Basidiomyceten gibt es
nur e in e Form, in welcher diese Fructification eine höhere Steigerung zu fruchtkörperartigen
Bildungen erfahren hat. Diese Form ist gegeben in den O id ie n -
F r u c litk ö rp e rn v on D a c r y om y c e s d e liq u e s c e n s , welche ich im VIL Teile
d. W. Taf. IX u. X ausführlich beschrieben und abgebildet habe. Die hier in
Fruchtkörpern gebildeten Oidien zeigen nun auch noch den eigenartigen Charakter
der Chlamydosporen in Oidien, wie wir sie bei Chi. racemosus angetroffen liaben.
Die einzelnen Oidien keimen hier noch in Wasser fructificativ in Conidien aus,
tragen also in dieser Auskeimung noch den eigentlichen Charakter der Chlamydosporen,
der iu allen übrigen Fällen von Oidieiibildung bei den Basidiomyceten
nicht mehr beobachtet wird.
Abgesehen von der allgemein verbreiteten Chlamydosporenbildung in Oidien
tritt die höhere Form in eigentlichen Chlamydosporeu nur vereinzelt auf. Ich
konnte .sie in den Mycelien von Hydneen, Polyporeen, Agaricineen etc. an verschiedenen
Stellen nachweisen. Sie waren aber schon längst bekannt in den
überaus reichen Bildungen, welche iu den hutfdrniigen Fruchtköpern von N y c t
a l i s mit Regelmässigkeit erfolgen. Bei N. a s te r o p h o r a ist der ganze obere
Teil des hutförmigen Fruchtkörpers in eine so massenhafte Chlamydosporenbildung
umgewandelt, dass in manchen Fällen die Anlage dei* Hymenien in
Blättern zurücktritt, und dass diese Agaricine in ihren Fruchtkörpern, ohne
Hymenien, einem Bovist ähnlich erscheint. An keiner anderen Stelle, als in der
oberen Hutfläche des Fruchtkörpers kommt hier die lagerweise Bildung der
Chlamydosporen zustande. Die übrigen Teile des Fruchtkörpers sind frei von
Chlamydosporen, aber schon bei der Kultur der Basidiensporen dieses Pilzes
zeigen die ersten Verzweigungen der Mycelien neben reichlicher Oidieiibildung
die Anlage der Chlamydosporen in allen Fäden; sogar an derselben Hyphe
werden in unmittelbarer Nachbarschaft Oidien und die sternförmigen grossen
Chlamydosporen angelegt. — Bei N. parasitica finden sich die umkammerten
eingeschobene Nebenfruchtform von der Chlamydosporenbildung bei den niederen Pilzen
natürlich ableiten und zu den verschiedenen Formausbildungen bei den Formen der höheren
Pilze verfolgen lassen.
Chlamydosporen in allen Teilen des Hutes und des Hymeniums. Sie werden
hier in solchen Alengen angelegt, dass der Hut knorpelig und rötlich erscheint,
und dass die Basidien an den Hymenien meistens nicht zur Ausbildung gelangen.
Auch hier ergeben die Sporen der nur vereinzelt fructificirenden Basidien Alycelien
mit reichlicher Oidieiibildung und mit so massenhafter Anlage von umkammerten
Chlamydosporen, dass die Fäden perlsclinurartig erscheinen und das ganze Faden-
gefiecht der Alycelien in die Bildung von Chlamydosporen aufgeht.’) Hier bei
N. parasitica ist die Chlamydosporenbildung in dieser Form geradezu identisch
mit den Chlamydo.sporen, wie wir sie bei Chlamydomucor-Formen in den einzelnen
Fällen in den Alycelien und auch in den Fruchtträgerii kennen gelernt
haben. Abgesehen von den Fonnen von Nyctalis findet sich nun bei verschiedenen
Polyporeen, welche ich zur G a ttu n g Oligoporus®) vereinigt habe, die
C h lam y d o s p o r e n b ild u n g in der Anlage der Fruchtkörper so bevorzugt, dass
diese in vielen Fällen zur Bildung von Hymenien gar nicht gelangen. Die von
Tulasne aufgestellte G a t tu n g P t y c h o g a s t e r , welche in ihren massenhaften
Chlamydosporen genau wie ein Brandsporenlager aussieht, ist nichts wie die
Nebenfruchtform eines Oligoporus, den ich 0 . iistilaginoideus genannt habe. Nur
in einzelnen Fällen ist, und zwar zuerst von Ludwig, diese Hymenienbildung an
grossen Fruchtlagern von Ptychogaster beobachtet und dann bei näherer Untersuchung
der Standorte in fast regelmässigem Auftreten festgestellt worden. (Die
Fig. auf Taf. VIII d. VIII. Bd.). — Bei 0 . f a r in o s a s , den Olav Olsen zuerst
aufgefunden hat, tritt die gleiche Erscheinung ein. Kleine Frachtkörper bestehen
nur aus Chlamydosporenanlagen, und erst die grösseren Bildungen unter diesen
gehen zur Anlage von Hymenien mit Basidien Uber. (Die Fig. auf Tafel VII).
Aber auch hier sind die Fruchtkörper bis in die hymenialen Teile hinüber noch
von Chlamydosporenbildung begleitet, welche sogar in den basalen Teilen der
einzelnen ßasidien noch zur Anlage gelangen. Es bedürfte hier nur eines kleinen
Fortschrittes in der Chlamydosporenbildung, um die Anlage der Hymenien gänzlich
auszuschalten, und dann, wenn dieser Punkt erreicht ist, die in Fruchtkörpern
angelegten Lager von Chlamydosporen zu vollkommenen Rätseln zu
machen und sie den Fungi imperfecti zu überweisen. Vielleicht liegt auch schon
’) Die näheren Einzelheiten über N. asterophora und N. parasitica finden sich, von
Abbildungen erläutert, in dem VIII, Bde. d. AV.
ri Man vergl. hierzu Text und Abbildungen im VIII. Bde., Taf. VII u. VIII.