
des l ’ilzes <aas den imgevvorf'eTieii, mit dem Protoplasiiiíi aiiklebendeii Conidien
duveli die Haut des Fliegenleibes lekdit beobachten nnd feststellen, wie die eiii-
gedruiigenen im Fliegenleibe fortwachseiiden Infectionskeime sich fragmentieren,
im Blute durch den ganzen Fliegeiileib verbreiten und wie sie endlich aus den
einzelnen GHederzellen wiederum Conidienträger ausbilden, welche in dichter,
pallisadenartiger Verbindung aus den Segmenten des Hinterleibes Iiervortreten
und von neuem die Conidien abschleudern.
Die abgeschleuderten Conidien haben noch die Fähigkeit, wenn sie den
Fliegenleib verfehlen, Secundärconidien aus einem, mit dem Zellkerne versehenen
Teile des Inhaltes der Primärconidie zu bilden und diese durch das Epiplasma
in der Primärconidie abermals abzuschleiidern, wodurch die Infection auch ohne
directe Berührung mit der Fliege gesichert ist.
Will man hier I n f e c t io n s v e r s u c h e machen, so kann mau selbstverständlich
die abgeschleiiderten, nur wenige Tage keimfähigen Conidien, die
vom Protoplasma umkleidet sind, nicht verwenden, wie es von früheren Autoren,
aber stets ^vergeblich, geschehen ist. Sie keimen nicht mehr nach der Übertragung
auf den Fliegenleib und sind wirkungslos. Alan kann hier die Kultur
des Pilzes und die Infection nur so ausfUhren, dass man die in der Natur bestehenden
Verhältnisse im kleinen nachahmt, dass man vom Pilze befallene
Fliegen, welche die Conidien abschleudern, mit den Beinen an die Seitenwände
eines grossen Glashafens anklebt und nun gesunde Fliegen in diesen kleinen
Zwinger einführt, die sich unvermeidlich auf die Pilzfiiegeri aufsetzen, von diesen
mit Conidien an den Unterleib beworfen werden und so in derselben natürlichen
Weise die Infection erfahren, wie sie sich in der Natur vollzieht. Alan kann
dann das Eindringen der Pilzkeime an den hellen Stellen des Fliegenunterleibes
leicht beobachten, die Entwicklung im Fliegenleibe selbst in den einzelnen
Stadien verfolgen und genau ermitteln, dass das Incubationsstadium für den Pilz
nach erfolgtem Eindringen zehn bis zwölf Tage erfordert. Ich habe im Jahre
1869 diese Infection in Reihen-Generatioiien ausge^lhrt, so lange, als ich Fliegen
im Freien fand und frische Fliegen gewinnen konnte aus den künstlich gezogenen
Aladen von den Eiern der weiblichen Fliegen. Erst im Februar tötete
grosse Kälte bei den mangelhaften Einrichtungen des damaligen Institutes in
Halle mein Fliegenmaterial, bei welchen sich schliesslich, wohl unter dem Einflüsse
der niederen Temperatur, die Incubationsdauer auf 14— 15 Tage verlängert
hatte. Es war nicht möglich, geschlechtlich erzeugte Dauersporen des
Pilzes an den Versuchsfliegen zu finden, ebensowenig ist mir dies im Freien
und namentlich im Winter in Italien gelungen, w’o ich das ganze Jahr hindurch
Beobachtungen des Pilzes ausfiihrte. Auch Herr Müller hat in Brasilien an den
Fliegen keine Dauersporen flnden können. Es i.st hiernach der Gedanke nalie-
gelegt, dass der Pilz sich in ungeschlechtlicher Fortpflanzung ähnlich wie der
Pilz der Kartotielkraiikheit zu erhalten vermag, trotz der ausserordentlich
geringen Keimdauer der Conidien, deren Infection aber durch die vollendete
Anpassung des Pilzes an die leicht beweglichen Wirte, die Fliegen, gleichwohl
sicher erreicht wird.
Von einer zweiten Form, der E n t om o p h th o r a r a d i c a n s , welche auf
Kohlraupen lebt und auf diesen riesige Conidienlager in fast geschlossener Decke
zur Ausbildung fordert, sind dagegen die Dauer.sporen sicher von mir aufgefunden
worden. Der Kohlraupenpilz erzeugt Epidemien unter den Raupen
ganz ebenso, wie der Fliegenpilz unter den Fliegen. Die abgestosseneii Conidien
dringen, wie ich leicht nachweisen konnte, durch die Oberhaut in die Kolil-
raupen ein, erzeugen Alycelien, welche sich durch Fragmentierung in kurzer Zeit
im Blute durch den ganzen Leib verbreiten und schon nach sechstägiger Incu-
bation eine abermalige Eruption des Pilzes auf der Kohlraupe zur Ausbildung
bringen. Die Conidien werden an den letzten kurzen Auszweigungen der zur
Fructiflcation aus dem Leibe austretenden Pilzhyphen in ungeheurer Alenge gebildet.
Die Conidien werden hier nicht abgeschleudert wie beim Fliegenpilz,
sondern nur abgestossen durcli S])altung und Ausstülpung der Alembran, welche
die Conidie abgliedert. Die Conidien sind nur unmittelbar nacli ilirer Bildung
keimfähig, bilden auf der Kohlraupe in diese eindringende Keimschläuche, in
feuchter Luft dagegen auf kurzen Spitzen Secundärconidien, welche abfallen und
die Stelle der Primärconidien für die Verbreitung übernehmen. Die Ansteckung
durch die Oonidien erfolgt hier auf der Fläche der Kohlblätter von selbst mit
Hülfe der Secundärconidien, wenn diese an den Raupenleib geraten. Wenn man
die Raupen ihre Conidien entleeren lässt auf Kohlblättern und diese mit den
Kohlraupen in Berührung bringt, so erfolgt die Infection stets und sicher von
so wie sie in der Natur vor sich geht. Alan kann aber auch die frisch
Conidien in Wasser verbreiten und in diesem Wasser die Kohlraupen
einmal imtertauchen. Es bleiben dann an der ganzen Oberfläche des
Körpers Conidien sitzen, welche schnell keimen und eindringen und schon nach
sechs Tagen die abern)alige Entwicklung des Pilzes zur Conidienbildung fördern.
B r e i e ld . Botan. Untersuchungen. XIV. , «