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Sporen in dieser Art zu töten, und man liat in der so gewonnenen Flüssigkeit,
In dem Mistdecoct, einen unvergleichlichen Nälirboden für die Kultur der mistbewohnenden
Filze uiul ebenso in der festen Alasse des gekochten Mistes ein
Substrat für reichere imd grössere Entwickelung dieser Filze. D a s M is t-
d e c o c t , zu einer klaren Flüssigkeit filtriert, durch wiederholtes Erhitzen anf
(30 Grad sterilisiert, ist für die Beobachtung von Filzkeinmngen und für ihre
weitere Entwickelung so klar und durschsichtig, wie es das reine Wasser ist.
j\Ian kann in diesem Mistdecoct die einzelnen Sporen rein isolierter Filze in
allen Stadien der Keimung nnd in allen Einzelheiten der weiteren Entwicklung
direkt und ohne Schwierigkeiten verfolgen, so weit eben die Nährstoffe in dem
Mistdeeocte ausreichend sind. Sterilisierte Objektträger, unter einer mit Wasser
abgeschlossenen Glasglocke auf Ziiikleiterchen mitergebracht nnd ge.schutzt, ermöglichen,
wie weiterhin noch im Engeren ausgefuhrt werden soll, alle Beobachtungen
nach dieser Richtung.
Man kann die Fäkalien von den verschiedensten Tieren verwenden, am
zweckmässigsten ist es indess, sich auf die Fäkalien der Pferde zu beschränken,
aber mir von gesunden, vorzugsweise mit Hafer gefütterten Tieren. Die Fäkalien
werden mit Wasser zu einem dicken Brei eingerührt und in Schalen im Danipf-
topf oder im Dainpfapparate eine Stunde lang der Temperatur von 80 bis
90 Grad ausgesetzt. Von der e r k a l t e t e n ]\lasse lässt man die Flüssigkeit
ablaufen, filtriert sie schnell und rein, kocht das erhaltene Mistdecoct drei- bis
fünfmal in Intervallen von je einem Tage zur vollständigen Sterilisierung aus
oder erhitzt auch nur die Flüssigkeit wiederholt auf GO bis SO Grad im Damiif-
topf, scbliesst die Erlenmeyerschen Glaskolben, in welchen die letzte Sterilisierung
vorgenommen ist, oben mit in Alkohol sterilisiertem Fliespapier in der untersten
Lage und mit einem zweiten Fliespapier, welches in Sublimatlösung 1 : 1000
sterilisiert ist, über diesem nach aussen ab, und mau hat die beste Nährlösung
für die Kultur der Pilze, wenn sie mu’ an einem zuverlässigen Orte aiifbewahrt
wird, für lange Zeit gesichert und in jedem Augenblicke wiederum verwendbar.
Will man diese Nährlösung noch sicherer für lange Zeit und in bequemerer
Form aufbewahren, so kann man sie auf den sechsten bis zehnten Teil ein-
danipfen und dann ohne alle Schwierigkeiten aufbewahren, da diese sehr con-
centrierten Flüssigkeiten von Pilzsporen nicht mehr angegriffen werden. Nachträglich,
wieder um das sechs- bis zehnfache verdünnt, können sie, durch mehrfaches
Erhitzen sterilisiert, in eine in jedem Augenblicke verfügbare Nährlösung
zurückverwandelt werden. Man kann das eingekochte, eingeilickte Mistdecoct
vorrätig mitnehmen fiir Kulturen in fremilen Ijänderii, an beliebigen Stellen dei-
Erde, an welchen nicht in jedem Augenblicke f'riscbc Fäkalien zur Verfügung
stehen. Das eingedickte Mistdecoct dunkelt etwas iiach, beliält alier alle seine
guten Eigenschaften fiir Pilzkulturen unverändert bei, und die dunklere Farbe
macht sich bei der grösseren VerdiUniiuig im Wasser unter dem Mikroskop nicht
im miudesteii störend bemerkbar.
Für deu nnmittelbareii Gebrancli zum Ansetzen von Knlturen sind kleine
Erleniueyerscbe Kölbchen geeignet, die mit einem Glasstabe versehen sind, der
nach nuten und nach oben in entgegengesetzter llichtnug au der Spitze etwas
umgebogeii ist. Der obere Biegungsbakon dient zum leichten Angriffe des Glasstabes,
der untere zur lleratisuainne eines grö.ssereu Kulturtropfens ans dem
Kölbchen. Nach jedem Gebrauche muss das Kölbchen mit seiner Bedeckung,
vou in Alkohol sterilisiertem Fliesspapier, wieder versehen, abermals auf üO Grad
erhitzt res]). sterilisiert werden, um etwa hineingefalleue Pilzkeime zn töten.
Eine wiederholte Erhitzung ist hier überflüssig. Diese ist nur für die ursprüngliche
Herstellung des Mistdecoctes darum erforderlich, weil es Bakteriensporen
gibt, z. B. die Sporen von B a c i l lu s s n b t i l i s , welcbe bei der Siedehitze, wie
ich Iiachgewiesen habe,') nicht getütet werden. Sie gelangen aber in der erkalteten,
ausgekochten Flüssigkeit zur Keiiimug nnd werden, in den vegetativen Zustand
Ubergeflihrt, nun bei der zweiten Anskoehung getötet. Wenn diese Erhitzung
drei- bis fünfmal, zuletzt in Intervallen von zwei Tagen, ansgefiihrt wird, ist
eine vollkommene Sterilisierung der Nährlösniig sicher erreicht, nnd sie kann
unbegrenzte Zeit auf bewahrt w-erdeii, wenn nur äussere Störniiven, d. li. rias
Eiiifallen von Pilzkeimen aus der Luft, verhindert iierdcn. Die (iberdeckung mit
sterlliAertem Eliesspapier in zwei Inigen, nach unten alkoholisiert, nach oben
subllniatisiert, ist hier vollständig sicher nnd verhältnismässig betpiemer, als
Pfropfen ans sterilisierter Bamiiwolle, bei deren Einbringung und Wioder-
eiitfernnng zum jedesmaligen Gebrauche unvermeidliche Stüriuigen entstehen.
Zu jedem kleinen Kölbchen mit Nährlösung fllr den nnmittelbareii Gebrancli
muss auch ein zugehöriger uud in der Grösse genau aiigepasster Glasstab hergestellt
werden, der in dem Kölbchen verbleibt, weil sonst mit der jedesmaligen
Einführung eines Glasstabes leicht Stornngeii entstehen können.
’) Brefeld, Bacillus subtilis im IV. Bande d. W. Tafel 1.
B r e io ld , Botiui. ÜEtorsuBhuDgea, ZIY.