
einzig und ausschliesslicli erfolgen kann. Gleichwohl erfolgt bald nach dem Eindringen
der Infectionskeime, in diesen gewohnten Brutstätten der Brandlagerbildung,
die Anlage der Brandlager im ersten Jalire nicht, sie ei'folgt vielmehr erst
in dem nächstfolgenden Jalme an der gleichen Stelle in den Fruchtknoten der
neu erwachsenen Pflanze. Hieraus lässt sich mit Sicherheit folgeni, dass es in
der Natur dieser Braiidpilzformen liegt, erst nach einer bestimmten Periode ihrer
Entwicklung von der einen Vegetationsperiode bis zur anderen die Brandlager
zur Ausbildung zu fördern.
Es kann nach den angefiihrten Einzelheiten nur natürlich erscheinen, dass
es während der Entwicklung der Nährpflanze nicht so leicht und einfach ist, die
in ihr vorhandenen I n f e c t io n s k e im e während der vegetativen Entwicklung
mit voller Klarheit n a c h z u w e is e n . Sie sind in den Vegetationsspitzen vorhanden,
aber die zarten Mycelfäden in den jungen Geweben mit ihren inhaltreichen
Zellen sind hier, zumal bei ihrer bescheidenen Ausbreitung, niclit leicht
zn erkennen und nur für ein geübtes Auge mit Sicherheit zu unterscheiden.
Auch in den älteren rückwärts gelegenen Teilen der Nährpflanze sind nur wenige
Stellen aufziitiiiden, in welchen der Nachweis für die Anwesenheit der Infectionskeime
sicher erbracht werden kann. Bei Nährpflanzen, welche eine starke
Streckung erfahren, ist das Suchen nach den Pilzfaden in dem Gewebe der Inter-
nodien meistens vergeblich, ln dem G ew e b e d e r K n o t e n a l l e in , Avelche
s ic h n ic h t s t r e c k e n , g e l in g t es u n s c h w e r , in d en p a r e n c h y m a t i s
c h e n Z e l le n d ie P i l z f ä d e n a u f z u f in d e n ,’) welche hier, gleichsam in
ruhendem Zustande, vorhanden sind und weder die befallenen Zellen schädigen,
noch auch ihre Aveitere Teilungsfaliigkeit verhindern, ähnlich wie es bei den
Fäden in den Vegetationsspitzen der Fall ist. An den Stellen, wo die Infectionskeime,
Avelche die Nährpflanzen befallen haben, die späteren Bildungsstätten
für die Brandlagerbildung wirklich erreichen, erfolgt nun erst, und zwar streng
anf diese Stellen lokalisirt, eine äusserst üppige Entwicklung der Mycelien in
den zur Anschwellung und weiteren Teilung gereizten noch weichen parenchymatischen
Geweben. Gesetzt den Fall, die Infectionskeime erreichen bei etwas
späterem Eindringen in die Saatkeimlinge die natürlichen Bildungsherde für die
Brandlager nicht mehr, so frustrirt an dieser Stelle die Infection der Parasiten,
1) Man vergleiche hierzu Band XI, Tafel I, Fig. 7 und die zugehörige Figuren-
erkläi-ung.
Avelche keine Brandlager ausbilden können, deren Fäden aber in den Geweben
der Nährpflanzen namentlich in den Knoten mit Sicherheit nachweisbar sind.
Verfolgen wir jetzt die A u s b ild u n g d er B r a n d la g e r an den n a tü r l
i c h e n B i ld u n g s h e r d e n , so z e ig t s ic h d ie a u f f ä l l i g e V e r s c h i e d e n h
e i t fü r d ie e in z e ln e n B r a i id p i lz f o rm e n d a r in , d a ss d ie s e e inm a l
ih r e B r a n d la g e r a u s b i ld e n in den B lä t t e r n , d a s zw e i t e M a l in
B lä t t e r n und a u ch in A c h s e n , die mehr oder minder geschädigt, sogar arg
zerstört sein können. Die Fälle von B r a n d la g e r b i ld u n g in B lä t t e r n und
A c h s e n sind aber verhältnismässig vereinzelte gegenüber der verbreiteten Erscheinung,
wo d ie B r a n d la g e r erst in den B U i t e n t e i l e n und namentlich
in d en F r u c h tk n o t e n zur Ausbildung gelangen. Die einzelnen Brandpilz-
formen sind so bestimmt in der Wiederkehr dieser Erscheinungen, dass man die
Brandpilze selbst schon äu.sserlich nach ihren Nährpflanzen und nach der Art
ihres Auftretens in diesen Nährpflanzen näher bestimmen und unterscheiden kann.
D ie A n la g e d er B r a n d la g e r in d en B lä t t e r n tritt in der eigenartigsten
Form bei der U s t i la g o m a r g in a l is L in k (man vergl. XII. Bd.,
Taf. V lll , Fig. 54—57) auf, welche Polygonum Bistorta bewohnt. Hier Averden
nur allein die Ränder der Blätter hei den Nährpflanzen zu Bildungsstätten für
die Brandlager. Die Blätter sind wie mit einem zarten, schönen Trauerrande umzogen,
aus AAelchem die fast schwarzen Sjioren verstäuben. In der Ebene ist
diese Brandform bisher kaum beobachtet Avorden, sie ist aber in den Alpen eine
liäufige Erscheinung, und ich fand im Engadin, in der Umgebung von Pontre.siiia,
auf den Wiesenflächen nahezu alle Pflanzen von Polygonum Bistorta von dem
Brande befallen. Zu Anfang August waren die meisten Brandlager schon verstäubt,
und man konnte an den Blättern nur noch die Narbenstellen erkennen,
auf welchen sie früher gebildet Avaren. Nur an schattigen Orten waren die Niilir-
pflanzen noch normal befallen, und ich grub einige von diesen aus, um sie .sijäter
im Botan. Garten in Münster in einem besonderen Quartiere für Brandpilze anzupflanzen.
Der zweifellos perennierende Parasit kam bei diesen Pflanzen im
nächsten Frühjahr in allen Blattanlagen Avieder üppig zur Erscheiiiuug. Die
Blattränder zeigten eine deutliche Anschwellung, welche bei näherer Untersuchung
erkennen liess, dass die hier stark vergrösserten und vermehrten parenchymatischen
Gewebe von den Pilzmycelien üppig durchwachsen waren, Avelche sclion
bald nachher zu Brandlagern ausgebildet wurden, die ihre Sporen verstäubten.
Es ist bemerkenswert, dass hier nur allein die Blattränder zu den Stätten der
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