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Diese sind in den nachfolgenden tabellarischen Uebersichten zusanimengestellt,
und es soll hier nur liervorgehoben werden, dass sich in den Versuchen bei den
einzelnen Infectionen der Blüthen der Brandschaden bis zu 100 pCt. steigerte.
Dev Anblick war ein ganz phänomenaler, den diese brandigen Felder darboten,
fllr den Beobachter ein geradezu bezauberndes Bild, weil es den Erfolg der so
mühsamen Versuche und die Richtigkeit des vorausgegangenen Gedankeiiganges
erwies. Wohl niemals sind brandige Felder gesehen worden, wie sie z. B. in
dem photographischen Bilde vom Weizen Fig. 2 der Tafel I wiedergegebeii sind,
welches eine totale Infection der sämmtlichen Versuchspflanzen erweist. Wenn
in den einzelnen Versuchen nicht alle Pflanzen brandig geworden sind, so ist
das auf die früher angedeuteten Fehlerquellen zurückzuführen, welche sich bei
den Versuchen unvermeidlich einstellen. Aber auch solche Felder, an welchen
50— 70 pCt. brandige Pflanzen gezählt werden konnten, ergeben schon den
sicheren und unangreifbaren Beweis für die Richtigkeit der Beurtheilnng, dass
hier bei dem Flugbrande des Weizens die Infection in den Blüthen erfolgt. Die
Uehersicht über die hier ausgefiihrten Versuche ist am Ende dieses Abschnittes
in kleinem Druck angeschlossen. E s i s t h ie r d u r c h d e r s i c h e r e N a c h w e is
e r b r a c h t , d a ss d ie j u n g e n F r u c h tk n o t e n m it ih r e n N a r b e n v o n den
d u r ch d ie L u f t v e r s t ä u b e n d e n I n f e c t io n s k e im e n d ir e c t b e f a l l e n
w e r d e n , d a s s d er B r a n d s ic h a b e r n ic h t in d em s e lb e n J a h r e e n t w
i c k e l t , da ss v ie lm e h r d ie in d ie j u n g e n F r u c h t a n la g e n e in g e d
r u n g e n e n I n f e c t io i i s k e im e in dem g e r e i f t e n K o r n e l a t e n t b le ib e n
u n d d a ss s ie n a ch ü b e r s t a n d e n e r S a in e n r u h e m it d e r A u s k e im u n g
d e s K e im l in g s in d ie s em m itw a c h s e n , um e r s t in den ß l i i t h e n -
s tä n d e n zu r E r z e u g u n g d e r B r a n d la g e r ü b e r z u g e h e n .
Das Saatgut aus den Cylinderinfectionen wurde in gleicher Weise behandelt
wie bei den Blütheninfectionen. Es zeigte sich ein Procentsatz an
brandigen Pflanzen, der zwischen 18 bis 26 pCt. schwankte. In der Uebersicht
am Ende des Abschnittes sind die Einzelheiten über die Versuchsreihen, die wir
gemacht haben, in kleinem Drucke zusammengestellt.
Das Saatgut, welches bei den einzelnen Infectionsversuchen abgeemtet
war, wm-de nicht sogleich in der Gesammtheit flir die Versuche verwendet,
sondern immer ein Theil zuiückgelassen, um nachti-ägliche Fragestellungen lösen
zu können.
Von dem Saatgiite, welches im Herbst eine Totalinfectlon der Versiu4is-
pflanzen ergab, wurden zunächst m ik r o s k o iii s c lie U n t e r s u c h u n g e n auso
efiihrt, nm d ie A n w e s e n h e it d er P i l z k e i in e in dem K o r n e n a c li-
z 11 w e is e n ; der Nachweis gelang unschwer. Es konnten die Mycelfäden der
Pilze an verschiedenen Stellen des Kornes, besonders unterhalb der Kleberzelleu
aiifo-efunden werden. Sie waren namentlich in der Umgebung des Scutelluins
vorhanden, ln dem Keimling wurde die Unterscheidung der Pilzfaden deutlicher,
wenn die befallenen und desinficirteii Körner zur Keimung ausgelegt waren.
Es traten dann in allen Theilen des eben austreibenden Embryos vom Scutellnni
bis zur Vegetationsspitze die Pilzfäden in den Gewebezellen deutlich liervor. Es
kann hiernach keinem Zweifel unterliegen, dass die (lurcli die Infection in den
jungen Fruchtknoten eingedrungenen Infectionskeime in r e in v e g e t a t iv em
Z u s ta n d e in diesem verbleiben und die Samenriihe mit ihm durchmachen. Sie
erwachen gleichzeitig mit dem austreibenden Keimlinge zu neuem Leben, entwickeln
sich mit diesem in dem gleichen Masse als er selbst zur vollen Pflanze
lieranwächst und bilden dann in den Anlagen der Blüthen die Brandlager von
Neuem aus. Nur diejenigen Fäden des Pilzes, welche die Vegetationsspitze der
Pflanze mit den ßlüthenanlagen erreichen, werden an dieser Stelle fértil und
bilden die Brandlager aus; die Mycelfäden an allen anderen Stellen der Pflanze
bleiben steril ohne zu friictificiren. Sie werden weiterliin mit der Sti-eckung der
Pflanze weit auseinander getrennt, sind in den gestreckten Internodien schwer
aufzufluden, sehr leicht aber in den Zellen der Knoten, welche oft ganz damit
angefüllt sind. Nur in den Fällen, wo axilläre Sprossen an diesen Knoten
angelegt werden und junge Gewebe zur Anlage kommen, gelangen sie zu neiier
Entwicklung und führen zur Erkrankung der Achselsprossen®)
Dies sind die Ergebnisse der Blütheninfection beim Weizenflugbrande, denen
wir jetzt die Resultate d e r I n f e c t io n an den K e im l in g e n d e s ju n g e n
S a a t g u t e s gegenüber stellen müssen. Die Infection der jungen Keimlinge
wurde in den 4 verschiedenen Formen versucht, wie sie früher angegeben sind.
Z u e r s t wurden die Körner mit ßrandsporen ausgeschüttelt und dann direct ins
freie Land ausgesät. Hier musste die infectiöse Wirkung der an den Körnern
haftenden ßrands])oren zur Wirkung kommen. Im zw e i t e n F a l l e wiirdeu die
’) Vergl, Abbildung 7 auf der ersten Tafel im XI. Hefte,
ä) Vergl. den Text im XI. Hefte. Seite 85—90.
l e i d , Botan. Untersttchimgau. XUI.