
Kultur der llefeiipilze stellt mau eine ziickerlialtigc Flüssigkeit in der Weise
her, dass nuui Gerste keimen lässt, die Keimlinge in frühen Stadien tötet, das
so erhaltene wieder getrocknete Malz bei naliezu 60 Grad eimnaischt, nm durch
die in den Keimlingen fixierte Diastase die IJeberführung der Stärke in der
Gerste in Zucker zn bewirken. Die so gewonnene, zuckerhaltige, an Stickstoff-
vcrbindnngen in dem günstigsten Verhältnisse reiche Würze ist das beste Nähr-
medium für die Pilze, welches man sich denken kann. Es wachsen und gedeihen
in diesem Nährmedium fast alle Pilze mit Ausschluss derjenigen, welche auf
Fäkalien, also auf mehr oder minder neutralen, zuckerannen, stickstoffreichen
Substraten, zu leben gewohnt sind, und weiter der Formen, welche saure Nährlösungen
für die Keimung der Sporen zur Voraussetzung haben. Will man diese
B i e r w ü r z e fllr d ie K u l t u r d e r P i lz e verwenden, so muss man sie aus den
besten Bierbrauereien literweise von einem frischen, eben abgekühlten Sud beziehen,
die frische Würze sogleich zur Extraktdicke eindampfen und das so
hergestellte Malzexti-akt dann in den geeigneten Gefässen, für alle Zeiten haltbar
und verwendbar, aufbewahreii. Von dem so gewonnenen Malzexti’akt kann man
zu jeder Zeit kleine DIengen k a l t auflüsen, die Lösung mit der grössten
Tjeichtigkeit abfilti-ieren und so die klare, für die Pilzknltur geeignetste Nähi-
flUssigkeit in den möglichen Fonnen der Verdünnung leicht gewinnen. Die Aufbewahrung
dieser Würze in den beschriebenen, mit einem Glasstabe beschickten
und mit sterilisiertem Fliesspapier geschützten Erlenmeyerschen Kölbchen geschieht
wie früher. Das j\lalzextrakt kann ungefährdet nach allen Stellen der Welt mit-
gefdhrt und die geeigneten Nährlösungen für die Kultur der Pilze wiederum
nach drei bis fünfmaliger Sterilisierung leicht und unmittelbar verwendet werden.
Um festznstellen, welche Pilzformen in der Würze am besten zur Entwicklung
gelangen, muss man die Sporen der verschiedenen Formen, wie es
schon früher fiir das Mistdecoct nnd fiir die Fruchtsäfte angegeben worden
ist, prüfen.
Man ist jetzt auch in der Lage, aus M i s c h u n g e n v o n d en d r e i b is h e r
g e n a n n t e n N ä h rm e d i e n , dem M i s t d e c o c t , dem P f l a u m e n d e c o c t n n d
d e r B ie rw ü r z e v e r b e s s e r t e N ä h r lö s u n g e n herzustellen, welche einzelnen
Pilzformeii besonders Zusagen. Man kann unter Umständen das Mistdecoct verbessern
durch Zusatz von Würze oder Pflaumendecoct und kann andererseits die
W’ürze und das Pflaumendecoct für einzelne Fälle zur Kultur geeigneter machen,
wenn man in zusagenden Verhältnissen Mistdecoct zusetzt. Hier kommt alles
auf den Versuch im einzelnen an, und es lassen sich spezielle Erfahrungen nicht
wohl anführen.
Wie die verschiedenen Formen der Nährlösungen besonders wirken, lässt
sich namentlich bei solchen Pilzforinen zeigen, deren Sporen beispielsweise nur
im Mistdeeocte zum Auskeimen zu bringen sind, bei welchen aber bei der i-elativen
Substanzarmut des Mistdecoctes an Kohlehydraten ein frUher Stillstand in der
Kultur eintritt. Man kann hier durch Verwendung von einem Mistdeeocte,
welches mit Würze oder mit Pflaumendecoct versetzt wird, leiclit und sicher eine
viel weiter gehende Entwicklung erreichen. I.st einmal die Keimung der Sporen
in dem geeignetsten Nährmedium, z. B. im Mistdecoct, eingetreten, so kann dann
die gemischte Nährlösung, die aus Alistdecoct und zuckerhaltigen Nährmedien
hergestellt ist, zweckmässig angeschlossen werden. Nach erfolgter Keimung
wachsen die Mycelien in diesen Nährlösungen üppiger als sonst, uud man hat
nur dafür Sorge zu tragen, dass die Nährmedien, um plasmolytische Er.scheinungen
in den Mycelien zu verhindern, immer in der geeigneten Stärke resp. in der
Conceiiti-ation zugesetzt werden, wie sie ursprünglich zur Auskeimung der Sporen
zur Verwendung kamen. Es ist auch leicht möglich, in den Knlturen auf Objektträgern
die erschöpften Nährlösungen von den Mycelien abfliessen zu las-sen, mit
in Alkohol sterilisiertem Fliesspapier die Abflussstelle rein abzuwischen und dann
neue Nähriösimg zuzusetzen, nm die Entwicklung weiterzuführen. Es sind so
Eiitwicklungsstadien in Objektträgevkulturen erreicht worden, namentlich in den
Kulturen von Formen der Basidiomyceten, auch in den Kulturen der Ascomyceten,
welche ich in Gemeinschaft mit Herrn Dr. von Tavel angestellt habe, die sonst
in einem einmalig verwandten Kulturtropfen geradezu unmöglich gewesen wären.’)
Die Herstellung der gemischten Nährlösungen ist nicht selten mit Ausscheidungen
verbunden, welche wiederum umständliche Filtrationen und Sterilisierungen
notwendig machen. Um diese auszuschalten, kann man schon gleich im
Ausgange Pflaumendecoct oder Bierwürze mit entsprechenden ]\Iengen von Mistdecoct
zur Extractdicke oder umgekehrt auch Mistdeeocte mit einem Zusatz von
Würze bis zur Haltbarkeit eindampfen. Von diesen Exti-acten und von dieser
Mischung, welche durch die Länge der Aufbewahrnng in keiner Weise nachteilig
beeinflusst werden, gelingt es leicht und sicher klar flltiderte Lösungen zu ge-
’) Die weiteren Einzelheiten finden sich in den Untersuchungen über die Basidiomyceten
und Ascomyceten in den Bänden V II—X dieses Werkes.